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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann
Autoren: Jan Schroeter
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Pete, und uns dann die Tür zum Penthouse öffnen. Wir wollten ein paar heiße Fotos von dir und der Kleinen machen – und, na klar, damit wollten wir dir ein bisschen Kohle abknöpfen! Konnte keiner ahnen, dass du Amok läufst…«
    Pieter fühlte, wie sich in ihm alles zusammenzog. Er sah es plötzlich vor sich, verschwommen, wie sein Blick damals gewesen sein musste, getrübt durch Alkohol und K.O.-Tropfen: Nastja, nackt, rein und schön, lachend im Flur. Männer am Fahrstuhl. Enttäuschung. Wieder nur eine Enttäuschung. Wieder nur ein betrogener, alter Sack.
    Küche.
    Messerblock.
    Klinge.
    Blut…
    Elena entdeckte als erste den Wahnsinn in seinen Augen. »Ich liebe dich, Piet!« hauchte sie entsetzt. Rufus lachte höhnisch auf – da traf ihn Pieters Kugel in die Brust, das Gelächter ging ansatzlos in Röcheln über. Rufus rutschte langsam die Wand hinunter und blieb reglos am Boden liegen, die Augen weit aufgerissen, als wolle er nichts von dem verpassen, was noch passieren würde. Von nun an allerdings ohne ihn, jetzt und immerdar.
    Jetzt, dachte Max entschlossen. Los!
    Bronstein vernahm den Schuss, als sie gerade das Büro des Geschäftsführers betrat und die offene Aktenschranktür mit der dahinterliegenden Treppe entdeckte. Sie setzte sich sofort in Bewegung, doch schon bei den ersten Schritten die Treppe hinab spürte sie, dass irgendetwas an ihr nicht in Ordnung war. Plötzlich löste sich etwas an ihrer Hüfte, flatterte, rutschte… Scheiß-Wickelrock, dachte sie noch und wollte zupacken, da verhedderten sich ihre Füße schon in der langen Stoffbahn und sie hob ab…
    … Elena starrte entsetzt auf ihren Mann …
    … Pieter stierte auf Rufus’ Leiche …
    … Oleg hockte teilnahmslos am Boden …
    … Max stieß sich entschlossen von der Wand ab, die Hand mit der Pistole fest im Visier …
    … da schoss, rollte, flog eine zusammengekrümmte Gestalt durch die Tür, stieß heftig mit Max zusammen und ging mit ihm zu Boden. Stöhnend rappelten sich beide langsam hoch.
    »Wer ist das schon wieder?« Pieter drückte sich an die Wand. Sein Blick flackerte zur Tür, zu Elena und wieder zurück zu der jungen Frau, die jetzt neben dem Rikschamann stand und trotz des Sturzes konzentriert wirkte bis in die Haarspitzen. Pieter hielt die Pistole genau auf sie im Anschlag.
    »Das ist nur eine Kellnerin, Piet!« versuchte Elena zu beschwichtigen. »So was tragen die doch hier.«
    Einen Schlabberpulli? Dann entdeckte Pete die schwarzglänzenden Strings am Südpol der jungen Frau. Okay, Kellnerin.
    Max sah, wie Bronstein unter Westheims Blick unwillkürlich ihren hochgerutschten Schlabberpulli so weit wie möglich herunterzupfte. Wie kam sie so plötzlich hierher? Warteten noch mehr Polizisten draußen? Und wo war Elke?
    »Ich bin keine Kellnerin!« herrschte die Kripofrau die Westheims an. »Luisa Bronstein. Kripo Hamburg! Legen Sie die Waffe weg, Westheim!«
    Luisa, dachte Max. Hübscher Name. Hübscher Hintern. Eine hübsche Waffe in ihrer Hand wäre jetzt vermutlich wirkungsvoller, aber da war leider keine.
    »Geht da rüber, zurück an die Wand, alle beide!« befahl Pieter barsch. Alle gegen mich. Sogar Elena hängt mit drin. Aber sie liebt mich doch! Oder?
    »Gib es auf, Pete.« Max versuchte, seine Augen fest auf Westheim zu richten, ohne mit dem Blick ängstlich auf die drohende Pistolenmündung abzurutschen – was ihm schwer fiel. »Selbst wenn du uns umbringst – die Polizei weiß längst Bescheid.« Er wandte sich an die Kripofrau. »Kommissar Hesse ist draußen?«
    Bronstein nickte wohldosiert. »Alles abgeriegelt. MEK ist in Stellung. Es ist vorbei, Westheim.«
    »Ich hab’ nichts damit zu tun!« wechselte Elena plötzlich die Seiten. »Ich hatte nur Angst um meine Ehe. Mehr weiß ich nicht…«
    Pieter hielt die Pistole unverändert auf Bronstein gerichtet, aber sein Blick schwenkte hinüber zu Elena. Keine Wut stand darin, kein Hass. Nur Trauer. Elena schluckte.
    »Du kannst doch nicht erwarten, dass ich wegen dir ins Gefängnis gehe. Oder schlimmer. Es ist alles deine Schuld, Piet! Das musst du allein…«
    Allein. Der Pistolenlauf zuckte fast wie von selbst herum. Der Finger krümmte sich um den Abzug und zog durch. Klick.
    Bumm.
    Auf Elenas Bluse wuchs ein roter Fleck – sie sah an sich herab und schrie mit brechender Stimme.
    Beinahe ein hohes C, erkannte Pieter. Elena brach zusammen.
    Splash.
    Für immer allein.
    Leertakt.
    Bronstein löste sich aus ihrer Schreckstarre und stürmte vor
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