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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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zwischen zwei Pfaden – und ich entschied mich für den kürzeren, schnelleren. Nun weiß ich, dass dies falsch war.«
    »Auch ich wählte einmal einen Pfad«, sagte Sonja nachdenklich. »Manchmal hielt ich ihn auch für den falschen, doch später, zu anderen Zeiten, verstand ich den Sinn dahinter. Das Gewirke der Schicksalsgöttinnen ist nicht immer klar zu erkennen.«
    »Vielleicht habt Ihr Euch das nur eingeredet, Sonja. Vielleicht gibt es ein solches Gewirk überhaupt nicht.«
    »Und vielleicht habt Ihr nie willig Zauberei benutzt, Aspre.«
    »Oh, ich tat es willig genug.« Der Zauberer betrachtete sinnend seine Handrücken, auf die der Schein des Lagerfeuers fiel. »Ich bildete mir ein, Zauberei könnte für die Menschen die Schrecken lindern, mit denen die Götter sie heimsuchen und die sie erdulden müssen, oder für Vergeltung bei furchtbaren Untaten sorgen, oder …« Er zögerte. »… oder eines Tages sogar die Möglichkeit bieten, die Götter zu stürzen und die monströse Welt zu verbessern, die sie erschufen.«
    »Euer Freund Elath sagte einmal zu mir, dass Zauberei nicht besser und nicht schlechter ist, als jener, der sie einsetzt. Es gab eine Zeit, da hätte ich das nicht geglaubt, doch jetzt …«
    »Das mag stimmen, denn ich bin nun überzeugt, dass Elath weiser ist als ich. Aber Ihr, Rote Sonja – ich spüre auch etwas Magie um Euch, trotz Eures Vorurteils dagegen.«
    »Vorurteil? Ich kämpfte gegen Zauberei, wenn sie sich gegen mich richtete, aber nie grundlos. Immer verließ ich mich auf mein Schwert. Nie ließ ich mich willig mit dem Anderen – wie Ihr es nennt – ein.«
    Leicht ächzend erhob sich Aspre und wischte sich Brotkrumen von Bart und Gewand. »Ich werde Euch keine Fragen mehr stellen. Rote Sonja. Unsere Pfade, glaube ich, trennen sich hier.«
    Auch Sonja stand auf. »Gewiss nicht. Wir müssen beide die Berge überqueren.«
    »Das ist ein langer Weg«, entgegnete Aspre. »Wie ich schon erwähnte, wählte ich schon vor langer Zeit den kürzeren.«
    Mehr sagte er nicht, und Sonja drang nicht weiter in ihn. Er packte seine Satteltasche um, schwang sich in den Sattel und lenkte sein Pferd zu Sonja.
    »Lebt wohl, Hyrkanierin. Euer Pfad ist lange und gefährlich, aber es ist ein wahrer Pfad. Ein guter Pfad.«
    »Das wisst Ihr?«
    Er nickte. »Ich habe etwas von Eurer Zukunft gesehen. Euer Weg ist … richtig. Eines Tages werdet Ihr die echte Liebe finden. Ihr werdet Euer Schwert nicht aufgeben, aber Ihr werdet den richtigen Mann finden und eine erfüllte Frau werden.«
    Sonja runzelte die Stirn. »Was meint Ihr damit?«
    »Und Ihr werdet lange leben und graues Haar haben, doch Ihr werdet auch im Alter und mit grauem Haar stark sein. Ihr werdet in die Geschichte dieser Welt eingehen, Rote Sonja.«
    Verblüfft blinzelte sie. »Ich will doch nur …«
    »Die Sonne geht unter«, unterbrach Aspre sie. »Es ist Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg machen. Folgt dem langen Pfad, Rote Sonja aus Hyrkanien, und Kraft wird immer mit Euch sein.«
    Mit einem letzten Nicken trieb er sein Pferd an und ritt dahin. Sonja blickte ihm noch lange nach.
     
    An diesem Abend ritt sie einen Berg noch halb hoch, dann machte sie sich ein Feuer und schlief daneben. Am Morgen badete sie in einem nahen Weiher und gönnte sich danach erfrischt Beeren, Wurzeln, Kräuter und kühles Quellwasser zum Frühstück. Schließlich füllte sie sich einen Handschuh mit Beeren und aß sie im Reiten.
    Die Sonne stand voll über den Bäumen, als Sonjas Pferd vor etwas am Pfad scheute, wieherte und sich aufbäumte.
    »Ruhig, Junge … ruhig! Wa-as …?«
    Mitten auf dem Weg ringelte sich eine Schlange.
    Sonja lächelte. Sie beobachtete das Reptil, dachte an Ilura, und salutierte. »Zieh weiter, ich halte dich nicht auf, alte Freundin. Ich weiß zu schätzen, was du und deinesgleichen für uns getan habt.«
    Aber die Schlange zog nicht weiter. Sie wand sich vor dem Pferd vor und zurück und zog Spuren durch den Staub, bis Sonja klar wurde, dass das Tier bedeutete, ihm zu folgen.
    Als ihr dieser Gedanke kam, kroch die Schlange durch die Büsche.
    Sonja lenkte ihr Pferd hinterher. Wieder scheute es, doch sie beruhigte es mit sanften Worten und leichtem Tätscheln, und zwang ihm ihren Willen auf.
    Die Schlange glitt voraus durch den Wald. Hin und wieder blickte sie zu Sonja zurück, hob den Kopf, nickte und kroch weiter.
    Sonja folgte ihr eine lange Strecke – durch den Wald, um Felsen herum, und immer wies die Schlange ihr einen
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