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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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staunen, was die reichen Leute so mit sich herumschleppen. Eine Frage, Monsieur Demont. Da doch nur der vierte Stock Balkons hat, wie konnte er dann im fünften Stock so ungeniert aus und ein gehen?“
    „Unter den Zimmerfenstern des fünften Stocks läuft ein ziemlich breiter Sims ums Haus. Für einen geübten Klettermaxe nicht das geringste Problem... “
    Perry Cilfton fasste zusammen: „Dann gibt es also insgesamt sechs Geschädigte. Davon allein drei im fünften Stock!“
    „Ja. Sie können sich vorstellen, in welcher Stimmung die Direktion des Hauses ist. Dazu kommt, dass die Polizei mit der Diskretion einer explodierenden Handgranate herumläuft und — leider noch immer total im Dunkeln tappt, was die eventuellen Täter anbetrifft. Keiner der bekannten Fassadenartisten befindet sich zur Zeit auf freiem Fuß. Es gibt weder Fingerabdrücke noch eine verlorene Visitenkarte. Der Täter kann ebenso einer der Hausgäste wie auch ein Außenstehender sein!“
    Perry Cliftons Zeigefinger bohrte sich in Demonts Brust. „Soweit also die Fakten, über die auch Ihr Inspektor Mellier informiert ist. Was wissen Sie darüber hinaus? Wie sieht Ihre Trumpfkarte aus...?“
    Michel Demont schüttelte die plötzliche Verlegenheit ab und erwiderte eifrig: „Ich weiß auch nicht, ob der Täter im Hotel wohnt oder nicht. Aber ich vermute, dass er hier im Haus einen Helfer hatte!“
    „Hat diese Vermutung auch schon einen Namen, Monsieur Demont, oder ist sie nur Vermutung?“
    „Meine Vermutung heißt Pierre Bassu! Er ist einer unserer Hilfsköche. Wie ein Teil des Personals wohnt auch er im sechsten Stock... ich übrigens ebenfalls... Gestern sah ich Bassu zufällig aus dem Zimmer sechshundertdreizehn kommen. Er bemerkte mich nicht... Ich frage Sie, Mister Clifton, was hatte Bassu in diesem unbewohnten Raum zu suchen?“
    Perry Clifton nickte: „Das ist das Zimmer, in dem die Strickleiter gefunden wurde... Ja, Sie haben Recht, das ist schon eigenartig!“

    „Bassu könnte die Strickleiter dort deponiert haben... für einen Komplizen... Bassu arbeitet erst seit dieser Saison im ,Europa’...“
    „Das allein wäre noch kein Grund ihn zu verdächtigen“, gab Perry Clifton zu bedenken.
    Doch Demont machte eine Handbewegung und fuhr fort: „Laut seinen Papieren war er früher im Hotel ,Tunese’ in Paris beschäftigt... Ich habe vorhin versucht mit dem Hotel ,Tunese’ Verbindung aufzunehmen..."
    Perry Clifton beugte sich vor: „Und? Mit welchem Ergebnis?“
    „Mit einem sehr guten, Mister Clifton. Das Hotel ,Tunese’ existiert nicht. Hat nie existiert!“

    „Na also... Da haben Sie doch Ihren Erfolg, Demont. Was wollen Sie mehr. Hetzen Sie diesen Inspektor Mellier auf Bassu!“
    Der Hoteldetektiv schüttelte energisch den Kopf.
    „Ich will keinen halben Erfolg... Und es wäre ein halber Erfolg, würde man nur einen Helfershelfer erwischen. Bassu selbst kann es nämlich nicht gewesen sein. Er war von gestern Abend bis heute Vormittag an das ,Royal’ in Cannes ausgeliehen... Ehrlich gesagt, an dieser Stelle hatte ich mit Ihrer freundlichen Unterstützung gerechnet, Mister Clifton. Ich wollte Sie bitten, sich Bassu einmal vorzuknöpfen. Mich kennt er. Die Gefahr, die von mir ausgeht, ist für ihn eine einkalkulierte...“
    Perry Clifton konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen:
    „Mit anderen Worten, ich soll Bassu einen Gangster vorspielen... Haben Sie auch an die Möglichkeit gedacht, dass dabei etwas schiefgeht?“
    „Ich denke mir das so: Ist er in die Sache verwickelt, könnte man ihn eventuell zum Reden bringen. Ist er unschuldig, wird er lautstark um Hilfe rufen...“
    „...und mich in eine wenig beneidenswerte Situation bringen!“, fiel Clifton ein.
    Doch Demont hatte auch dafür ein Gegenargument bereit:
    „Ich werde in der Nähe sein!“
    „Na gut! Wann soll die Vorstellung stattfinden?“
    Demont überlegte kurz, dann schlug er vor: „Bassu hat zwischen achtzehn und zwanzig Uhr dienstfrei. In der Regel verbringt er diese Zeit in seinem Zimmer... Ich würde vorschlagen, dass wir uns innerhalb dieser beiden Stunden einen Termin suchen...“

    Die Vorstellung begann Punkt 19 Uhr.
    Perry Clifton klopfte unüberhörbar an die Tür 642 und wartete. Er trug Hut und Sonnenbrille und kaute dazu lässig auf einem Streichholz herum.
    „Herein!“, ertönte eine verschlafene Stimme von jenseits der Tür.
    Perry Clifton schloss sie leise hinter sich und lehnte sich dagegen.
    „’n Abend, Pierre!“, brummte er
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