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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
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ich schon hier.“ Sie schloss eine Schublade auf und zog einen verschlossenen Umschlag heraus mit der Aufschrift: Holland, Victor. Inhalt: Brieftasche, Armbanduhr. „Das können Sie mitnehmen. Unterschreiben Sie nur die Quittung.“
    Der Mann nickte und unterschrieb mit David Holland. „Sagen Sie“, fragte er, während er den Umschlag einsteckte, „ist Victor wach? Hat er irgendetwas gesagt?“
    „Ich fürchte nicht. Er war bei seiner Einlieferung nur halb bei Bewusstsein.“
    Der Mann nahm diese Information schweigend auf. Es war ein Schweigen, das die Schwester plötzlich äußerst beunruhigend empfand.
    „Entschuldigen Sie, Mr. Holland“, fragte sie, „woher haben Sie erfahren, dass Ihr Bruder verletzt wurde? Ich hatte keine Gelegenheit, irgendwelche Verwandten zu benachrichtigen ...“
    „Die Polizei hat mich angerufen. Victor fuhr meinen Wagen. Man hat ihn zerschmettert am Straßenrand gefunden.“
    „Ach, was für eine schreckliche Art, so etwas zu erfahren.“
    „Ja. Das Zeug, aus dem die Albträume sind.“
    „Wenigstens hat man Sie erreicht.“ Sie blätterte in den Papierenauf ihrem Schreibtisch. „Könnten wir Ihre Adresse und Telefonnummer bekommen? Für den Fall, dass wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen müssen?“
    „Natürlich.“ Der Mann griff nach den Aufnahmepapieren und überflog sie hastig, ehe er seinen Namen und eine Telefonnummer in das Feld neben „Nächste Angehörige“ schrieb. „Wer ist diese Catherine Weaver?“ fragte er und deutete auf den Namen und die Adresse am unteren Rand des Blattes.
    „Das ist die Frau, die ihn eingeliefert hat.“
    „Ich werde mich bei ihr bedanken müssen.“ Er gab ihr die Papiere zurück.
    „Schwester?“
    Sie blickte zu dem Arzt, der sie von dem Notfallraum her rief. „Ja?“
    „Ich möchte, dass Sie die Polizei rufen. Sie soll so schnell wie möglich herkommen.“
    „Die Polizei ist schon verständigt worden, Doktor. Sie weiß über den Unfall Bescheid und ...“
    „Rufen Sie noch einmal an. Das ist kein Unfall.“
    „Was?“
    „Wir haben gerade die Röntgenaufnahmen bekommen. Der Mann hat eine Kugel in der Schulter.“
    „Eine Kugel?“ Die Schwester wandte sich langsam an den Mann, der behauptet hatte, Victor Hollands Bruder zu sein. Zu ihrem Erstaunen war niemand da. Sie fühlte nur einen kühlen Lufthauch und sah, wie sich die Doppeltüren leise schlossen.
    „Wohin ist er denn verschwunden, zum Teufel?“ flüsterte der Helfer.
    Sekundenlang konnte sie nur auf die geschlossenen Türen starren. Dann sank ihr Blick zu dem leeren Fleck auf ihrem Schreibtisch, von wo die Tüte mit Victor Hollands schmutziger Kleidung verschwunden war.
    „Warum hat die Polizei noch einmal angerufen?“
    Cathy legte langsam den Hörer auf. Obwohl sie in einen warmen Bademantel gewickelt war, schauderte sie. Sie drehte sich um und starrte quer durch die Küche Sarah an. „Dieser Mann auf der Straße ... sie haben eine Kugel in seiner Schulter gefunden.“
    Sarah blickte überrascht auf, während sie Tee einschenkte. „Du meinst ... jemand hat ihn angeschossen?“
    Cathy ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken und blickte benommen in die Tasse Zimttee, die Sarah vor sie schob. Ein heißes Bad und eine beruhigende Stunde vor dem Kamin hatten die Ereignisse der Nacht wie einen bösen Traum erscheinen lassen. Hier in Sarahs Küche mit dem Duft von Zimt und Gewürzen wirkte die Gewalttätigkeit der realen Welt Millionen Meilen entfernt.
    Sarah beugte sich zu ihr vor. „Weiß man schon, was passiert ist? Hat er irgendetwas gesagt?“
    „Er ist gerade aus dem Operationssaal gekommen.“ Sie warf einen Blick zu dem Telefon. „Ich sollte noch einmal im Krankenhaus anrufen ...“
    „Nein, das solltest du nicht. Du hast alles getan, was du überhaupt tun kannst.“ Sarah berührte sachte ihren Arm. „Und dein Tee wird kalt.“
    Cathy strich sich mit bebenden Fingern die feuchten Haare aus der Stirn. Eine Kugel in der Schulter! Hatte jemand ganz einfach auf irgendeinen fremden Wagen geschossen? Oder war Victor Holland zum Sterben ausersehen gewesen?
    Im Freien rasselte etwas und klapperte gegen das Haus. Cathy setzte sich scharf auf. „Was war das?“
    „Glaub mir, das war nicht der schwarze Mann“, sagte Sarah lachend, ging an die Küchentür und griff nach dem Riegel.
    „Sarah!“ rief Cathy in Panik. Der Riegel glitt zurück. „Warte!“
    „Wirf doch selbst einen Blick hinaus.“ Sarah öffnete die Tür. Das Licht aus der Küche fiel über
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