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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
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PROLOG
    Z weige schlugen Victor Holland ins Gesicht, und sein Herz hämmerte so hart, dass er glaubte, seine Brust würde explodieren, doch er musste weiterlaufen. Schon jetzt hörte er, wie der Mann näher kam, und er stellte sich vor, wie die Kugel durch die Nacht fetzte und in seinen Rücken schlug. Vielleicht war das sogar bereits passiert. Vielleicht legte er eine breite Blutspur. Er war zu betäubt vor Entsetzen, um im Moment irgendetwas anderes zu fühlen als verzweifelten Lebenshunger.
    Eisiger Regen klatschte in sein Gesicht, blendete ihn. Victor taumelte durch einen See von Dunkelheit und landete bäuchlings im Schlamm. Das Geräusch seines Sturzes war ohrenbetäubend laut. Sein Verfolger wurde durch das scharfe Knacken der Zweige angelockt, veränderte seine Richtung und kam jetzt direkt auf Victor zu. Das Plopp eines Schalldämpfers und das Zischen einer Kugel an seiner Wange verrieten ihm, dass er entdeckt worden war.
    Er zwang sich auf die Beine, schlug einen Haken nach rechts und wieder einen zurück Richtung Highway. Hier im Wald war er ein toter Mann. Aber wenn er einen Wagen anhalten, wenn er jemandes Aufmerksamkeit erregen konnte, hatte er vielleicht noch eine Chance.
    Krachen von Zweigen und ein scharfer Fluch sagten ihm, dass sein Verfolger gestrauchelt war. Victor gewann ein paar kostbare Sekunden. Er rannte weiter, nur instinktiv von seinem Orientierungssinn geleitet. Es gab kein Licht, das ihn führte, nichts außer dem düsteren Schimmer der Wolken am nächtlichen Himmel. Die Straße musste gleich da vorne sein. Jeden Moment musste er Asphalt unter seinen Füßen spüren.
    Und was dann? Wenn es keinen Wagen gab, den er anhalten konnte? Wenn niemand da war, der ihm half?
    Dann sah er durch die Bäume ein schwaches Flackern, zwei wässrige Lichtbahnen.
    Mit einem verzweifelten Sprint jagte er auf den Wagen zu. Seine Lungen brannten, seine Augen waren von dem Peitschen von Zweigen und Regentropfen fast blind. Wieder pfiff eine Kugel an ihm vorbei und schlug in einen Baumstamm, aber der Schütze hinter ihm hatte plötzlich keine Bedeutung mehr. Nur noch diese Lichter zählten, führten ihn durch die Dunkelheit, lockten ihn mit dem Versprechen der Rettung.
    Als seine Füße plötzlich auf Asphalt trafen, war es wie ein Schock. Die Lichter waren noch immer vor ihm und schwankten irgendwo jenseits der Bäume auf und ab. Hatte er den Wagen verpasst? Entfernte sich der Wagen bereits hinter einer Kurve? Nein, da war das Licht wieder, jetzt sogar heller. Es kam hier entlang. Victor rannte dem Wagen entgegen, folgte der Biegung der Straße und wusste die ganze Zeit, dass er hier draußen ein leichtes Ziel war.
    Das Klatschen seiner Schuhe auf der nassen Straße erfüllte seine Ohren. Die Lichter schwenkten auf ihn zu. In diesem Moment hörte er den dritten Schuss. Die Wucht des Einschlags ließ ihn taumelnd auf die Knie fallen. Vage fühlte er, wie die Kugel seine Schulter durchschlug, wie sein eigenes Blut warm an seinem Arm herunterfloss, aber er empfand keinen Schmerz. Er konnte sich nur darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben. Er kämpfte sich wieder auf die Beine hoch, tat stolpernd einen Schritt vorwärts ...
    Und wurde von den auf ihn zukommenden Scheinwerfern geblendet. Zu spät, um sich zur Seite zu werfen, sogar zu spät, um in Panik zu geraten. Reifen kreischten auf dem Asphalt, spritzten Wasserfontänen hoch.
    Victor fühlte den Aufprall nicht. Er wusste lediglich, dass er plötzlich am Boden lag und der Regen in seinen Mund prasselte und ihm sehr, sehr kalt war.
    Und dass er etwas zu tun hatte, etwas Wichtiges.
    Fiebrig tastete er in die Tasche seiner Windjacke. Seine Finger schlossen sich um den kleinen Plastikzylinder. Victor konnte sichnicht genau erinnern, wieso der Behälter so wichtig war, aber er war erleichtert, weil das Ding noch vorhanden war. Er umklammerte es fest mit seiner Hand.
    Jemand rief ihn. Eine Frau. Er konnte ihr Gesicht nicht durch den Regen sehen, aber er konnte ihre Stimme hören, heiser vor Panik inmitten des Summens in seinem Kopf. Er versuchte zu sprechen, versuchte, sie zu warnen, dass sie beide verschwinden müssten, dass der Tod ringsum in den Wäldern lauerte. Aber er brachte nur ein Stöhnen hervor.

1. KAPITEL
    D rei Meilen außerhalb des Redwood Valley war ein Baum quer über die Straße gestürzt, und bei den schweren Regenfällen und dem Stau brauchte Catherine Weaver fast drei Stunden, um Willits zu passieren. Da war es bereits zehn Uhr, sodass sie
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