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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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nach Cannes abkommandiert. Und ich hoffe auch, dass sich unsere Wege nie mehr kreuzen werden!“ Ein Knacken verriet dem Bärtigen, dass sein Gesprächspartner aufgelegt hatte. Er tat das gleiche.

    Eine seidenweiche Nacht lag über der Riviera. Während in St. Tropez noch lautstark gefeiert wurde, in den Spielbanken von Nizza und Monaco noch immer die Kugeln rollten, war in Antibes bereits wohltuende Ruhe eingekehrt. In den großen Hotels am Meer verlöschten nacheinander die noch wenigen erleuchteten Fenster.
    Auf die Minute genau 2 Uhr 20 war es, als im sechsten Stock des Hotels ,Europa 1 ein Fenster geöffnet wurde. Ein Mann beugte sich weit heraus und blickte an der Fassade abwärts. Er trug einen schwarzen Overall und eine dunkle Gesichtsmaske. Eine Minute später begannen die Hände des Mannes eine Strickleiter herabzulassen.
    Mit äußerster Vorsicht, jedes unnötige Schaukeln vermeidend, dirigierte er sie abwärts, bis sie wenige Handbreit über dem Balkon eines Zimmers im vierten Stock zum Stillstand kam.
    Wieder beugte sich der Maskierte weit aus dem Fenster und blickte nach unten. Minutenlang verharrte er so unbeweglich.
    Dann schlug es 2 Uhr 30... es war ein einziger scheppernder Schlag, der sich mit dem kurzen Aufheulen eines Motors vermischte. Und plötzlich kam Leben in die maskierte ioo Gestalt. Sekundenlang füllte sein Körper die Fensteröffnung aus, dann hatten seine Füße die elastischen Sprossen erfasst und glitten darauf mit artistischer Gewandtheit abwärts.

    auf den Nachbarbalkon, wo sich in noch kürzerer Zeit das gleiche Schauspiel wiederholte... und nicht nur dort... in einer Reihe weiterer Zimmer blieb sein Besuch nicht ohne Folgen.

    Wenn das Frühstück nicht schmeckt, liegt es meist an einer schlechten Nacht. Wenn es an jenem Morgen einigen Gästen des ,Europa’ nicht schmeckte, so lag das weniger an einer schlechten Nacht, als am bösen Erwachen.
    Miss Gloria Tucker aus Boston war die erste, die tränenüberströmt in das Foyer stürzte und sich Monsieur Hektor, dem Geschäftsführer, schluchzend an die Rockaufschläge hängte.
    Ihr hart auf den Fersen folgten Ettore Sartoni, ein Schmuckgroßhändler aus Florenz, und Serge Balinoff, ein ehemaliger General aus Bulgarien.
    Ungeheuerliches schien geschehen zu sein, und Monsieur Hektor wurde immer bleicher. Während seine schmalen, feuchten Hände nervös an den Hosennähten entlangglitten, hüpfte sein Adamsapfel bei jedem Schlucker aufgeregt von unten nach oben.
    Als das Ehepaar Madame und Monsieur Aurillac gebrochen aus dem Lift wankte, gab es für den Geschäftsführer kein Zögern mehr: Gravitätisch wie ein Flamingo schritt er zur Rezeption, ergriff den Telefonhörer und verlangte mit flüsternder Stimme eine Verbindung mit der Polizei.

    Als es an Perry Cliftons Tür klopfte, war es inzwischen 17 Uhr geworden.
    Der Londoner Kaufhausdetektiv war gerade von einem ausgedehnten Strandbummel zurückgekehrt und hatte es sich auf seinem Hotelbett bequem gemacht.
    „Herein!“, rief er und blickte teils unwillig, teils neugierig auf den Mann im hellbeigen Anzug, der sich etwas verlegen ins Zimmer schob.
    „Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie störe, Mister Clifton. Ich bin Michel Demont. Hätten Sie als Kollege ein paar Minuten Zeit für mich?“
    Perry Clifton sprang mit einem Satz vom Bett und erwiderte amüsiert: „Sieht nach einem Irrtum aus, Monsieur Demont. Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht in der Etage geirrt haben?“
    Michel Demont zeigte offene Verwirrung.
    „Sind Sie nicht Mister Clifton?“
    „Doch der bin ich!“
    „Der... der Detektiv aus London, wenn ich richtig informiert wurde.“
    Die Reihe verwirrt zu sein, war diesmal an Perry Clifton. „Doch, stimmt, natürlich bin ich das. Aber kein Mensch in ganz Frankreich konnte wissen, dass ich Detektiv bin... Keiner kennt mich in diesem Land, und ich habe hier weder Verwandte noch Gläubiger!“
    Der Besucher lächelte und verbeugte sich leicht. „Wenn es Sie erleichtert, Mister Clifton, will ich Ihnen gern meine Quelle verraten. Ein gewisser Mister Pickles gab mir den Tipp!“

    Perry Clifton, begann in seinem Gedächtnis zu kramen
    „Pickles?... Pickles... irgendwo klingelt es in meinem Gedächtnis…“
    Demont kam ihm zu Hilfe: „Mister Pickles ist ein hohes Tier bei einer Versicherung in London!“
    „Stimmt!“, rief Perry. „Er hat einen Hund namens ,Lord Nelson’. Und um diesen Hund ging es auch bei unserer Bekanntschaft...“
    „Sie sehen daran wieder
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