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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
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irgendwohin, wo es warm ist.«
    Aber Imke brachte es nicht fertig, so sehr es sie auch reizte. Etwas hielt sie zurück.
    »Du weiߟt, was es ist«, hatte Tilo gesagt und sie angeguckt, als wäre es das Einfachste von der Welt, jemanden wie sie zu durchschauen.
    Natürlich wusste sie es.
    »Du solltest dich unbedingt einmal mit der wirklichen Ursache für deine Angst auseinander setzen«, hatte er ihr geraten.
    Plötzlich war er ihr fremd gewesen. Als hätte sie ihn eben erst getroffen.
    »Wenn ich einen Psychologen brauche«, hatte sie ihn angeblafft, »dann suche ich mir einen.«
    Seitdem mieden sie das Thema. Selbst Tilo, der ein solches Verhalten »autodestruktiv« fand, hatte kein weiteres Wort darüber verloren.
    Imkes neuer Roman beschäftigte sich mit einer Schauspielerin und ihrem Sohn, der in gefährliche Gesellschaft gerät. Sie druckte das zuletzt geschriebene Kapitel aus und überflog es noch einmal. Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    In Wahrheit hatte sie über Imke Thalheim geschrieben. Und über Jette. Andere würden ihre Verschlüsselungen schlucken, sich selbst konnte sie nichts vormachen. Angewidert schob sie das Manuskript beiseite. Stimmte es wirklich, was Jette behauptete? Dass sie ihre Umwelt ausschlachtete, um an Stoff für ihre Bücher zu gelangen?
    Sie beendete die Arbeit für heute, schlüpfte in ihre dicke Jacke und spazierte durch den Garten. In weiߟen Büscheln leuchteten die Schneeglöckchen aus dem dunklen Gras. Imke konnte sich daran nicht erfreuen. Dieser gefährliche Winter war noch lange nicht vorbei.
     
    Hartmut Schatzer hatte Ruben Helmbach offenbar entdeckt und darauf war er mächtig stolz.
    »Hier in meiner Galerie hat alles angefangen«, sagte er. »Und dieser Mann wird es noch viel weiter bringen. Denken Sie an meine Worte.«
    Er hörte sich gern reden und breitete eine Geschichte nach der anderen vor Mike aus. Nach etwa einer Stunde unterbrach Mike ihn.
    »Dieses Mädchen, das er immer wieder malt, wissen Sie, wer das ist?«
    »Sie ist alles«, sagte Schatzer mit theatralischer Geste. »Oder nichts.«
    »Und das heiߟt?«
    Diesmal war Mike nicht bereit, sich mit Floskeln abspeisen zu lassen.
    »Dass er in diesem einen Mädchen alle Mädchen der Welt zusammenfasst. Und dass er sich in ihr die einzig wahre Liebe ständig neu entwirft.«
    »Entwirft? Es könnte diese Liebe doch wirklich geben?«
    Schatzer schüttelte heftig den Kopf. »Ruben Helmbach lebt ausschlieߟlich für seine Kunst. Genau deswegen hat er das Zeug, einmal einer der ganz, ganz Groߟen zu werden. Er hat seine Affären, mehr nicht. Wenn es eine echte Liebe gäbe, dann wüsste ich davon.«
    »Und wenn es sie in der Vergangenheit gegeben hat?«, fragte Mike. »Wenn er sie verloren hat und durch seine Bilder immer wieder heraufbeschwört?«
    »Möglich ist alles. Theoretisch.« Schatzer kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Aber wahrscheinlich ist es nicht. Ich bin sein Mentor. Ich kenne ihn in- und auswendig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine solche... Besessenheit vor mir hätte verbergen können.«
    Mike fragte sich, ob die anderen Galeristen auf seiner Liste das nicht auch für sich in Anspruch nehmen würden. Wie viele Menschen waren wohl davon überzeugt, Ruben Helmbachs Mentor zu sein und darüber hinaus sein bester Freund?
    Alle Mädchen in einem. Die wahre Liebe. Aber warum sah das Mädchen Ilka so ähnlich? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn.

    Hartmut Schatzer redete weiter. Mike hörte nur noch mit halbem Ohr hin. Eigentlich war die ĄÄhnlichkeit gar nicht so frappierend. Bestimmt nicht. Jette hatte ihn zu sehr beeinflusst. Er wünschte, sie wäre bei diesem Gespräch dabei. Er hätte dieses Unternehmen nicht allein starten sollen.
     
    Ich parkte etwa zwanzig Meter vom Haus entfernt. Es war eine ruhige SeitenstraßeŸe ohne Geschäfte. Niemand war hier unterwegs, kein Auto fuhr vorbei. Eine schwarz-weiߟ gefleckte Katze hatte es sich auf dem Kühler eines Jeeps bequem gemacht. Sie schien so satt und träge zu sein, dass sie eine Taube, die vor ihrer Nase über die StraßeŸe trippelte, einfach ignorierte.
    Das Haus sagte mir nichts. Es war älteren Datums und doch irgendwie modern. Nicht mein Stil. Ich konnte mir vorstellen, dass in dieser Gegend lauter Kulturbeflissene wohnten. Schon die Vorgärten mit ihren Tontöpfen und den Steinskulpturen strahlten das aus.
    Bevor ich irgendwas unternahm, durchwühlte ich das Handschuhfach des Audis. Meine Mutter hatte
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