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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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hämmerte an die Tür. »Lasst mich ein!« Sie wartete kurz, dann pochte sie erneut heftig. »Lasst mich ein, Ilura!«
    : Ein schwaches Stöhnen und Ächzen war aus der Kammer zu hören. Sonja drückte auf den Türgriff. Er rührte sich nicht. Sie versuchte es mit aller Kraft, und dann schwang die Tür nach innen auf.
    »Ilura!«
    Die Schlangenfrau war mit überkreuzten Beinen am Fenster zusammengesackt. Die Arme hielt sie starr ausgestreckt, und von den Händen ging ein hellrosa Faden aus, der immer schwächer wurde.
    Sonja rannte zum Fenster, wo der Faden sich mühsam nach oben in der Schwebe hielt. Sie spürte die Hitze, die davon ausging, und berührte ihn deshalb nicht. Nur einige Ziegelreihen unterhalb von ihr befand sich das Ende des Fühlers um ein Zepter – das Schlangenzepter – geschlungen.
    »Nicht loslassen, Ilura!« schrie Sonja. »Ich habe das Zepter fast! Nicht loslassen!«
    Sie sprang auf das Fenstersims, hielt sich mit einer Hand daran fest und beugte sich so tief hinaus, wie sie nur konnte, während sie nach dem Zepter griff.
    »Ja nicht loslassen, Ilura!«
    Ein Kreischen antwortete ihr – das eines Vogels am Himmel. Sie erkannte Du-jums Zaubervogel, der immer größer wurde und mit donnerndem Flügelschlag geradewegs auf das Fenster zubrauste.
    »Nicht loslassen!« rief Sonja erneut verzweifelt.
    Doch der Fühler löste sich kraftlos auf, als Ilura ihn in ihrer Erschöpfung nicht mehr zu halten vermochte.
    Noch tiefer streckte Sonja die Hand – und die Finger schlossen sich im letzten Augenblick um das Zepter.
    Doch da spürte sie, wie sie unaufhaltsam aus dem Fenster rutschte.
    Ilura!
    Sie glitt immer noch, als Ilura einen wilden, unmenschlichen Schrei ausstieß. Bei seinem Klang spürte Sonja sich plötzlich einen Augenblick in der Luft angehalten – einen Herzschlag lang nur, doch der genügte Sonja, das Zepter mit einer Hand festzuhalten und sich selbst mit der anderen am Fenstersims. Schnell zog sie sich daran wieder hoch und in die Kammer, während der Vogel schon ganz nahe kreischte.
    Sie sah Ilura auf dem Boden liegen, und ihre menschliche Gestalt begann zu verschwimmen. Kiros, Endi und andere waren inzwischen ebenfalls von unten an die Tür geeilt, jedoch nicht eingetreten. Als sie ihren Blick bemerkte, wirbelte sie herum – und sah, dass Du-jums Vogel gerade durch das Fenster in die Kammer flog.
    »Däääämon!« schrie Sonja. Sie fasste das Zepter mit beiden Händen wie ein Langschwert, während sie vom Fenster zurückwich.
    Wie vom Katapult geschnellt, stürzte sich der Vogel kreischend auf sie. Sonja schwang das Zepter und schmetterte es auf den Schädel des Gefiederten. Erneut kreischte der Vogel, als er seitwärts zur Kammermitte geworfen wurde und in grünen Flammen aufging. Zuckend wand er sich in dem unirdischen Feuer, bis nur noch ein verkohltes Stückchen Holz von ihm übrig blieb.
    Ein grauenvoller Schmerzensschrei, der aus keiner Kehle kam, machte sich von irgendwo aus dem Palast in den Köpfen bemerkbar – Du-jums. Und dann …
    »Ssss-onn …«
    Iluras Gestalt verschwamm erschreckend. Sonja drehte sich zu ihr um, kniete sich neben sie und drückte das Zepter in die tastenden Finger.
    Mit Ixcatls Zepter in der Hand begann Ilura ein glühendes Grün auszustrahlen – und sich wieder zu verwandeln.

 
10
     
    »Helft mir auf eine Bahre, ihr Dummköpfe!« fauchte Du-jum seine Wächter an. »Rasch! Bringt mich zum Tempel! Ich muss Urmu beschwören – den Dolch der Alten auf seinen Altar legen, damit er mir den Weg zu ihnen weisen kann.«
    Jene seiner Diener, die bei ihm geblieben waren, trugen ihn mehr, als sie ihn stützten, die Korridore entlang und eine Treppe hinunter zum Südausgang des Palasts.
    Als sie an einer Tür vorbeikamen, spähte Aspre durch einen Spalt hinaus, schüttelte den Kopf und wisperte: »Zieh in deinen Untergang, Verräter des Hohen Weges!«
    Du-jum, der nichts von seiner Anwesenheit ahnte›murmelte Beschwörungen, die den Untergang anderer bringen sollten. »Du hast recht, Aspre«, flüsterte er, »du treuloser Zauberer. Ich werde in die Hölle eingehen – doch nicht, wie du es dir vorstellst, sondern in Fleisch und Blut. Und ich werde von dort zurückkehren und nichtmenschliche Legionen anführen, mit deren Hilfe ich mich für immer und alle Zeit zum Herrscher über die Menschheit machen werde!«
    Neue Wellen von Widerstandskämpfern griffen den Palast an. Ihre Waffen waren vielfältig: Schwerter, Messer, Prügel, Steine, Mistgabeln,
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