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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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holen?“
    „Bitte!“
    Zwei Minuten später war Frau Kampner mit einem kleinen schwarzen Fleft zurück.
    „Danke!“, sagte der Inspektor, ließ sich auf einen Stuhl fallen und schlug das Heft auf. Dann las er laut vor:

    Mittwoch, 31. DEZEMBER:
    Mutti den ersten Tag weg. Ich habe bis mittags gearbeitet, bin anschließend ins Kino (Beatles-Film). Dann zu Elfriede, Silvester gefeiert. Um 1 Uhr nach Hause gegangen.

    1. JANUAR:
    Feiertag. Bis 11 Uhr geschlafen, dann Suppe gekocht und Brief an Christel geschrieben. Nachmittags die weiße Spitzenbluse gewaschen. Am Abend mit P. zum Tanzen gegangen. War genau Mitternacht zu Hause. Starke Kopfschmerzen.

    2. JANUAR:
    Noch immer Kopfschmerzen. Streit im Büro wegen neuer Lohnsteuerkarte. Nach der Arbeit Tante Anna angerufen. Um 21 Uhr ins Bett und gelesen.

    3. JANUAR:
    Mit Barbara nach Karten für Eisrevue gegangen. Dann spazieren gewesen in Hellabrunn. Ab 6 mit Barbara Fernsehen geguckt.

    4. JANUAR:
    Zuerst einkaufen gegangen. Erst Bäckerei, dann zu Metzger Hufschneider. Anschließend im Kaufhaus Nähseide für Bluse gekauft. Mittags auf Leopoldstraße Bratwurst gegessen. Nachmittags mit Barbara in Discothek. Um 21 Uhr wieder zu Hause.

    5. JANUAR:
    Inspektor Kramer warf das Heft auf den Tisch: „Ab 5. Januar kein Eintrag mehr... “
    Frau Kampner sah ihn mit großen Augen an: „Meinen Sie nicht, Herr Inspektor, dass man das alles nachprüfen kann?“
    Der Beamte lächelte: „Sicher. Manches wird auch stimmen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass dieses... dieses Tagebuch eigens für die Polizei angefertigt wurde. Und das, Frau Kampner, war ein unverzeihlicher Fehler. “
    „Aber wie wollen Sie das beweisen?“, rief Frau Kampner mit erstickter Stimme, während ihre Hände hilflos mit einem Stück Papier spielten.
    Der Inspektor wies auf das Heft: „Den Beweis hat Ihre Tochter selbst geliefert. Sehen Sie sich das Geschriebene nur genau an. Ich bin sicher, dass Sie dann ebenfalls merken werden, welcher Irrtum Ihrer Gisela unterlaufen ist.“ Und da in diesem Augenblick von draußen der Schlüssel ins Schloss geschoben wurde, fügte er hinzu: „Sie selbst wird sich am meisten über diesen Fehler ärgern

    Um welchen folgenschweren Irrtum in dem ,Tagebuch’ handelte es sich?

Ein ehrlicher Finder

    Missis Penelope Applekeeper verfügte nicht nur über einen ungewöhnlichen Namen; sie verfügte auch über ein stattliches Vermögen, ein großes Haus im Londoner Stadtteil Westend, eine gewaltige Figur, eine noch gewaltigere Stimme und — über ,Whisky’.
    Whisky, vierbeinig und anhänglich, war Penelopes Lebensinhalt, sah man von den diversen Vorsitzen verschiedener Clubs und Vereine ab.
    Aber auch Whisky konnte auf etwas Ungewöhnliches hinweisen: nämlich auf ein nicht alltägliches Elternpaar. Sein Vater hieß ‚Jonas of the Field“ und war ein lupenreiner Bullterrier, während seine Mutter eine bildschöne Pudeldame aus dem Geschlecht derer von ,Cheeds and Crowler’ war. Whisky selbst glich einem Mittelding von Sattelschoner und Kaffeewärmer, und sein Stummelschwanz wies verblüffende Ähnlichkeit mit einem Knollenblätterpilz auf.

    Dann kam der 24. Oktober. Es war ein Freitag, und Missis Penelope Applekeeper beschloss, ihn für einen Besuch bei ihrem Friseur in der Hakman-Street zu nutzen. Die einzige Schwierigkeit bei diesem Entschluss lag darin, dass sie Whisky mitnehmen musste. Kathrin, ihr Mädchen, war für zwei Tage verreist.
    So nahm sie Whisky also auf den Arm, als sie um 15 Uhr vor ihrem Haus in das Taxi stieg.

    Whisky, von einer unerklärlichen Abneigung gegen Taxis geplagt, strampelte, zappelte, winselte und bellte, dass der Taxifahrer ernstlich um das Innenleben seines Autos bangte. Und er machte keinen Hehl daraus, dass er heilfroh war, als Missis Applekeeper nach einer halben Stunde Fahrt sein Taxi verließ.
    Whisky aber kläffte ihm noch ein paar wütende Beller hinterher.
    Aus alter Gewohnheit machte Penelope vor dem Delikatessengeschäft von ,Ashley’ kurz Halt, um das übliche Pfund Pralinen zu kaufen, das ihr das lange Warten unter der Trockenhaube versüßen sollte. Aber aus dem schnellen Kauf wurde ein kleines Schwätzchen.
    Als Missis Penelope Applekeeper endlich aus dem Laden trat, erstarrte sie.
    Während sich ihre Augen mit einem entsetzten Blick an der leeren Hundeleine festklammerten, machte sie zwei, drei taumelnde Schritte nach vorn.
    Whisky war verschwunden.
    Dann brüllte Penelope: „Whisky!!!“ Und noch
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