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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
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Steckdose. Sie musste es vergessen haben.
    Merle würde erst in der Nacht von dem Tierschützertreffen zurückkommen. Wenn überhaupt. Manchmal übernachtete sie auch bei Claudia. Es lief zurzeit recht gut zwischen ihnen.
    Die Katzen strichen ihm fordernd um die Beine. Er versorgte sie. Danach schmierte er sich ein Brot. Es war so still in der Wohnung, dass er die Katzen und sich selbst schlucken hören konnte. Er lieߟ das Brot liegen und floh in sein Zimmer.
    Vor dem Bild, das Ilka für ihn an die Wand gemalt hatte, blieb er stehen. Ein Bauernhaus und ein Feld voller Sonnenblumen. Sie hatte seinem Traum von einer Zukunft mit ihr ein Gesicht gegeben. War es auch Teil ihres Traums? Er hatte sie nicht danach gefragt.
    Er schob eine CD ein und legte sich aufs Bett, sein Hand griffbereit neben sich. Er würde sich ein bisschen ausruhen, aber er durfte nicht einschlafen. Es gab viel zu besprechen. Er würde auf Jette warten.
     
     
    Das Mädchen SASŸ am Steuer. So hatte er sie besser unter Kontrolle. Sie hatte auf dem Weg zu seinem Wagen keine Zicken gemacht, war eingestiegen, ohne sich zu wehren, und fuhr auch ganz passabel. Allmählich hatte er sich wieder im Griff.
    Es war wie ein Schlag in die Magengrube gewesen, als er sie hinter der Hecke entdeckt hatte. Blitzschnell hatte er überlegen, blitzschnell reagieren müssen. Er hatte nur diese eine Möglichkeit gesehen, sie mitzunehmen. Alles andere wäre Wahnsinn gewesen. Obwohl das, was er hier tat, dem Wahnsinn ziemlich nahe kam.
    Zuvor hatte er sie ins Badezimmer gesperrt, seine Sachen im Kofferraum verstaut, ihren Audi in die Garage gefahren und das Tor abgeschlossen. Sie hatte ruhig auf seine Rückkehr gewartet und ihm bloߟ eine Frage gestellt.
    »Bringst du mich jetzt zu Ilka?«
    Er hatte die Frage nicht beantwortet. Er wollte vermeiden, mit ihr zu reden. Sobald er persönliche Dinge über sie erführe, hätte sie Macht über ihn. Er wollte sie nicht verstehen und kein Mitleid mit ihr haben. Eigentlich wollte er sie nur loswerden. Er wusste bloߟ nicht, wie.
     
    Langsam stand Ilka auf. Langsam ging sie zum Schrank und suchte sich aus, was sie anziehen wollte. Langsam ging sie ins Bad hinüber und lieߟ Wasser in die Wanne laufen.
    Jeder Schritt bereitete ihr Schmerzen. In ihrem Hals brannte es, als hätte sie eine Hand voll Speeren auf einmal gegessen.
    Sie schleppte sich zum Bett zurück und hob mit einem enormen Kraftaufwand die Matratze an. Dann stand sie mit der Schere in der Hand da und schaute sich um. Die Fenster waren vergittert. Selbst wenn sie die Rollläden knacken könnte, stünde sie danach nur vor einem neuen, unlösbaren Problem.
    Ihr Blick wanderte zur Eingangstür. Da lag ihre einzige Chance. Vorsichtig machte sie sich am Türschloss zu schaffen. Aber die Schere war zu groߟ für das zierliche Schloss. Sie versuchte, die Klinge zwischen Tür und Rahmen zu schieben. Doch das einzige Ergebnis waren ein paar Kratzer. Wahrscheinlich konnte man eine Stahltür nur sprengen.
    Zu was sonst war die Schere nütze? Ilka schob sie wieder unter die Matratze. Wahrscheinlich taugte sie nicht mal, um Schluss zu machen. Erschöpft wankte sie ins Bad, zog sich aus und lieߟ sich ins heiߟe Wasser gleiten.
    Und Ertrinken?
    War das ein schmerzhafter Tod?
     
    Mike beschloss, eine Runde zu Koggen. Er hatte das schon so lange nicht mehr getan, dass er bezweifelte, länger als eine Viertelstunde durchzuhalten. Doch dann merkte er, dass es ihm gut tat. Als hätte sein Körper es die ganze Zeit vermisst.
    Er lief durch die menschenleeren StraßeŸen. Hinter den meisten Fenstern flackerte ein bläulicher Schimmer. Da SASŸen tatsächlich Leute vor dem Fernseher und sahen sich einen Film oder irgendeinen Unterhaltungsquatsch an. Als hätte sich das Leben seit Silikats Verschwinden nicht auf den Kopf gestellt.
    Mike lief und lief. Fühlte den Schweiߟ auf der Haut. Spürte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper. Am liebsten wäre er immer so weitergelaufen. Bis ans Ende der Welt. Was sollte er hier noch, wenn Ilka nicht bei ihm war?
     
    Er redete kaum mit mir. Verriet mir auch nicht, wohin wir fuhren. Er gab mir nur zweimal die Anweisung, die Autobahn zu wechseln.
    Mitternacht war vorüber. Es war kaum noch jemand unterwegs. Ich fragte mich, was Ruben mit mir vorhatte. Ich war eine Last für ihn. Würde er diese Last bei der nächsten Gelegenheit abwerfen?
    Er erlaubte mir nicht, das Tempo zu drosseln. Wahrscheinlich wollte er vermeiden, dass ich eine
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