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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin
Autoren: Andrea Schacht
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Katze stellte ich, weil ich in Spendierlaune war, ein Tellerchen Dosenmilch hin, was großen Anklang fand.
    Dann zog sich das Tier mit lautem Brummeln auf den Sessel zurück, und mir kam so langsam der Verdacht, dass ich mich ab jetzt als Katzenhalterin bezeichnen durfte. Das passte mir natürlich überhaupt nicht. Ich war viel zu beschäftigt, um mich um ein Tier zu kümmern. Wahrscheinlich brauchten die Katzen alle nur denkbaren Sonderbehandlungen, mussten ständig zum Tierarzt, legten am laufenden Meter Junge in die unmöglichsten Ecken, bekamen teures Futter zubereitet und hatten seltsame sanitäre Angewohnheiten. Wie an diesem Morgen zum Beispiel. Außerdem haarten sie und verbreiteten wahrscheinlich Flöhe, Würmer und Bazillen.
    Außerdem brauchten Katzen vermutlich einen Namen.
    Aber ich wollte ja gar keine Katze. Ich wollte meine Arbeit fertig schreiben und setzte mich wieder an den Schreibtisch, um die letzten Hürden zu überwinden.
    Es war ein einsames Geschäft, das Fernstudium. Manchmal wünschte ich mir, mit Gleichgesinnten die Probleme durchsprechen zu können. Ja, es ging sogar so weit, dass ich mich dabei ertappte, wie ich laut Selbstgespräche führte. Aber was soll’s, dachte ich mit einem Schulterzucken. Das hatte ich mir natürlich selbst zuzuschreiben. Wäre ich mit achtzehn nicht so unsäglich dumm gewesen, hätte ich damals ganz normal studieren können. Aber nein, ich hatte ja die große Liebe entdeckt, mich Hals über Kopf in eine Ehe gestürzt, ein bisschen gejobbt und gehofft, dass Charly die große Karriere macht. Nach zwei Jahren zeigte sich, dass das Fußballerdasein stark vom Meniskus und der Achillessehne abhängt und sich der daran hängende Mensch plötzlich einen anderen Gelderwerb suchen muss, wenn diese nicht mehr funktionstüchtig sind. Was er nicht tat und wiederum von meinen paar Kröten abhängig wurde. Wir schieden nach drei Jahren Streit im Bösen.
    Ich hatte zwar mein Abitur, aber keinen gelernten Beruf und musste tunlichst schnell eine vernünftige Ausbildung bekommen. Die Sekretärinnenschule fiel mir leicht, und danach ging es mir besser. Nur mit Sport hatte ich seitdem absolut nichts mehr am Hut. Mit Männern auch nicht.
    Gegen Mitternacht hatte ich die letzte Seite des letzten Kapitels beendet. Ich streckte mich und bewegte meine verkrampften Schultern. Jetzt das Ganze noch in die vorgegebene Form bringen, Literaturverzeichnis, Graphiken und Anlagen – alles Routinearbeiten, die ich in den nächsten Wochen im Büro machen konnte. Bis zum Jahresende würde die Arbeit fertig sein.
    Die Katze hatte ich völlig vergessen. Erst als ich aufstand, um mich zum Schlafen zurückzuziehen, wurde ich durch ein leises »Mirrr« auf sie aufmerksam gemacht. Sie streckte sich ebenfalls, stemmte die Beine in die Polster und machte einen runden Rücken. Dann fixierten mich die blauen Augen wieder – und wieder war ich diejenige, die zuerst wegsah.
    Als mich das Kitzeln im Gesicht weckte, ließ ich sie anstandslos hinaus. Dann drehte ich mich mit dem guten Gefühl um, dass es Wochenende war und ich noch weiterschlafen konnte.

Kapitel 3
    Der Samstag war den widerwärtigen Hausarbeiten vorbehalten. Und dem Einkauf. Mit den Heerscharen gleichermaßen Wochenendfixierten schob ich meinen Wagen durch den Supermarkt und suchte die wichtigsten Vorräte zusammen. Von Fertiggerichten halte ich nicht viel, aber aufwendig kochen mag ich auch nicht. Also gibt es bei mir häufig Eier in allen Formen, Kurzgebratenes oder Nudeln mit irgendeiner Sauce. Komisch, als ich alles beisammen hatte, stand ich plötzlich vor dem Regal mit Tierfutter. Sollte ich? Das war vermutlich wie Fertiggericht für Menschen. Ich drehte mich kurz um, rammte einer älteren Dame fast den Wagen ins Kreuz und fädelte mich zur Geflügeltheke ein. Etwas Hühnerfilet würde vielleicht goutieren. Wenn nicht der Katze, dann wenigstens mir. Und einen Becher Sahne nahm ich auch mit. Warum eigentlich nicht?
    Die Katze ließ sich den Tag über nicht sehen. Was mich wunderte, denn es war ein extremes Schmuddelwetter. Kühl, grau, Nieselregen.
    Erst als es dunkel war, ertönte das mir wohlbekannte Klopfen. Ich war inzwischen auch dahintergekommen, wie das Tier auf den Balkon kam. Es kletterte den Kirschbaum hoch!
    Diesmal jedoch war etwas anders. Die Katze strich heftig um meine Beine herum und machte dabei natürlich meine hellen Hosen nass. Aber dann blieb sie vor mir sitzen und legte einen winzigen, glitzernden Gegenstand zu meinen
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