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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
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dass ihr etwas zugestoߟen sein musste. Er wählte die Nummer von Merle's Hand.
    »Ja?«
    Sie klang noch ganz verschlafen, wurde jedoch schlagartig wach, als er ihr den Grund seines Anrufs nannte.
    »Ich bin in zehn Minuten bei dir«, sagte sie.
    Tatsächlich brauchte sie nicht mal acht Minuten. Sie kam die Treppe hochgestürmt und stürzte als Erstes den Espresso hinunter, den er inzwischen gemacht hatte.
    »So. Jetzt funktionieren meine kleinen grauen Zellen wieder. Schieߟ los.«
    Mike erzählte ihr von seinem Ausflug nach Log. »Und kein Anruf von ihr, keine Nachricht, nichts. Das sieht ihr doch gar nicht ähnlich«, schloss er seinen Bericht.
    Merle schüttelte den Kopf. »Absolut nicht.« Sie bückte sich nach den Katzen, die maunzend um ihre Aufmerksamkeit buhlten.
    »Ihr Auto ist nicht da«, sagte Mike. »Ich bin gestern Abend noch gelaufen und hab es nirgendwo entdeckt.«
    Alarmiert sah Merle ihn an. »Glaubst du, sie ist auf eigene Faust...?«
    »Schweiߟe!« Mike hämmerte mit den Fäusten gegen die Wand. Die Katzen suchten panisch das Weite. »Reicht es denn nicht, dass Ilka verschwunden ist?«
     
    Bert hatte seinen Mantel in den Schrank gehängt und sich den ersten Kaffee geholt. Jetzt SASŸ er am Schreibtisch und beschäftigte sich mit den Unterlagen zum Fall Ilka Helmbach.
    Die Veröffentlichung ihres Fotos hatte, wie erwartet, eine Flut von Reaktionen ausgelöst. Ein Medium aus den Niederlanden wollte Ilka im Jenseits gesehen haben. Ein Rentner aus Niederstößt behauptete, Ilka habe ihm sein Fahrrad gestohlen. Eine Bardame aus Reichenbad hatte in Ilka eine lange vermisste Nichte erkannt. Es hatte eine Weile gedauert, die absurden Hinweise von den glaubhaften zu trennen.
    Bert rekapitulierte noch einmal seine ܜÜberlegungen. Er hatte sich jetzt schon eine ganze Weile mit dem Mädchen beschäftigt. Sie war nicht der Typ, der sich das Leben nimmt. Auch ein Unfall war auszuschlieߟen. In beiden Fällen hätte man ihre Leiche inzwischen wohl gefunden.
    Das Bild einer verwirrt umherirrenden jungen Frau passte ebenso wenig zu ihr. In einem solchen Zustand wäre sie zudem aufgefallen. Verwirrten Menschen gelang es nicht ohne weiteres, sich über einen längeren Zeitraum zu verbergen.
    Dass Ilka plötzlich untergetaucht sein sollte, um ein neues Leben zu beginnen oder einfach mal eine Zeit lang auf den Putz zu hauen, hielt er gleichfalls für unwahrscheinlich. Sie machte auf ihn den Eindruck einer jungen Frau mit Selbstbewusstsein, die klar dachte und ihre Gedanken ebenso klar ausŸKern konnte.
    Blieben zwei Möglichkeiten: Sie konnte ermordet worden sein. Oder jemand hatte sie entführt. Dass man ihre Leiche noch nicht gefunden hatte, sprach nicht unbedingt dagegen, dass sie Opfer eines Mordes geworden war. Für die Entführung sprach in erster Linie die Unerschütterliche, mit der ihr Freund und ihre Freundinnen daran glaubten.
    Bert nahm die Ąengste und Befürchtungen der Menschen, mit denen er in seinen Fällen zu tun hatte, sehr ernst. Sie wiesen ihm oft den richtigen Weg. Mike, Jette und Merle kannten Ilka. Sie hatten sie in unterschiedlichen Situationen erlebt und wussten, wie sie auf bestimmte Dinge reagierte.
    Es gab den Hinweis, dass ein fremder Wagen in der Straߟe, in der Ilka wohnte, geparkt hatte. Mindestens zweimal war er dort gesehen worden, einmal von einer Nachbarin und einmal von Leo, Ilkas Vetter.
    Und dann die Zeitschrift, die die jungen Leute ihm gebracht hatten. Jettes Beobachtungen waren nicht von der Hand zu weisen. Der Tenor des Artikels ging ja auch in diese Richtung. Ruben Helmbach malte immer wieder die Frau, von der er besessen war. Und diese Frau sah Ilka sehr ähnlich.
    Bert lehnte sich zurück und blickte zum Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. Aber warum, um alles in der Welt, gab Ruben Helmbach seiner groߟen Liebe das Gesicht seiner Schwester?
    Dass er in seinen Bildern sozusagen das Urbild des Weiblichen darzustellen versuchte, mochte einer Kunstsinnigen wie Margot einleuchten. Bert blätterte in seinem Notizbuch. Wie hatte Ruben Helmbach es genannt? 
Das Mädchen schlechthin

Die Summe aller Mädchen in einem
. Das klang zitierwürdig, doch stimmte es auch?
    Und selbst wenn es zutraf, blieb immer noch die Frage, warum dieses Mädchen aussah wie seine Schwester. Mit der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte.
    Bert tigerte in seinem Büro auf und ab. Er hatte Ruben Helmbach zu schnell wieder gehen lassen. Aus welchem Grund? War er geblendet gewesen
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