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Der Mann in Schwarz

Der Mann in Schwarz

Titel: Der Mann in Schwarz
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Sieben für mich, drei für dich!“
    Otto Memmsen rief nach dem Kellner und flüsterte: „Lassen wir’s, Karfunkel. Ich hol mir einen für sechs Mille. Hab zu viel in den Tipp investiert.“
    Plötzlich hob Karfunkel sein Bierglas und murmelte: „Okay, Otto, ich mach’s für sechs. Weil du es bist, und weil du gerade aus dem Knast kommst. Wie, wann, wo?“ Memmsen rutschte auf den Stuhl neben Ede Schmalwitz und erklärte: „Du fährst heute Abend mit der Straßenbahn nach Simbach. In der Heinrichstraße, das ist ‘ne halb fertige Straße mit ein paar Neubauten, gibt es eine Vierergruppe Reihenhäuser. Die Nummer vierundzwanzig gehört einem gewissen Malzach. Der ist verreist und kommt erst morgen Vormittag wieder zurück. Straßenbeleuchtung ist noch nicht... Durch die Haustür kommste nicht, die hat so ‘n komisches Sicherheitsschloss. Aber wenn du drei Ziegel übereinander stellst, kannste bequem ein Loch in die Scheibe vom Küchenfenster schneiden... Geld und Klunker liegen in einer alten geschnitzten Truhe im Keller... “
    „Im Keller?“, wiederholte Karfunkel verständnislos.
    „Ja, dieser Malzach hat doch ‘ne Lücke im Zaun. Ich hab selbst gehört, wie er sagte, im Keller suche kein Einbrecher nach Schätzen. Na, was sage ich, hat er ‘ne Lücke im Zaun — oder hat er nicht?“
    Karfunkel stimmte Otto Memmsen zu.
    Trotzdem erkundigte er sich noch einmal sehr eindringlich: „Und der Tipp ist wirklich bombensicher?“

    Otto tat entrüstet: „Bei vier Mille hört bei mir der Spaß auf, Karfunkel! Komm, du hast noch eine Stunde Zeit, trinken wir noch einen!“
    Sie tranken noch drei. Und auf dem Weg zur Straßenbahn trank Karfunkel noch vier. Jetzt war er gerade in der richtigen Stimmung.
    Als er in Simbach aus der Straßenbahn stieg, fühlte er sich leicht und beschwingt, und er fand auch auf Anhieb die halb fertige Heinrichstraße.
    Leise summend trug er drei Hohlblocksteine zusammen, schichtete sie übereinander, ritzte mit dem Glasschneider einen akkuraten Kreis in die Scheibe des Küchenfensters und drückte das Ganze dann nicht gerade sehr leise ein. Mit fröhlichem Summen wirbelte er dann das Fenster von innen auf und stieg, noch immer summend, in die fremde Küche hinein.
    Als er das Licht im Hobbyraum anknipsen wollte, wurde es plötzlich hell.
    Am oberen Treppenabsatz stand ein Mann und richtete eine Schrotflinte auf Karfunkel. Dazu rief er überhaupt nicht freundlich: „Hochkommen, aber ein bisschen plötzlich!“ Karfunkel starrte den Mann wie eine Fata Morgana an. „Ich denke... denke, Sie kommen erst morgen Vormittag wieder, he...? Was wollen Sie denn jetzt schon hier, herrje, so was Dummes...“ Und missmutig kletterte Karfunkel wieder nach oben.

    „Ihre Gedanken können Sie dann mit der Polizei austauschen... Setzen Sie sich dahin!“
    Der Mann mit der Flinte schob ihm einen Küchenhocker zu. „Die Polizei wird gleich da sein!“
    Karfunkel ließ sich melancholisch auf den Hocker fallen und brummte: „Möchte bloß wissen, was ich schon wieder falsch gemacht habe... habe...“

    Ja, was hatte Ede Schmalwitz, genannt Karfunkel, falsch gemacht?

Der Mann in Schwarz

    Der Mann trug einen dicken, schwarzen Vollbart, eine dünnrandige Goldbrille und einen unauffälligen grauen Anzug. Und er bewohnte ein einfaches Zimmer im ‚Hotel Savoyen’. Es handelte sich dabei um ein kleines, unscheinbares Haus in der Rue Foche, an dem der Putz, bis auf kleine Reste, schon vor Jahren abgeblättert war.
    Es war 18 Uhr 30. Seit einer halben Stunde schon ging der Bärtige nervös in seinem Zimmer auf und ab und starrte dabei immer wieder ungeduldig auf den Telefonapparat. Endlich klingelte es.
    „Hallo?“, sprach der Mann mit gedämpfter Stimme in die Muschel. Und ebenso leise, nur wesentlich unfreundlicher, klang es daraus zurück.
    „Hallo, Jean, ich bin’s. Ich wollte dir nur sagen, dass alles in Ordnung ist und ich alles wie gewünscht vorbereitet habe. Du fährst mit dem Personallift bis in den sechsten Stock. Neben dem Liftschacht befindet sich ein Gestell mit einem Feuerlöscher. Dahinter habe ich den Schlüssel für sechshundertdreizehn festgeklebt... Im Schrank findest du, was du brauchst. Die Strickleiter reicht genau bis zum vierten Stockwerk. Die günstigste Zeit dürfte wohl zwischen zwei und drei sein. Alles klar?“
    Um die Lippen des Bärtigen huschte ein flüchtiges Lächeln: „Alles klar! Was machst du, Pierre, während ich arbeite?“ „Ich bin glücklicherweise
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