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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann
Autoren: Jan Schroeter
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registrierte aus den Augenwinkeln, wie Pieters Hand mit der Pistole zu zittern begann. »Piet, wir haben es gleich geschafft! Sieh doch, alle sind hier, die dich so quälen! Sie bringen sich sogar schon gegenseitig um! Wir schaffen das, wir beide…«
    Max erhob sich fassungslos von Rufus, der einfach am Boden liegen blieb – ebenso wie Oleg. Pieter fasste neuen Mut. Elena hatte Recht. Mit ihr an der Seite ging alles. »Alle da rüber an die Wand«, ordnete er gelassen an, als dirigiere er eine Stellprobe für die nächste Fernsehshow.
    »Schau auf die Uhr. Eine Viertelstunde. Wenn ich dann nicht wieder hier bin, rufst du meine Kollegen!« beschwor Bronstein das dicke Mädchen leise. Sie standen am hinteren Ende des »Hell on Earth«. Im grauen Morgenlicht boten sich nicht so gute Deckungsmöglichkeiten wie in der Nacht, aber die Polizistin nahm an, dass in den meisten Büros rundum noch nicht gearbeitet wurde.
    »Was soll das?« beschwerte sich Elke, ebenso gedämpft. »Ich lasse mich nicht abhängen! Wann schnallst du das endlich?«
    »Dann komm’ mir nach.« Die Kripofrau deutete – nicht ohne Schadenfreude – neben sich auf das Fallrohr, das aus der Regenrinne die Wand hinunter bis zum Boden lief. »Bist bestimmt ein Ass an der Kletterstange.«
    Elke schluckte. Bronstein biss sich auf die Lippe. Fast tat ihr der Tiefschlag leid.
    »Ich brauche dich hier als Rückversicherung«, schob sie beschwichtigend nach. »Wer weiß, was mich da drin erwartet.«
    »Und du hast die Nahkampfausbildung«, fügte sich Elke widerstrebend und sah zur Armbanduhr. »Viertelstunde. Viel Glück.«
    Bronstein huschte das Fallrohr hinauf wie ein Kletteräffchen.
    »Und wenn ich eine Leiter finde?« fiel Elke noch ein.
    Bronstein verhielt kurz auf halber Höhe und sah über die Schulter nach unten. »Da oben muss man durch eine total enge Luke!« Schon kletterte sie weiter, zog sich aufs Dach und war verschwunden.
    »Dann bleib nicht mit der Nase hängen!« knurrte ihr das dicke Mädchen nach.
    »Was soll das werden? Ein Massaker?« Max stand an die Wand gelehnt und versuchte Gelassenheit zu verbreiten und gleichzeitig mit dem Knie Oleg abzustützen, der völlig groggy neben ihm saß. Auch Rufus wirkte benommen vom überraschenden Lauf der Ereignisse.
    »Ich bin kein Mörder!« schrie Pieter aufgebracht. »Das versucht ihr mir doch bloß einzureden! Wer von euch hat sie gekillt? Barbar?«
    »Barbar hat ihre Leiche beseitigt«, raffte sich der Nachtclubbesitzer zu einer Antwort auf und sah Pieter direkt in die Augen. »Aber du hast sie umgebracht, Piet. Ich habe es selbst gesehen – in deinem Penthouse!«
    Rufus war im Penthouse gewesen? Pieters Blick flackerte nervös zu seiner Gattin hinüber. Elena wusste nichts vom Penthouse. Was hier ablief, war allerdings bedeutend schlimmer als der heimliche Besitz einer Bumshöhle. Elena zeigte auch keine Reaktion. Merkwürdig. Aber gut so.
    »Ich habe Nastjas Kellnerinnenkostüm im Penthouse gefunden«, funkte nun auch der Rikschamann dazwischen – der, der noch stehen konnte. Verdammte Scheiße, wer geht denn da noch alles ein und aus, fragte sich Pieter.
    »Begreift ihr nicht, dass hier alles auf patt steht?« mischte sich jetzt Elena energisch ein. »Wir hängen alle mit drin. Wir kennen uns jetzt alle gegenseitig! Es ist scheißegal, wie es wirklich war! Es gibt nur eine Lösung: Alle vergessen, was im Penthouse passiert ist! Und was die Polizei betrifft, lässt es sich vielleicht so drehen, dass alles an dem da hängen bleibt…« Sie bedachte Barbars Leiche mit einem vielsagenden Wink. »Für den ist es doch egal!«
    »Wusstest du von meinem Penthouse, Elena?« entfuhr es Pieter.
    »Sie wusste von allem, Pete«, versetzte Rufus. »Wusstest du, dass Elena Nastja kannte? Sie hat die Kleine dazu angestiftet, dich anzubaggern. Damit sie was gegen dich in der Hand hat, wenn eure Ehe schief läuft. Sie hätte dann nur das Mädchen vor die Presse schieben brauchen – mit dem Sensationsgeständnis: Pete West vögelt diese Minderjährige!«
    »Er lügt!« schrie Elena. Pieters Pistolenhand zitterte schon wieder.
    »Nastja hat es mir selbst erzählt!« trumpfte Rufus auf. »Sie war mindestens so abgebrüht wie du, Elena, trotz ihrer fünfzehn Jahre! Wollt ihr wissen, wie Barbar und ich in diese Scheiße reingeraten sind? Ich geh’ mit Pete West vögeln, sagt Nastja zu mir, und warum soll nur seine Alte davon profitieren? Ich sollte ihr K.O.-Tropfen besorgen. Damit wollte sie dich ausknipsen,
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