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Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)

Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)

Titel: Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)
Autoren: Mathilde Madden
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Tag 1
    Sie rennt den Gang entlang. Seit heute Morgen der Brief gekommen ist, rennt sie. Läuft, läuft, läuft, läuft auf Adrenalin.
    Sie hat versucht, in der Bibliothek zu lesen. In der hier und in der im Haus ihrer Eltern, aber sie war so verdammt zapplig, dass die Wörter auf den Seiten der Bücher, die sie lesen wollte, einfach nicht stillhalten mochten.
    Aber das ist auch egal. Sie braucht sich jetzt nicht über Vampire zu informieren. Über diese Monster wusste sie schon Bescheid, bevor sie sprechen konnte.
    Sie muss um sechs im Schloss sein. Die Zeit wird knapp. Sie fällt praktisch durch die Tür des Krankenzimmers in der Cobalt-Stiftung.
    Ihre Mutter schaut verschlafen auf, als wäre sie auf ihrem Stuhl eingenickt, und wirkt zerknittert, was für sie ungewöhnlich ist. Ihre normalerweise feste, exakte Hochsteckfrisur hängt auf Halbmast, und graubraune Strähnchen, die daraus entwischt sind, stehen um ihr Gesicht. Ihre Augen sind rot. Sie hat geweint. Ob sie sich in den Schlaf geweint hat?
    »Merle!«, sagt ihre Mutter und steht auf. Müdigkeit schwingt in ihrem schroffen Oberschichtakzent.
    »Wie geht es ihm?«
    »Er ist … Er …« Ein paar Mal versagt ihrer Mutter die Stimme, dass ihr fast das Herz bricht, und schließlich muss sie sich zusammennehmen, um das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Es geht ihm unverändert. Er hat keine Schmerzen, aber sein Zustand ist kritisch.«
    Es ist soweit. Merle wünscht sich nur, sie könnte sich jetzt wie betäubt fühlen, leer. Doch so ist es nicht. Sie fühlt sich, als würde ihr übel. Sie sieht ihren Vater in dem Bett an, das zusammen mit den ganzen Maschinen, die es umgeben, den größten Teil des Zimmers einnimmt. Er scheint nur noch aus einer Masse von Schläuchen, Leitungen, Haut und Bettlaken zu bestehen. Nicht wirklich ein Mensch, nur ein Körper. Die piependen, blitzenden Maschinen, die die Arbeit seiner geschädigten Organe übernehmen, wirken lebendiger als er.
    Sie durchquert das Zimmer, bis sie ihm nahe genug ist, um die blasse Haut auf der schlaffen Hand ihres Vaters zu berühren. Neben seinen wirken ihre Fingerspritzen so rosig. Vor Blut. Aber sie möchte nicht anfangen, an so etwas zu denken. An Blut. Ihr Blut. Ihr Blut und daran, wer es vielleicht will. »Es gibt keine Chance, dass wir selbst ein Gegenmittel finden, oder?«, sagt sie, obwohl sie die Antwort kennt. Sie weiß nicht, was sie sonst sagen soll.
    Ihre Mutter schüttelt den Kopf. »Ich bin mir nicht einmal sicher, was in dem Gift ist. Ein Cocktail aus Magie und Wissenschaft. Klassische Vampirarbeit, schreit geradezu ›Clan des Schwarzen Smaragds‹. Es ist mir gelungen, einige der Bestandteile zu identifizieren, aber nicht annähernd alle.« Sie weist auf die Flaschen mit misslungenen Tränken auf der Fensterbank. Jede enthält eine perlende Flüssigkeit. Einige sind rostfarben oder rot. Die meisten sind golden und glitzern – zerstobene Hoffnungen.
    Merle sieht ihren Vater an. »Schon gut.«
    Merles Mutter hat diese gewisse Miene aufgesetzt. Dieses Gesicht, das besagt »das ist mein letztes Wort«. In dieses Gesicht sieht Merle jetzt. »Ich lasse trotzdem nicht zu, dass du Coles Angebot annimmst. Dies ist nicht dein Kampf.« Merle hat diesem »letztes Wort«-Gesicht noch nie getrotzt. Aber sie hat auch noch nie so stark gespürt, dass ihre Mutter will , dass sie sich ihr widersetzt. Sie befiehlt Merle, Coles Angebot nicht anzunehmen – natürlich tut sie das, sie ist schließlich ihre Mutter. Was soll sie sonst sagen?
    Das heißt nicht, dass das wirklich ihr Wunsch ist.
    »Aber es ist mein Kampf«, sagt Merle. »Jetzt schon.«
    Merles Mutter wendet sich ab und nimmt Darius Coles Brief, der auf dem Nachttisch liegt. Er ist so etwas von typisch vampirisch. Dickes Pergament, Siegelwachs und Worte, die dazu gedacht sind, den Empfänger niederzuschmettern. Merles Mutter sieht ihn an, als suche sie darin nach einem Schlupfloch.
    Merle weiß, dass sie keines findet. »Es ist die einzige Möglichkeit«, sagt sie, tritt dicht hinter ihre Mutter und berührt ihre Schulter.
    »Sieh mal, Merle.« Merles Mutter dreht sich um, und die beiden stehen eng beieinander. Merle kann ihr teures, altmodisches, schweres Parfüm riechen, das den Duft ihres Kummers überdeckt. »Dein Vater und ich … Wir wollten dich nie in so etwas hineinziehen. In unsere Arbeit. Aber die Sache mit Darius Cole, nun ja, mit Vampiren im Allgemeinen ist, dass sie Spielchen treiben. Sie können Menschen übertölpeln.
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