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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
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schon immer ein übertriebenes Sicherheitsbindungen an den Tag gelegt. Wahrscheinlich hatte sie irgendwo einen Geldschein versteckt, um im Notfall nicht mittellos dazustehen.
    Ich fand Tankquittungen, eine kleine Taschenlampe, ein Notizbuch (damit bloߟ kein Einfall verloren ging), einen Kugelschreiber, einen Müsliriegel, ein Päckchen Taschentücher, einen Lippenstift und drei Euromünzen, sonst nichts.
    Enttäuscht drückte ich den Deckel des Handschuhfachs wieder zu. Sollte ich mich so in meiner Mutter getäuscht haben? Hatte ich vielleicht gar nicht mit ihr Schwierigkeiten, sondern bloߟ mit meinen Vorurteilen?
    Die Uhr zeigte halb sechs. Es dämmerte bereits. Trotzdem hatte ich das unbehagliche Gefühl, auf dem Präsentierteller zu hocken. Ich klappte die Sonnenblende herunter, um besser geschützt zu sein, falls Ruben Helmbach aus dem Fenster schauen sollte, da entdeckte ich den Zwanzigeuroschein. Meine Mutter hatte ihn hinter den Spiegel geklemmt.
    Sofort hob sich meine Laune. Ich war jetzt nicht mehr so abgeschnitten von allem. Ich konnte tanken, telefonieren, mir was zu essen kaufen. Auch mein Unternehmungsgeist kehrte zurück. Ich würde warten, bis es dunkel wäre, dann wollte ich aussteigen und das Haus aus der Nähe betrachten.
     
    Sie hatten sich für ein griechisches Restaurant entschieden. Bert genoss das Essen, die Atmosphäre und die Anwesenheit seiner Freunde. Sie waren so alt wie Margot und er und hatten im selben Jahr geheiratet. Inzwischen waren sie um die Erfahrung zweier kurzer Seitensprünge seinerseits, einer langjährigen Affäre ihrerseits und einer noch andauernden Paartherapie reicher geworden. Was Bert vor allem an ihnen schätzte, war ihre Toleranz. Und ihre Fähigkeit, sich über Missstände zu empören. Sie kamen ihm wunderbar lebendig vor, wie sie da am Tisch SASŸen und aߟen und redeten und lachten und zuhörten, lebendiger als die meisten Menschen, die er kannte.
    Margot war entspannt und guter Laune. Sie hatte sich sorgfältig zurechtgemacht. Ihre Wangen glühten. Sie sah hübsch aus und sehr jung. Ab und zu lehnte sie sich leicht gegen ihn, drückte seine Hand, lächelte ihm zu. Warum konnte es nicht immer so sein?

    Bert hoffte, dieser Abend würde nicht durch einen Anruf gestört. Er hatte das Hand in der Tasche seines Sakko's verstaut, damit es nicht im Sichtfeld der andern lag. Heute Abend wollte er nichts von Verbrechen wissen. Heute Abend wollte er ganz privat sein.
     
    Ilka hatte Schüttelfrost. Ihre Zähne klapperten aufeinander. Sie hatte sich nicht ausgezogen, trug immer noch die Wollhose und den dicken Pulli und hatte sich fest in die Bettdecke eingemummelt. Wann würde sie endlich aufhören zu frieren?
    Sie fühlte sich schwach, war unsicher auf den Beinen. Jeder Gang zur Toilette war ein Kraftakt, der sie in kalten Schweiߟ ausbrechen lieߟ. Sie hätte wer weiߟ was für eine Gemüsebrühe gegeben. Ihr Magen schmerzte vor Hunger.
    Wo war Ruben? Warum brachte er ihr nichts zu essen?
    Ihre Phantasie schickte ihr entsetzliche Bilder. Ruben besinnungslos im StraßeŸengraben. Ruben im Koma. Oder tot. Sie krümmte sich. Fürchtete den Schlaf mit seinen Träumen.
    Und gewann eine schreckliche Erkenntnis. Nicht der Gedanke daran, dass Ruben etwas zugestoߟen sein könnte, erfüllte sie mit Grauen, sondern die Gewissheit, dass sie ohne ihn in diesem Keller verloren war.
     
    Nach dem zweiten Interview packte Ruben seine Sachen zusammen und hinterlieߟ Judith einen kurzen Brief, den sie am folgenden Morgen finden würde. Seine Unruhe war von Minute zu Minute stärker geworden. In seinem Kopf war nur ein Gedanke: Ilka.
    Wie hatte er sie so zurücklassen können? Ohne Essen. Ohne ein Wort. Nicht mal einen Hund behandelte man so mies. Er verabscheute sich selbst.
    Aber bevor er losfuhr, musste er noch die Zeichnungen für das Buchprojekt aus dem Atelier holen. Er hatte sie dem Verlag versprochen, der das Buch herausbringen wollte, und er hatte sich vorgenommen, noch ein wenig daran zu arbeiten.

    Als er durch den Garten ging, meinte er, eine Bewegung bei der Hecke wahrgenommen zu haben. Er blieb stehen, kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit. Nichts. Er schüttelte den Kopf. Was war mit ihm los? Er hörte ja schon die Flöhe husten.
     
    Mir schlug das Herz bis zum Hals. Fast hätte er mich entdeckt. Ich hatte mich gerade noch ducken können. Und jetzt? Was sollte ich tun? Ins Haus schleichen? Und dann die Zimmer durchsuchen? In der Hoffnung
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