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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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einmal: „Whisky!!!“ Mit unvorstellbaren Phonzahlen verließen die Rufe Penelopes Brust, und die Passanten im Umkreis von hundert Metern schrumpften vor Schreck um einiges zusammen.

    Nach einer halben Stunde vergeblichen Rufens und Suchens strebte Missis Applekeeper gebrochen aber entschlossen der nächsten Polizeistation zu.
    „Mein Whisky ist davongelaufen!“, rief sie schluchzend dem Bobby zu.
    Dieser, ein junger Mann mit einer Menge lustiger Sommersprossen, verzog grinsend das Gesicht und erwiderte: „Versuchen Sie es doch mal mit kaltem Tee, Madam!“ Sein fröhliches Grinsen verging ihm fast augenblicklich.
    Penelope hatte ihre Faust mit der Wucht eines kleinen Dampfhammers auf den Tresen fallen lassen. Dazu erklärte sie: „Whisky ist mein Hund!!!“
    „Oh, Madame...“, stotterte der königliche Beamte erschrocken und verlegen... „Ihr Hund...!“ Und Penelope erklärte: „Ich war bei ,Ashley’ einkaufen. Whisky hatte ich draußen angebunden... Er muss sich losgemacht haben... Können Sie ihn suchen lassen?“
    Der Polizist schüttelte bedauernd den Kopf: „Tut mir aufrichtig Leid, Madame... Leider... Sie verstehen... Wir haben eine Menge anderer Aufgaben...“
    Als Madame begann, geräuschvoll den Atem einzuziehen, fügte er schnell hinzu: „Aber ich kann Ihnen einen Rat geben, Madame. Versuchen Sie es mit einer Suchmeldung in der Zeitung und setzen Sie eine kleine Belohnung aus. Das bringt meistens Erfolg!“

    Missis Penelope Applekeeper griff den freundlichen Rat auf und inserierte gleichzeitig in einer Tages- und zwei Abendzeitungen. Und weil sie glaubte, dass eine größere Beloh- 19 nung mehr Erfolg haben würde, beschloss sie nicht zu sparen.

    Am nächsten Morgen erschien die erste Ausgabe. Missis Applekeeper suchte, fand — und erschrak gleich zweimal. Unter der Rubrik ,Entlaufen’ wurden nicht weniger als achtzehn Hunde gesucht. Den zweiten Schrecken verursachte die Feststellung, dass man ihre Telefonnummer verdreht hatte. Statt 217 stand da 721.
    Wütend stampfte Missis Penelope zum Telefon und ließ sich mit dem zuständigen Ressortleiter verbinden: „Sie... Sie...“, schimpfte sie und verschluckte ein paar undamenhafte Bemerkungen zum Thema Unzuverlässigkeit, und der eingeschüchterte Mann am anderen Ende des Drahtes versprach die gleiche Anzeige kostenlos noch einmal zu bringen.
    Kaum hatte die wütende Lady den Hörer aufgelegt, als es an der Haustür läutete. Es war ein Mann so um die dreißig, der einen großen Karton unter dem Arm trug.
    „Was wollen Sie?“, herrschte ihn Penelope an.
    „Ich komme wegen der Anzeige!“ Wie auf Kommando ertönte in diesem Augenblick ein klägliches Jaulen aus dem Karton.

    MissisApplekeeper riss dem Besucher den Karton aus der Hand, schlug den Deckel herunter und rief ein ums andere Mal „Whisky... mein Whisky...“ Dabei liefen ihr dicke, runde Tränen über die Wangen.
    „Wo haben Sie ihn gefunden, Mister?“
    Der ehrliche Finder bemühte sich um einen seriösen Gesichtsausdruck, als er erwiderte: „Gestern, kurz nach drei war es, ich kam gerade aus dem Kino in der Britton-Street. Da kam er plötzlich aus der Hakman-Street angelaufen...
    Direkt auf ein Auto zu... Glücklicherweise ist ja nichts passiert. Ja, und heute las ich dann Ihre Anzeige. Ich hatte ihn mit nach Hause genommen, weil sich niemand um das arme Hündchen kümmerte.“
    Penelope, der bei der Schilderung mit dem Auto heiß und kalt geworden war, stieß jetzt einen Seufzer der Erleichterung aus. „Warten Sie, Mister, ich hole nur schnell Ihren Finderlohn!“
    Der Mann sah ihr mit einer Mischung von Erwartung und fröhlicher Zufriedenheit nach.
    Drei Minuten später erschien Missis Applekeeper wieder. Doch sie schien merkwürdig verändert. Ihr Mienenspiel verhieß nichts Gutes, und bevor der ehrliche Finder darüber irgendwelche Betrachtungen anstellen konnte, hatte ihn Penelope bereits mit einem blitzschnellen Griff an der Jacke gefasst und zu sich herangezogen.
    Dazu dröhnte ihre Stimme: „Sie sind ein ganz gewöhnlicher Gauner! Woher wollten Sie wissen, dass Whisky hier zu Hause ist, he? Aus der Anzeige? Das ist blanker und dummer Schwindel. Dort war nämlich sogar die Telefonnummer falsch! Soll ich Ihnen sagen, wie es war? Sie haben Whisky selbst von der Leine abgemacht und verschleppt. Natürlich nur, um anschließend Finderlohn zu kassieren. Wahrscheinlich sind Sie mir heimlich gefolgt, um herauszufinden, wo ich wohne...“
    Sie schüttelte den Mann mehrere
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