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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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erster Gedanke war, nach dem Schwert zu greifen und hochzuspringen. Es gelang ihr jedoch nicht einmal sich aufzurichten. Husten schüttelte sie.
    »Bist du wach, Weib?« grollte der kräftige Mann. Seine dunklen Augen musterten sie eingehend, dann wandte er das Gesicht ab. »Sie ist wach, mein Lord.«
    Ein weiteres Stiefelpaar näherte sich, ein zweites Gesicht schob sich in ihr Blickfeld, ein Gesicht mit heller Haut, Schnurrbart, gutaussehend unter dem Metallschirm eines eingebeulten Kampfhelms, ja, gutaussehend, trotz der Runen, die Leid und Müdigkeit hinterlassen hatten.
    Er sprach sie höflicher an als der Schwarzbärtige. »Seid Ihr wach?«
    Sonja schüttelte den Kopf, damit die Schleier vor den Augen verschwänden, und atmete tief ein, als ließe sich Fieber so leicht vertreiben wie ein Kater.
    »Da …«
    Starke Hände legten sich um ihre Oberarme, um ihr beim Aufsetzen zu helfen. Kraftlos ließ sie es geschehen und schüttelte erneut den Kopf. Die Welt verschwamm vor ihren Augen. Es war eine Welt der Dämmerung, von Lagerfeuern und Fackelschein. Blinzelnd sah sie Scharen von Bewaffneten, hinter ihnen Pferde und offenbar Vorräte, dann weitere Männer und wieder Dämmerung.
    »Wo … .?«
    »Überanstrengt Euch nicht.« Der gutaussehende Mann, drehte sich um und winkte. »Sadhur?«
    Der riesenhafte Schwarzbärtige nickte und streckte seinen Wasserbeutel aus. Der andere nahm ihn, öffnete ihn und hielt ihn an Sonjas aufgesprungene Lippen.
    »Wasser. Trinkt ganz langsam und nur wenig. Ihr habt viel Schweiß verloren und müsst vorsichtig sein.«
    Aber sie trank das kalte Wasser in hastigen Schlucken, bis der Mann ihr den Beutel wegnahm. Danach halfen die beiden ihr, sich sitzend mit dem Rücken an einen Baumstamm zu lehnen.
    »Wo … bin ich?«
    »Im Vorgebirge, etwas östlich von Thesrad.«
    »Thes … rad?«
    »Nein, nicht in Thesrad, sondern in den Bergen dahinter. Die Stadt liegt im Tal. Ich bin Omeron, und Thesrad ist mein Stadtstaat.«
    »Was ist passiert? Wie bin ich...?«
    »Macht Euch keine Sorgen. Meint Ihr, Ihr könnt ein bisschen etwas essen? Ja? Sadhur, bitte.«
    Während. der riesenhafte Krieger davonstapfte, fuhr Omeron fort: »Ihr habt Euch das Bergfieber geholt, aber das Schlimmste ist bereits überstanden. Doch Ihr hattet Glück, dass Ihr so weit gekommen seid. Wärt Ihr in den Bergen vom Pferd gerutscht, hättet Ihr inzwischen vermutlich den Tod gefunden.«
    Sonja versuchte sich zu entsinnen. Mehr oder weniger deutlich begann sie sich an Sterne, Vögel und mondhelle Bäume zu erinnern, die sich plötzlich alle um sie gedreht zu haben schienen. Sie blickte Omeron an, bemühte sich, soviel wie möglich aufzunehmen. Er hatte tiefblaue Augen, klar und fest. Ihr gefielen sie, und nun hatte sie das Gefühl, ihnen und damit ihm trauen zu können.
    »Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Wir sind Vertriebene.« Bitterkeit sprach aus seiner Stimme. »Eine Woche lang kämpften wir für Thesrad, dann mussten wir der Übermacht weichen und suchten Zuflucht in den Bergen.«
    »Thesrad – Euer Stadtstaat?«
    »Ja. Hier ist Euer Essen.«
    Sadhur war mit einer gesprungenen Holzschale zurückgekehrt. Er bückte sich, um sie Sonja zu geben. Vergebens versuchte sie, sie festzuhalten. Da nahm Omeron die Schale und rührte mit einem großen Holzlöffel um.
    »Haferschleimsuppe mit ein bisschen Fleisch, nahrhaft, wenn auch nichts Besonderes. Aber wir konnten nicht viel von Thesrad mitnehmen. Unsere kargen Vorräte bessern wir mit Wild – was immer wir fangen können – auf.« Er bot Sonja einen Löffelvoll an. Sie kostete und schluckte.
    »Ich … ich möchte lieber selbst essen.« Mit zitternden Händen griff sie nach der Schale.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr sie halten könnt?« Omeron lächelte.
    Sie stellte sich die Schale auf den Schoß und tauchte den Löffel ein. Jedes Mal, wenn sie ihn zum Mund hob, verschüttete sie die Hälfte.
    »Wollt Ihr uns sagen, wer Ihr seid?« fragte Omeron.
    »Man nennt mich die Rote Sonja.« Nach den ersten paar Mundvoll fühlte sie sich bereits etwas kräftiger. »Ich bin Hyrkanierin.«
    »Kriegerin?«
    »Söldnerin, seit ich zur Frau reifte.«
    »Ich verstehe. Sucht Ihr Anstellung?«
    Sonja zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch etwas Gold, es sei denn …« Sie legte den Löffel ab und griff nach ihrem Gürtel. Ihr Beutel hing noch daran.
    Omeron lächelte verständnisvoll. »Niemand hat Euch bestohlen. Aber auch in der Beziehung hattet Ihr Glück; leicht hätten Euch Räuber
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