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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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da mal anrufen.«
    »Sie ist 1753 gestorben.«
    »Oh. Das ist zweihundert Jahre her. Das wird schwierig.«
    »Deswegen dachte ich ja, du könntest dich an deine Familie erinnern. Aber ihr Menschen tut euch damit manchmal schwer.«
    »Eigentlich nicht. Ich meine, ich könnte mal mit Mandy sprechen, wenn ich sie erreiche. Vielleicht hat die noch Erinnerungen an unsere Vorfahren.«
    »Wer ist Mandy?«
    »Meine Oma, aber Gnade Gott, ich nenne sie so!«
    Ich musste kichern, bei dem Gedanken, Mandy zärtlich Oma zu nennen. Als ich sie das letzte Mal sah, trug sie ihre aschblonden Haare mit den silbernen Strähnchen in duftigen Locken um den Kopf frisiert, war braungebrannt, perfekt geschminkt und auf dem Weg zum Tennisplatz der Ferienanlage. In der Bar abends hatte ich sie dann gegen zwei Uhr aus den Augen verloren. Mandy verbringt die kalte Jahreszeit an warmen Stränden und die warme Jahreszeit an noch wärmeren. Manchmal bleibt sie für ein-, zwei Monate auch in ihrer Penthousewohnung.
    »Kannst du Kontakt mit deiner Ahnin aufnehmen?«
    Minni sah mich freundlich aufmunternd an und ich sie verblüfft. Ahnin war gut. Ahnin war richtig gut. Das war zu gut, um es Mandy vorzuenthalten. Ich wollte spontan zum Hörer greifen, dann verharrte ich kurz und mahnte mich, erst nachzudenken, dann zu handeln.
    »Was soll ich meiner – äh – Ahnin denn als Begründung angeben?«
    »Na, was ich dich gefragt habe. Ob eure Familie auf Katharina vom Walde zurückzuverfolgen ist.«
    »Und warum will ich das wissen? Ich glaube kaum, dass mir Mandy deine Geschichte mit der kranken Katzenkönigin abnimmt.«
    »Ach, lass dir was einfallen.«
    Minni machte es sich leicht, sie putzte jetzt hingebungsvoll ihren ohnehin makellosen Schwanz.
    Ich überlegte. Lügen und Ausreden waren nicht mein Stil, wohl auch eine Sache der mangelnden Phantasie. Also so nahe wie möglich an der Wahrheit bleiben. Eine Bekannte will wissen – am besten für einen Artikel über … über …
    »Worüber wusste Katharina vom Walde denn so besonders gut Bescheid, Minni?«
    »Kräuter, Heilverfahren, die Sterne …«
    Einen Artikel über Naturheilverfahren. Gut. Jetzt musste Mandy nur noch zu Hause sein. Ich wählte ihre Nummer, und Wunder über Wunder, meldete sie sich selbst.
    »Hallo, Mandy, erinnerst du dich noch dunkel an mich?«
    »Hältst du mich schon für senil, Kathy?«
    »Aber nein doch, wie könnte ich? Aber bei deinem aufreibenden Leben wäre es ja möglich, dass du schon mal einen Teil deiner umfangreichen Familie aus den Augen verlierst.«
    Mandy kicherte. Ihre Stimme war die einer viel jüngeren Frau, das Alter hatte ihr lediglich einen Hauch Tiefe gegeben, der sie rauchiger, irgendwie sexy klingen ließ.
    »Ich fliege heute Abend nach Fuerteventura. Hast du Lust, auf einen Kaffee vorbeizukommen und tschüss zu sagen?«
    »Um dich anschließend mit Sack und Pack zum Flughafen zu fahren?«
    »Das wäre natürlich überaus praktisch.«
    »Dachte ich mir. Gut, ich komme in einer Stunde vorbei. Ich brauche ein paar Auskünfte von dir.«
    »Worüber?« Leises Misstrauen schwang in der Frage mit.
    »Über unsere Familie, die Toten, nicht die Lebenden.«
    »Mit denen habe ich nichts zu tun!«
    »Doch, Mandy, bitte. Eine Bekannte von mir schreibt einen Artikel über Naturheilverfahren und ist auf eine Katharina vom Walde gestoßen, die unsere Vorfahrin sein soll. Sie hat mich gebeten, meine Ahnin nach ihr zu fragen.«
    »Wen?«
    »Meine Ahnin, Ahnin!«
    Ich hatte es geschafft. Erstmalig in meinem Leben war es mir gelungen, Mandy mundtot zu machen. Ein Ereignis!
    »Wie gesagt, ich komme dann in einer Stunde etwa. Bis dann.«
    Ganz sanft legte ich den Hörer auf.

Kapitel 5
    »Eijeijeijeijei, du siehst richtig gut aus, wenn du so grinst, Kathy. Ich würde gern mitkommen.«
    »Kommt nicht in die Tüte.«
    »Nein, ich laufe auch lieber frei herum.«
    »Das habe ich nicht gemeint, Minerva. Ich wollte damit nur sagen, dass du hierbleibst. Ich fahre alleine.«
    »Ich komme mit.«
    »Definitiv nicht.«
    »Muss ich erst wieder überzeugend werden?«
    Minni zeigte mir die rechte Pfote mit den ausgestreckten Krallen und hatte ein Funkeln in den Augen, das von Destruktion sprach. Dieses Tier konnte seinen Willen überdeutlich klarmachen.
    »Ich fahre mit dem Auto in die Stadt. Und ich habe keinen Transportkorb.«
    Sabina hatte mich mal mit ihrer Luxusmieze besucht und ein halbes Einfamilienhaus aus seegrünem Plüsch mitgeschleppt.
    »Ich brauche weder Tüte noch Korb.
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