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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor
Autoren: Gerritsen Tess
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machen Horrorfilme. Zweitklassige Filme, aber sie werfen Profit ab. Unser letzter war ,Reptilian‘. Ich habe das Make-up bei den Spezialeffekten gemacht. Richtig grausiges Zeug. Jede Menge grüner Schuppen und Schleim ...“ Sie lachte ... es war ein seltsamer, panikartiger Klang. Unverkennbar schwang Hysterie mit.
    Sie musste darum kämpfen, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Ein Lichtblitz ließ sie scharf in den Rückspiegel blicken. Ein Scheinwerferpaar war durch den Regen kaum erkennbar. Sekundenlang beobachtete sie das Licht und überlegte, ob sie etwas zu Victor sagen sollte. Dann schwand es wie ein Gespenst.
    „Unser nächstes Projekt ist für Januar geplant. ,Ghouls‘. Wir werden in Mexiko filmen, was ich hasse, weil die verdammte Hitze immer das Make-up zum Schmelzen bringt ...“
    Sie warf einen Seitenblick auf Victor, sah jedoch nicht einmal den Hauch einer Reaktion. Aus Angst, den Kontakt zu ihm verloren zu haben, wollte sie nach seinem Puls tasten. Seine Hand war tief in die Tasche seiner Windjacke geschoben. Als Cathy versuchte, sie herauszuziehen, reagierte er sofort mit heftigem Widerstand, wurde ruckartig wach, schlug blindlings nach ihr und wollte sie von sich stoßen.
    „Victor, es ist schon gut!“ schrie sie und versuchte, gleichzeitig den Wagen zu steuern und sich selbst zu schützen. „Es ist ja gut. Ich bin es, Cathy! Ich will Ihnen nur helfen!“
    Beim Klang ihrer Stimme wich die Spannung aus seinem Körper, und sein Kopf sank langsam gegen ihre Schulter. „Cathy“, flüsterte er. Es klang erleichtert. „Cathy ...“
    „Ja, ich bin es.“ Sachte schob sie seine nassen Haare zurück. Er griff nach ihrer Hand. Sein Griff war erstaunlich fest und beruhigend und sagte: Ich lebe noch, ich atme noch. Er presste ihre Handfläche an seine Lippen. Es war eine Zärtlichkeit zwischen Fremden, die Cathy aufgewühlt zittern ließ.
    Sie lenkte ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Der Mann schwieg, aber sie konnte weder das Gewicht seines Kopfes an ihrer Schulter noch seinen warmen Atem in ihrem Haar ignorieren.
    Der Wolkenbruch wurde zu einem leichten, aber stetigen Regen. Das Sunnyside Up Cafe flog vorbei. Ein trister Kasten unter einer einzelnen Straßenlampe, und Cathy erhaschte einen Blick auf Victors Gesicht im Profil: eine hohe Stirn, scharfe Nase, hervorspringendes Kinn. Dann war das Licht verschwunden, und er war nur ein Schatten, der neben ihr leise atmete. Aber sie hatte genug gesehen, um zu wissen, dass sie dieses Gesicht nie vergessen würde.
    „Wir müssten schon in der Nähe sein“, sagte sie, mehr um sich selbst als ihn zu beruhigen. „Wo ein Cafe auftaucht, kommt bald auch eine Stadt.“ Keine Antwort. „Victor?“ Noch immer keine Antwort. Sie unterdrückte ihre Panik und gab Gas.
    Obwohl das Sunnyside Up Cafe schon mindestens eine Meile hinter ihr lag, konnte sie noch immer die Straßenlampe in ihrem Rückspiegel blinken sehen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass es nicht nur ein Licht war, sondern zwei, und dass diese Lichter sich bewegten ... Scheinwerfer auf dem Highway. War es etwa derselbe Wagen, den sie schon früher gesehen hatte? Siestarrte so eingehend in den Rückspiegel, dass sie beinahe das Schild übersehen hätte:
    Garberville, 5.750 Einwohner
    Benzin – Essen – Unterkunft
    Eine halbe Meile später tauchte die Straßenbeleuchtung gelblich schimmernd im Regen auf. Ein Lastwagen kam ihr entgegen. Obwohl jetzt eine Geschwindigkeitsbeschränkung galt, hielt sie den Fuß fest auf das Gaspedal gedrückt und betete zum ersten Mal in ihrem Leben, von einem Polizeiauto gejagt zu werden.
    Das Straßenschild HOSPITAL schien ihr aus dem Nichts entgegenzuspringen. Sie bremste und bog ab. Ein paar hundert Meter weiter lenkte sie ein rotes Schild NOTFALL zu einem Seiteneingang. Sie ließ Victor auf dem Beifahrersitz, rannte hinein, durch einen leeren Warteraum und schrie einer hinter ihrem Pult sitzenden Krankenschwester zu: „Bitte, helfen Sie mir! Ich habe einen Mann in meinem Wagen ...“
    Die Krankenschwester reagierte sofort, folgte Cathy ins Freie, warf einen Blick auf den auf dem Beifahrersitz zusammengesunkenen Mann und rief nach Unterstützung.
    Selbst mit Hilfe eines stämmigen Arztes hatten sie Schwierigkeiten, Victor aus dem Wagen zu ziehen. Er war zur Seite gesunken, und sein Arm war unter die Handbremse gerutscht.
    „Hey, Miss!“ rief der Arzt Cathy zu. „Steigen Sie auf der anderen Seite ein und befreien Sie seinen
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