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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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stimmte der Biologe zu. „Und keine großen Gewitter in der letzten Vergangenheit – Ozon regt den Verstand an –, aber meine Kulturen sind sowieso unter Glas verschlossen …“ Etwas blitzte in seinen Augen auf.
    Corinth blickte sich um. „Hallo, dort ist Helga. Möchte wissen, was sie hier so spät treibt. He, hallo, hier!“ Er erhob sich winkend, und Helga Arnulfsen brachte ihr Tablett zu ihrem Tisch herüber und setzte sich. Sie war eine hochgewachsene, gutaussehende Frau, ihr langes, blondes Haar lag eng an ihrem selbstbewußt hochgereckten Kopf an, aber irgend etwas an ihrer Art – eine sehr unpersönliche Energie, eine gewisse Distanziertheit, vielleicht auch nur die unweiblich-forsche Steifheit, in der sie sprach und sich kleidete – machte sie unattraktiver als sie wirklich war. Sie hat sich verändert seit damals, gleich nach dem Krieg, dachte Corinth. Er hatte seinen Doktor in Minnesota gemacht, wo sie Journalismus studierte, und sie hatten eine Menge Spaß zusammen gehabt, obwohl er viel zu sehr in seine Arbeit und in ein anderes Mädchen verliebt gewesen war, um ernsthaft über eine Beziehung nachzudenken.
    Später dann hatten sie miteinander korrespondiert, und vor zwei Jahren hatte er ihr einen Sekretariatsposten am Institut besorgt. Inzwischen war sie Assistentin des Verwaltungsdirektors und machte ihre Sache sehr gut.
    „Puuh! Was für ein Tag!“ Sie strich sich mit einer starken, schlanken Hand über das Haar, brachte es in Form und lächelte sie müde an. „Hinz und Kunz hat heute Ärger, und alle kommen sie damit zu mir. Gertie hat den Rappel gekriegt …“
    „Hmm?“ Corinth blickte sie ziemlich enttäuscht an. Er hatte damit gerechnet, daß der große Computer heute seine Gleichungen durchrechnen würde. „Was ist denn los?“
    „Das wissen nur Gott und Gertie, und keiner von den beiden sagt es uns. Allanbee hat heute morgen einen Routinetest durchlaufen lassen, und die Ergebnisse waren falsch. Nicht sehr falsch, aber doch so sehr, daß jeder aufgeschmissen ist, der exakte Ergebnisse benötigt. Allanbee ist gleich danach in sie hineingekrochen und hat versucht, die Fehlerstelle zu finden, erfolglos bisher. Und ich mußte für alle neue Termine machen.“
    „Höchst eigenartig“, murmelte Lewis.
    „Und dann spielen diverse Instrumente, besonders in den physikalischen und chemischen Abteilungen, ein bißchen verrückt. Murchisons Polarimeter hat eine Fehlabweichung von … oh, irgend etwas Schreckliches wie ein Zehntelprozent – ich weiß nicht genau.“
    „Tatsächlich?“ Lewis beugte sich vor.
    „Außerdem sind viele der Boys alle auf einmal mit neuen gewagten Projekten rausgekommen“, fuhr Helga fort. „Sie verlangen sofortigen Zugang zu Einrichtungen wie dem großen Synchroton und gehen an die Decke, wenn ich ihnen sage, sie sollen warten, bis sie an der Reihe sind.“
    „Und all das heute, was?“ Corinth schob den Nachtisch zur Seite und kramte eine Zigarette hervor. „Seltsamer und seltsamer“, sagte Alice. Corinths Augen weiteten sich leicht, und die Hand, die das Zündholz anstrich, zitterte kaum merklich. „Nat, ich frage mich …“
    „Ein allgemeines Phänomen?“ Lewis nickte, seine Erregung mühsam im Zaum haltend. „Könnte sein, könnte sein. Wir müssen natürlich versuchen, das herauszufinden.“
    „Worüber sprecht ihr?“ fragte Helga.
    Corinth erklärte, während sie zu Ende aß. Lewis lehnte sich schweigend zurück, stieß Zigarettenqualm aus und war in sich selbst versunken.
    „Hm.“ Helga klopfte mit einem langen, unlackierten Fingernagel auf den Tisch. „Klingt interessant. Sind alle Nervenzellen, einschließlich der in unseren eigenen Gehirnen, plötzlich in ihrer Funktion beschleunigt worden?“
    „Es ist noch etwas Grundlegenderes“, entgegnete Corinth. „Irgend etwas könnte sich verändert haben, aber was? Die elektrochemischen Erscheinungen? Woher soll ich das wissen? Wir sollten uns nicht in solche Spekulationen stürzen, bevor wir dieses Phänomen eingehend untersucht haben.“
    „Jaa, das werde ich euch überlassen.“ Helga nahm sich eine Zigarette und inhalierte tief. „Ich sehe da einige ganz offensichtliche Punkte, an denen man ansetzen könnte. Aber das ist dein Problem.“ Sie wandte sich wieder Corinth zu und bedachte ihn mit dem sanften Lächeln, das sie sich für einige wenige aufhob. „Übrigens, wie geht es Sheila?“
    „Oh, gut, gut. Und dir selbst?“
    „Ich bin okay.“ In ihrer Antwort schwang Mattheit,
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