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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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erklärt, was er tun konnte und was nicht, ihn gewissermaßen geleitet, und seitdem war alles in Ordnung gewesen. Jetzt konnte er ins Wirtshaus gehen, wenn er in der Stadt war, und wie jeder andere ein Bier trinken, und die Männer nickten ihm zu.
    Er stand einen Moment lang still und fragte sich, warum er darüber nachdachte, obwohl er es doch zu gut wußte, und warum es ihn so schmerzte. „Ich bin okay“, dachte er. Ich bin vielleicht nicht klug, aber ich bin stark. Mr. Rossman sagt, daß er keinen besseren Farmarbeiter hat als mich.
    Er zuckte mit den Schultern und ging in den Stall, um die Pferde herauszuholen. Er war ein junger Mann, mittelgroß, aber untersetzt und muskulös, mit freundlichem Gesicht und kurzgeschnittenen roten Haaren. Seine Jeanskleidung war abgetragen, aber sauber; Mrs. Bergen, die Frau des Farminspektors, in dessen Haus Archie ein Zimmer hatte, sorgte dafür.
    Der Pferdestall war geräumig, düster und voll von dem starken, guten Geruch von Heu und Pferden. Die muskulösen Kaltblüter stampften und schnaubten rastlos, als er ihnen das Geschirr auflegte. Komisch – sie waren doch sonst immer so ruhig. „Nun, nun, ruhig, mein Junge. Ruhig. Tom! Jerry! Ruhig, ruhig.“ Sie beruhigten sich ein wenig, und er führte sie nach draußen, wo er sie an einen Pfosten band, während er in den Stall ging, um den Pflug zu holen. Nicht viele Männer vermochten, ihn allein herauszuziehen, dachte er in einem Anflug von Stolz. Er kicherte leise, als er bemerkte, wie die Pferde angesichts des Pflugs stampften. Pferde waren faule Biester, sie drückten sich vor jeder Arbeit, falls es möglich war.
    Sein Hund Joe, ein goldbrauner irischer Setter, kam herbeigerannt und sprang an ihm hoch. Joe gehörte selbstverständlich Mr. Rossman, aber Brock hatte ihn aufgezogen, so daß Joe am liebsten in seiner Nähe blieb. „Platz, Joe, Platz. Was ist heute eigentlich in dich gefahren? Langsam, hörst du?“
    Das Gut breitete sich grün um ihn herum aus, die Farmgebäude auf der einen Seite, die Hütten des Personals auf der anderen und dahinter die vielen Hektar Wald. Zwischen dem Farm teil und dem großen, weißen Haus des Besitzers lagen viele Rasenflächen, Obstbäume und Gärten. Das Haus stand meist leer, seit Mister Rossmans Töchter geheiratet hatten und seine Frau gestorben war. Zur Zeit war er allerdings hier im nördlichen Zipfel des Staates New York und verbrachte einige Wochen mit seinen Blumen. Brock fragte sich, warum ein Millionär wie Mister Rossman etwas daran fand, seine Zeit mit wachsenden Rosen zu vertrödeln, selbst wenn er alt wurde.
    Die Schuppentür öffnete sich knarrend, und Brock ging hinein, nahm den großen Pflug und zog ihn nach draußen, wobei er vor Anstrengung leicht grunzte.
    Er schob den Pflug hinter sie, brachte die Deichsel in die richtige Stellung und schirrte die Pferde an. Dann schüttelte er die Zügel über ihren breiten Rücken. „Ab!“
    Sie rührten sich nicht von der Stelle.
    „Ab dafür, habe ich gesagt!“
    Tom begann rückwärts zu gehen. „Heh, heh!“ Brock nahm das lose Ende eines Zügels und ließ es pfeifend hochschnellen. Tom grunzte und setzte einen großen Huf auf die Deichsel. Sie brach mit einem Krach mittendurch.
    Einen langen Augenblick saß Brock da und fand keine Worte. Dann schüttelte er seinen roten Kopf. „Das ist … reiner … Zufall“, sagte er laut.
    Der Morgen schien von einem Moment auf den anderen sehr still zu sein. „Es war nur Zufall.“
    Im Schuppen lag noch eine Ersatzdeichsel. Er holte sie, zusammen mit einigen Werkzeugen, und begann die zerbrochene Deichsel zu entfernen.
    „Heh, dort! Stopp! Stopp, sage ich!“
    Brock blickte auf. Das Quieken und Grunzen traf ihn wie ein Schlag. Ein dunkler Schatten raste an ihm vorbei, dann noch einer und noch einer … Die Schweine waren los!
    „Joe!“ brüllte er und wunderte sich im gleichen Augenblick sogar noch darüber, wie schnell er reagierte. „Hol sie, Joe! Treib sie zurück, Junge!“
    Der Hund war wie ein geölter Blitz hinter ihnen her. Er überholte die Leitsau und schnappte nach ihr. Sie grunzte, schlug einen Haken, und er schoß auf die nächste zu. Stan Wilmer kam aus der Richtung des Pferches gelaufen. Sein Gesicht war kalkweiß.
    Brock eilte über den Hof, um einem weiteren Schwein den Weg abzuschneiden, aber ein viertes machte sich davon und verschwand im Wald. Es dauerte einige wirre Minuten, bis die Mehrzahl wieder in den Pferch zurückgetrieben war: Einige fehlten
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