Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
- worauf? Ilka zu finden? War das nicht ein bisschen zu einfach? Und wenn ich die ganze Zeit in die falsche Richtung gedacht hatte?
    Grauer Merkendes. S-Klasse. Getönte Fensterscheiben. Wahnsinnsfelgen.
    Nein. Solche präzisen Zufälle gab es nicht.
    Ich konnte Ruben Helmbach ansprechen und mich als Fan ausgeben. Aufdringlich sein. Mich nicht abschütteln lassen. Aber was würde das bringen? Im besten Fall würde er mir ein Glas Orangensaft anbieten und mich dann freundlich hinauskomplimentieren, im schlimmsten die Polizei rufen und mich entfernen lassen.
    Ich drückte mich, vor Kälte bibbernd, auf dem Nachbargrundstück herum, verborgen hinter der Heuschrecke, und hoffte inbrünstig, dass die Bewohner wirklich nicht zu Hause waren. Die Chancen standen gut, nirgendwo brannte Licht. Sollten sie gegen alle Erwartung doch zu Hause sein, besaߟen sie hoffentlich keinen Hund.
    Während ich mich zu irgendeiner Entscheidung durchzuringen versuchte, hörte ich ein Geräusch. Ich lugte durch die Hecke und erschrak. Ruben Helmbach war höchstens fünf Meter von mir entfernt und er schaute direkt in meine Richtung. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Er trug eine Mappe unterm Arm, in der es bei jedem Schritt leise klapperte.
    Um ins Haus zu gelangen, würde er ziemlich dicht an mir vorbeigehen müssen. Heiliger Strohsack! Warum hatte ich mich so weit vorgewagt? Vorsichtig wich ich zurück.
    Unter meinem linken Fuߟ knackte es.
    Ich blieb stehen. Hielt die Luft an. Und schloss die Augen. Wie früher als Kind, wenn mein Versteck nicht mehr sicher war.
    »Was, zum...«
    Er packte mich roh an der Schulter. Ich machte die Augen auf und starrte in sein Gesicht.
     
    Mike SASŸ im Zug und fuhr nach Hause zurück. Er war enttäuscht und verärgert. Hartmut Schatzer hatte über Gott und die Welt palavert, Anekdoten und Anekdote zum Besten gegeben und sich gespreizt, als wären zehn Kameras auf ihn gerichtet gewesen. Aber er hatte keine einzige brauchbare Information ausgespuckt.
    Auf der Fensterscheibe sah Mike sein Spiegelbild und dahinter die Landschaft, die so schnell aus dem Dunkel auftauchte und wieder darin verschwand, dass er kaum Einzelheiten wahrnehmen konnte. Und plötzlich erfasste ihn eine Trauer um Ilka, die so wehtat, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb.

    Er putzte sich die Nase. Dann hob er entschlossen den Kopf und bot der Trauer die Stirn. Solange es auch nur einen Funken Hoffnung gab, würde er sich nicht entmutigen lassen.
     
    Ilka kauerte auf dem Bett. Sie hatte schreckliche Angst davor, für immer einzuschlafen. Tief in ihrem Kopf blitzte der Gedanke auf, dass diese Angst absurd war, doch die Angst deckte ihn zu. Sie baute die Bettdecke um sich wie ein Zelt. Zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Legte den Kopf auf die Knie. Und jetzt an etwas Schönes denken, befahl sie sich.
    Mike.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Musste erst so etwas Schreckliches passieren, damit sie erkannte, wie wichtig er ihr war?
    »Wenn ich je hier rauskommen sollte«, flüsterte sie, »dann...«
    Der Rest des Satzes ging in Schluchzen über. Sie zog sich die Decke über den Kopf. Und fing an zu beten.
     
    »Warum hast du mich beobachtet?«
    Er hatte mich ins Haus gestoߟen, die Terrassentür zugeknallt und mich auf einen der Sessel gedrückt. Hoch aufgerichtet stand er vor mir. Wenn er mich einschüchtern wollte, dann war ihm das gelungen.
    »Ich... mag deine Bilder«, stotterte ich und verstummte.
    »Deine Tasche.« Er streckte die Hand aus.
    Ich schnallte die Gürteltasche ab und reichte sie ihm. Während er sie durchsuchte, betrachtete ich ihn. Unter anderen Umständen wäre er mir vielleicht sympathisch gewesen. Vielleicht aber auch nicht. Die Wut in seinen Augen war unberechenbar.
    Er förderte den Autoschlüssel zutage und meinen Personalausweis.
    »Brühl«, las er laut und schaute mich an. »Was willst du von mir?«
    Es war sinnlos, ihn um ein Autogramm zu bitten. Er wusste jetzt, dass ich in Brühl lebte. Die Verbindung zu Ilka war eindeutig.
    »Ich bin auf der Suche nach meiner Freundin«, antwortete ich wahrheitsgemäߟ.
    Er nickte. »Wo steht dein Wagen?«
    Ich beschrieb ihm, wo ich geparkt hatte. Mir war auf einmal schrecklich kalt.
     
    Jette war nicht zu Hause. Sie hatte keine Nachricht hinterlassen und ihn nicht von unterwegs angerufen. Mike konnte sich das nicht erklären. Er warf einen Blick in ihr Zimmer. Ihr Hand hing an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher