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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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herauszufinden … meine Wissenschaftler am Institut sollten …“
    „Sie wollen weg?“
    Rossman schüttelte lächelnd den Kopf. „Armer Archie! Hilflosigkeit ist etwas Schreckliches, nicht wahr? Manchmal halte ich das für den Hauptgrund, weshalb der Mensch sich vor dem Tod fürchtet – nicht wegen der Vergessenheit, der man anheimfällt, sondern weil der Tod unvermeidlich ist, weil man ihn nicht verhindern kann. Sogar der Fatalismus ist nicht mehr als ein Schutz davor. Aber ich komme wohl vom Thema ab, wie?“
    Er rauchte eine lange Zeit schweigend weiter. Um sie herum zirpte und murmelte die sommerliche Dämmerung. „Ja“, sagte er schließlich, „ich fühle es auch in mir selbst, und es ist nicht nur angenehm. Nicht so sehr die Nervosität und die schlechten Träume – die sind hauptsächlich physiologisch bedingt, vermute ich –, sondern vielmehr die Gedanken. Ich habe mich immer für einen schnellen, fähigen und logischen Denker gehalten, aber jetzt tritt etwas in mein Leben, das ich nicht im geringsten verstehen kann. Manchmal erscheint mir mein ganzes bisheriges Leben als lächerliche und sinnlose Jagd, obwohl ich immer gedacht habe, ich sei ein guter Familienvater und Staatsbürger.“ Wieder lächelte er. „Ich hoffe allerdings, daß ich das Ende dieser Entwicklung noch erleben werde. Es dürfte interessant werden!“
    Brock hatte Tränen in den Augen. „Was kann ich tun?“
    „Tun? Von Tag zu Tag leben. Was kann ein Mensch sonst noch tun?“ Rossman erhob sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aber höre auf keinen Fall auf zu denken. Bleib am Boden mit deinem Denken, dort, wo es hingehört. Und tausche nie deine Freiheit gegen das Angebot eines anderen ein, für dich zu denken und Fehler zu machen. Bisher mußte ich den Feudalherren spielen, Archie, aber es könnte sein, daß das jetzt nicht mehr nötig ist.“
    Brock hatte das meiste davon nicht verstanden, aber er hatte den Eindruck, daß Mr. Rossman ihm Mut zusprach, ihm klarmachen wollte, daß die Sache letzten Endes doch nicht allzu schlimm sei.
    „Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir einige Bücher leihen könnten“, sagte er schwerfällig. „Ich möchte gern herausfinden, ob ich sie jetzt lesen kann.“
    „Aber natürlich, Archie. Komm mit in die Bibliothek. Mal sehen, ob ich etwas für dich finde, mit dem du etwas anfangen kannst.“

 
4
     
    Auszüge aus der New York Times vom 23. Juni:
     
    PRÄSIDENT BESTREITET GEFAHR IN
DENKBESCHLEUNIGUNG
     
    Weißes Haus rät: Ruhe bewahren und Arbeitsstelle nicht kündigen – Veränderung für Menschen ungefährlich
     
    US-Wissenschaftler erforschen Problem – Ergebnis wird in Kürze erwartet
     
    FALLENDE BÖRSENKURSE BEUNRUHIGEN
WALLSTREET
    Zurückgehender Kauf läßt Kurse und Preise stürzen
     
    Wirtschaftswissenschaftler sagt Rezession voraus
     
    CHINESISCHE TRUPPEN MEUTERN
    Kommunistische Regierung erklärt Notstand
     
    NEUE RELIGION AUS LOS ANGELES
     
    Tischler ruft sich selbst zum „Dritten Baal“ aus – Tausende auf Massenkundgebung
     
    FESSENDEN FORDERT WELTREGIERUNG
     
    Isolationist aus Iowa wechselt während Senatsrede
Standpunkt
     
    JOHNSON HÄLT WELTREGIERUNG GEGENWÄRTIG FÜR NICHT DURCHFÜHRBAR
     
    Oregon-Senator ändert frühere Anschauungen
     
    REBELLION IM HEIM FÜR GEISTIG BEHINDERTE
     
    MASSENAUFRUHR IN ALABAMA
     
    Konferenz.
    Jeder machte Überstunden, und es war zehn Uhr, als die Versammlung, zu der Corinth eingeladen hatte, begann. Sheila hatte darauf bestanden, ihr übliches Büfett aus belegten Broten und Kaffee aufzubauen; danach saß sie in einer Ecke und unterhielt sich leise mit Sarah Mandelbaum. Ihr Blick streifte hin und wieder die beiden Ehemänner, die Schach spielten, und in ihren Augen spiegelte sich eine langsam aufkeimende Furcht.
    Corinth spielte heute besser als je zuvor. Normalerweise waren er und Mandelbaum gleich starke Partner, denn die sorgfältige Strategie des Physikers hatte den gleichen Erfolg wie die weniger überlegte Bravour des Gewerkschaftlers. Aber heute abend war der jüngere Mann zu geistesabwesend. Er trug Angriffe vor, die Capablanca begeistert hätten, aber Mandelbaum erkannte seine Absichten jeweils rechtzeitig und holte zu erbarmungslosen Gegenschlägen aus. Corinth seufzte schließlich und lehnte sich zurück.
    „Ich gebe auf“, sagte er, „ich bin matt in … äh … sieben Zügen.“
    „Stimmt nicht.“ Mandelbaum deutete auf den Königsläufer. „Falls du ihn hierher ziehst und dann
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