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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Schlangen, teilweise überlappend, mit funkelnden Augen, weißgähnenden Rachen, eine zischende Welle, die sich gegen die Soldaten warf, sie angriff.
    »Ilura!« schrillte Du-jum. »Sie bedient sich des Zepters!« Er wandte sich der Statue zu. »Urmu! Feror ismu betumu ara arera!«
    Eine Säule schwankte hinter ihm und stürzte ein. Eine würgende Staubwolke stieg auf. Hinter der gefallenen Säule quoll eine weitere Welle von Schlangen aus einem Loch im Steinboden.
    Nun begann die Urmustatue zu erzittern und zu schaukeln.
    »Urmu! Finsterer Gott des Todes! Deine Macht ist groß und endlos!«
    Die Männer hinter Du-jum schrillten grauenerfüllt. Er drehte sich um und sah, dass sie unter immer weiteren aufsteigenden Staubwolken wie wahnsinnig durch die Schlangenmassen hasteten. Dutzende, die schrien und fluchten, wurden von Schlangen und Echsen niedergerissen.
    »Urmuuu!« heulte Du-jum.
    Die Nordwand des Tempels bebte heftig und spaltete sich. Durch den Riss drängten sich weitere Schlangen und Echsen, Tausende und Abertausende Reptilien, die nach feuchter Erde rochen, nach Sümpfen und Abwässern: der Schlangengottheiten Ixcatls und Sithras Diener, die gekommen waren, an den Dienern ihres uralten Feindes Vergeltung zu üben.
    »Urmu!«
    Der Dolch auf dem Altar glühte nun hell. Das Dach des Tempels schwankte, die ersten Steine lösten sich und stürzten herab. Räucherschalen, Lampen und Fackeln fielen ebenfalls und ergossen sich, teilweise lodernd brennend, auf die sich windenden Massen des endlosen Reptilienteppichs. Doch immer noch mehr zwängten sich herein – und Du-jum, der inmitten der Trümmer und Leichen stand, sah sie aus allen Richtungen kommen. Wieder hob er die Hände, schrie und fluchte und stieß Beschwörungen hervor, doch sie waren nicht aufzuhalten …
    »Urmu! Töte meine Tochter und ihre Diener! Ordara ento empori! Töte sie!«
    Unter eingestürzten Wänden und Säulen krochen die vielartigen Reptilien herbei und quollen über alle Hindernisse.
    »Urm …!«
    Wie ein belebter Sumpfstreifen, wie eine Fleisch gewordene Welle brennender Wut rächten sie sich – beißend, kratzend, drückend –, und als sie Du-jum erreichten, fielen sie über ihn her.
    Der Hexer fuchtelte mit den Armen und schrie gellend, als die Schlangen sich um ihn wanden, ihn bissen, in seine Wunde krochen, sich um seinen Hals wickelten. Weitere Wände schwankten und stürzten nach innen, alles Licht erlosch, und ein donnerndes Krachen verkündete den endgültigen Zusammenbruch des großen Tempels von Urmu, des Todesvogels.
    Dann ragte nur noch Du-jums Hand aus dem Trümmerhaufen heraus und aus dem wogenden Meer von Reptilien, von denen ebenfalls viele zermalmt worden waren. Das Dach war eingebrochen und hatte mit seiner uralten Geschichte von Leid und Qualen und Blut den Mann begraben, der sich selbst Fürst der Hölle genannt hatte.
    Als letztes stürzte ein eiserner Gong auf einen Stein und verkündete mit seinem dumpfen Schlag das Dahinscheiden des finsteren Hexers.
     
    Die Leichen wurden zusammengetragen und alsbald verbrannt, und Jubel herrschte unter den Thesradern. Begeistert ließen sie ihren Fürsten hochleben.
    »Omeron! Omeron! Omeron!«
    Der Herrscher von Thesrad trat aus seinem Palast und schaute im düsteren Licht des beginnenden Morgengrauens auf die schwelenden Scheiterhaufen, die noch herumliegenden Toten, die blutbesudelte Menschenmenge, die ihre zum Teil sehr ungewöhnlichen Waffen schwenkte, und ihm wurde so richtig bewusst, was es seine Untertanen gekostet hatte, die Stadt zu verlieren und wiederzugewinnen. Da sank er auf den blutigen Steinen des Portikus auf die Knie und weinte …
    Als er sich nach einer Weile wieder zu fassen vermochte, sah er Elath, den Zauberer, neben sich stehen, dessen Augen in dem schwachen Licht gelb leuchteten. Auch Sonja und Ilura hielten sich in der Nähe auf.
    »Lord Omeron«, drängte Elath, »wir sollten sofort zum Tempel des Geiers eilen.«
    »Warum?« erkundigte sich Sonja. »Glaubt Ihr, Du-jum lebt noch?«
    »Bei einem Hexer mit seinen Kräften kann man das nie wissen!«
    Omeron runzelte zweifelnd die Stirn. »Aber meine Soldaten versicherten mir, dass keiner im Innern den Einsturz des Tempels überlebt haben kann.«
    »Vermutlich nicht. Doch wie auch immer, wir müssen den Dolch finden, den er mit sich nahm, und ihn zu dem Tor zurückbringen, das er versiegelte. Die Uralten regen sich nicht oft im Schlaf, doch sollten sie es tun nun, ich bin überzeugt, Lord Omeron,
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