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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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jedoch.
    Seine Stimme klang rauh. „Ich habe es gesehen“, stöhnte er. „Oh, mein Gott, ich habe es gesehen. Es kann nicht wahr sein!“
    Brock holte tief Luft und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    „Hast du gehört?“ Wilmer ergriff seinen Arm. „Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Die Schweine haben sich selbst das Gatter geöffnet.“
    „Nein!“ Brock riß den Mund weit auf.
    „Und ich sage dir, ich habe es gesehen. Eins von ihnen stellte sich auf die Hinterbeine und schob mit dem Rüssel den Riegel zurück. Ganz ohne Hilfe oder so. Und die anderen drängten sich hinter ihm zusammen. Oh, nein, nein, nein!“
    Joe kam aus dem Wald gerannt und trieb spöttisch bellend ein Schwein vor sich her. Es schien nach einer Minute aufzugeben und trottete still auf den Pferch zu. Wilmer wandte sich wie ein Automat um und öffnete das Gatter, um es einzulassen.
    „Guter Junge!“ Brock tätschelte den seidigen Kopf, der sich an ihm rieb. „Kluger Hund!“
    „Verdammt zu klug.“ Wilmer verengte die Augen. „Hat jemals zuvor ein Hund etwas Ähnliches getan?“
    „Bestimmt“, entgegnete Brock unsicher.
    Joe ließ sich auf die Vorderpfoten fallen und rannte in den Wald zurück.
    „Ich wette, er ist hinter einem weiteren Schwein her.“ Ein Anflug von Furcht lag in Wilmers Stimme.
    „Klar. Ist ein kluger Hund, ja, das ist er.“
    „Ich werde Bill Bergen davon erzählen.“ Wilmer drehte sich auf dem Absatz um. Brock zuckte mit den Schultern und machte sich wieder an seine eigene Arbeit. Als er damit fertig war, hatte Joe zwei weitere Schweine zurückgetrieben und hielt jetzt Wache vor dem Pferch.
    „Guter Junge“, sagte Brock. „Dafür bekommst du einen Knochen.“ Er spannte die beiden Pferde ein. „Los, ihr Halunken! Ab dafür. Na los!“
    Die Pferde gingen langsam rückwärts. „He!“ kreischte Brock.
    Diesmal gaben sie sich nicht mit der Deichsel zufrieden, sondern stiegen langsam über den Pflug hinweg, bis die Pflugschar sich unter ihrem Gewicht verbog und aus der Halterung brach. Brock fühlte, wie seine Kehle austrocknete.
    „Nein“, murmelte er.
     
    Wilmer bekam fast einen Anfall, als er von der Sache mit den Pferden erfuhr. Bergen pfiff lediglich leise vor sich hin. „Ich will euch einmal etwas sagen“, sagte er und kratzte sich hinter dem Ohr. „Wir stellen alle Arbeiten mit den Tieren ein, Füttern und Melken natürlich ausgenommen. Verschließt alle Gatter und Tore mit Vorhängeschlössern und kontrolliert die Umfriedungen. Ich werde dem Alten von der Sache berichten.“
    „Was mich angeht, so werde ich ab sofort eine Schußwaffe tragen“, sagte Wilmer.
    „Ja, das ist vielleicht gar keine schlechte Idee“, meinte Bergen.
    Archie Brock hatte die Aufgabe, einen Abschnitt, eine ungefähr sechs Kilometer lange waldumschließende Linie, zu überprüfen. Er rief Joe zu sich, der erfreut herumtollte, und machte sich auf den Weg, froh, zur Abwechslung einmal allein zu sein.
    Wie still der Wald war! Sonnenstrahlen fielen hier und da durch grüne, unbewegte Blätter und malten Kringel auf die warmen, braunen Schatten. Der Himmel war tiefblau, kein Wölkchen, kein Luftzug. Gelangweilt stieß er hin und wieder mit dem Fuß gegen einen Baumstumpf oder Stein. Er streifte einen Zweig, der mit leisem Kratzen über seine Kleidung fuhr. Ansonsten war die Gegend völlig ruhig. Die Vögel schienen plötzlich verstummt zu sein, kein Eichkätzchen ließ sich sehen, und selbst die Schafe hatten sich ins Waldinnere verzogen. Beunruhigt dachte er, daß die ganze grüne Welt irgendwie auf etwas zu warten schien. Die Ruhe vor dem Sturm vielleicht?
    Er konnte sich vorstellen, wie die Leute sich ängstigen würden, wenn die Tiere plötzlich schlauer würden. Wenn sie wirklich schlauer wären – würden sie sich dann auch weiterhin von den Menschen einsperren, zur Arbeit zwingen, kastrieren, töten, häuten und essen lassen?
    Zum Beispiel Tom und Jerry, die jetzt … Aber sie waren doch sanft und fügsam!
    Und – Moment – wurden die Menschen denn nicht auch schlauer? Er hatte den Eindruck, als hätten sie in den letzten Tagen viel mehr geredet, und nicht nur über das Wetter oder die Nachbarn, vielmehr über solche Sachen wie den Ausgang der nächsten Wahl oder warum ein Hinterradantrieb in einem Wagen vorteilhafter war. Sicher, darüber hatte man sich immer mal wieder unterhalten, aber nicht so häufig und vor allen Dingen nicht so ausführlich. Sogar Mrs. Bergen. Er hatte dabei beobachtet,
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