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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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vorhanden sind? Vielleicht könnten Sie auch anhand der Fingerabdrücke
    Der Inspektor winkt freundlich ab. „Danke, danke, Herr Moser, sicher ist noch alles da. Und was die Fingerabdrücke anbetrifft, so können wir uns das sparen. Ich kenne den Dieb bereits!“

    Wer war der Dieb nun wirklich?

Die Gedächtnisprobe

    Die Firma Crack & Crack galt nicht nur als das vornehmste und teuerste Herren-Ausstattungs-Geschäft von Sydney, sondern auch als traditionsreichstes.
    Die Gentlemen, die bei Crack & Crack kauften, gehörten zweifellos zu den Spitzen der Gesellschaft, und wer bei Crack & Crack arbeitete, hatte wohl die höchste Sprosse auf der Leiter des Verkäuferruhms erklommen. Das heißt, bei Crack & Crack war man nicht Verkäufer, dort war man ,Berater’.
    Es versteht sich von selbst, dass auch die Auswahl des Personals ein Ereignis erster Klasse war. Immer, wenn ein neuer Berater eingestellt werden sollte, hielt Mister Christobald Crack sen. seine berühmte Rede, worin von all den Tugenden die Rede war, die einen Crack-&-Crack-Berater auszuzeichnen hatten.

    Ganz besonderen Wert legte die Firma auf ein erstklassiges Gedächtnis. Und der Absatz in Cracks sen. berühmter Rede zu diesem Thema lautete: ein Berater, Gentlemen, muss kein ,gutes’ Gedächtnis haben, nein, er muss ein ,sehr gutes’ Gedächtnis haben. Es ist wichtiger als ein weißer Hemdkragen, wobei ich sagen muss, dass ein weißer Hemdkragen zu den Selbstverständlichkeiten gehört. Mit einem guten Gedächtnis verwöhnt man den Kunden, der zum zweiten Mal kommt, und man zwingt ihn gleichzeitig zu weiteren Besuchen bei Crack & Crack. Denn jetzt macht er sich einen Sport daraus, festzustellen, ob man vergessen hat, dass er eine Vorliebe für scheußlich-karierte Krawatten hat. Und er will erfahren, ob Sie noch wissen, dass er hinter dem Ohr eine böse Narbe hat. Deshalb, Gentlemen, erlaube ich mir Ihr Gedächtnis auf die Probe zu stellen...“
    Ja, und diese Worte sprach Christobald Crack sen. auch an jenem regnerischen Freitag im November zu den drei Herren, die vor ihm saßen, und die er gern für die neue Filiale in der Richmond-Street engagieren wollte. Er fuhr fort:
    „...Sollten Sie diese Probe bestehen, Gentlemen, dürfen Sie sich zu den Mitarbeitern von Crack & Crack zählen. Ich lese Ihnen jetzt eine kleine Geschichte vor...
    ,Mister Nicholson kleidete sich stets nach der neusten Mode. Manchmal war er dieser auch voraus. So erschien er anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung in einem rostroten Frack. Zu einer grauen Sandale trug er grüne Strümpfe und taubengraue Gamaschen. Am auffälligsten jedoch war das kanariengelbe Frackhemd.“ 1 Mister Crack sen. verbeugte sich kurz und sah die drei Herren durchdringend an. „Gentlemen, jetzt haben Sie es in der Hand... Sie sehen vor sich Schreibutensilien liegen. Bitte, notieren Sie aus dem Gedächtnis auf, was ich Ihnen soeben über Mister Nicholson berichtete. Es kommt mir nicht auf die wortwörtliche Wiederholung an, sondern nur auf die sachliche Richtigkeit. Bitte, beginnen Sie!“
    Mister John Sokke, Mister Clifford Brixon und Mister Benjamin McCoy beugten sich mit gekrauster Stirn über Papier und Stift.
    Nach genau zehn Minuten lagen die drei Texte vor Christobald Crack sen. Er lehnte sich zurück und begann genussvoll zu lesen.

    Brixon: Stets nach der neusten Mode gekleidet war Mister Nicholson. Manchmal war er ihr auch voraus. In einer grauen Sandale, grünen Strümpfen und taubengrauen Gamaschen erschien er auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Außerdem trug er einen rostroten Frack mit einem auffälligen kanariengelben Frackhemd.

    McCoy: Mister Nicholson war stets nach der neusten Mode gekleidet. Manchmal war er ihr auch voraus. Zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung erschien er im rostroten Frack. Zu grauen Sandalen trug er grüne Strümpfe und taubengraue Gamaschen. Auffällig war das kanariengelbe Frackhemd.

    Sokke: Mister Nicholson, stets nach der neusten Mode gekleidet, manchmal dieser auch voraus, erschien zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung im rostroten Frack und auffälligem kanariengelben Frackhemd. Zu einer grauen Sandale trug er nicht nur taubengraue Gamaschen, sondern auch grüne Strümpfe.

    Mister Crack sen. schob die drei Bogen zusammen und machte ein bekümmertes Gesicht. Dazu meinte er: „Leider, Gentlemen, müssen wir bei unserer Gedächtnisprobe harte Maßstäbe anlegen. Und so tut es mir aufrichtig Leid, dass ich mich leider von einem von Ihnen trennen
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