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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler
Autoren: Monika Feth
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von seiner Kunst, seinem Erfolg?

    Entschlossen kehrte er zum Schreibtisch zurück. Zuerst würde er Jette anrufen, wie er es sich vorgenommen hatte. Danach würde er sich noch mal um Ruben Helmbach kümmern.
     
    Imke saߟ schon früh am Schreibtisch. Sie hatte schlecht geschlafen und irgendwann gegen fünf den Versuch aufgegeben, noch ein bisschen Ruhe zu finden. Wenn sie wach im Bett lag, fuhren die Gedanken in ihrem Kopf Karussell. Dann brauchte sie Tilos Wärme, oder sie musste aufstehen, um nicht verrückt zu werden.
    Als das Telefon klingelte, steckte sie mitten in einer wichtigen Szene ihres Romans. Unwillig meldete sie sich.
    »Ich bin€™s, Merle.«
    Imkes Herz klopfte schneller. »Guten Morgen, Merle.« »Wie geht es Ihnen?«
    Wie es ihr ging? Sämtliche Alarmglocken in Imkes Kopf schrillten.
    »Was ist los, Merle?«
    »Ich... ich wollte bloߟ fragen, ob Jette bei Ihnen ist.«
    Es traf Imke mit voller Wucht. Ihr Magen schien sich zu einer schmerzenden Kugel zusammenzuballen. Ihr war speiübel.
    »Willst du damit sagen, ihr wisst nicht, wo sie ist?«
    Imke hörte Merle leise atmen. Warum antwortete sie nicht?
    »Sie war gestern hier, um sich meinen Wagen auszuleihen. Sie hat mir nicht verraten, wozu sie ihn braucht. Oh, mein Gott! Ist Jette in Schwierigkeiten?«
    »Sie ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen.«
    Das musste nichts heiߟen. Jette war erwachsen. Sie hatte vielleicht ganz spontan... Imke unterbrach sich in ihren Gedanken. Nein. Es war ganz und gar nicht die Art ihrer Tochter, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, ohne jemandem Bescheid zu geben, wo sie war. Erst recht nicht seit Caros Tod.
    »Wir rufen den Kommissar an«, sagte Merle. »Ich melde mich wieder.«
    Imke schaltete den Computer aus und starrte auf den Bildschirm. Jette. Der Kommissar.
    Alles fing von vorn an.
     
    Vorsichtig öffnete Ruben die Tür. Sie hatten eine Schere. Er musste wachsam sein.
    Sie saߟen in der Küche. Ilka hielt sich mit Mühe aufrecht. Sie stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch. Ihre Lippe war angeschwollen. An ihrer linken Augenbraue erkannte er eine Verletzung.
    Es tat ihm nicht Leid. Er hatte das Recht gehabt, sie zu bestrafen.
    Angewidert betrachtete er ihr Haar. Sie hatte sich verunstaltet, um ihm wehzutun. Und das war ihr gelungen. Ebenso gut hätte sie ihm ein Messer ins Herz stoߟen können.
    »Die Schere.« Er streckte die Hand aus.
    Das Mädchen stand auf, ging ins Schlafzimmer und zog die Schere unter der Matratze hervor. Sie kam auf ihn zu und reichte sie ihm.
    »Ilka braucht Medizin«, sagte sie. »Sie hat hohes Fieber. Und sie braucht was zu essen.«
    Ruben trat auf Ilka zu und fühlte ihr die Stirn. Die Berührung löste Gefühle in ihm aus, gegen die er machtlos war. Nicht einmal der Anblick ihrer zerrupften Haare schützte ihn davor.
    Er hörte ein feines Geräusch, nahm den Schatten einer Bewegung hinter sich wahr, im selben Augenblick spürte er den Schlag und sank zu Boden.
     
    »Jette ist verschwunden.«
    Mikes Stimme klang atemlos. Und erstaunt. Als fiele es ihm schwer, seinen eigenen Worten zu glauben.
    »Was meinen Sie damit?«
    Dabei kannte Bert die Antwort. Er hätte sich ohrfeigen können. Es war nicht Jettes Art, eine Verabredung zu ignorieren. Er hätte schon gestern ahnen müssen, dass sie in Schwierigkeiten steckte.
    Mike teilte ihm mit, was er wusste. Bert hörte zu und unterbrach ihn nicht.
    »Und sie hat nicht die kleinste Andeutung gemacht, dass sie etwas vorhatte?«
    »Ich vermute, sie hat sich den Wagen ihrer Mutter ausgeliehen, um nach Togstadt zu fahren«, sagte Mike kleinlaut.
    »Nach Togstadt? Herrgottsakrament!«
    »Wir hatten das Gefühl, dass Ilkas Verschwinden mit einem Familiengeheimnis zu tun haben muss.«
    »Ein Familiengeheimnis? Wovon sprechen Sie?«
    »Es muss etwas vorgefallen sein zwischen den Geschwistern. Man bricht nicht leichtfertig den Kontakt zu seinem Bruder ab. Jedenfalls würde Ilka das nicht tun«, fügte er hinzu. »Und wenn man gerade seinen Vater verloren hat und die Mutter im Grunde auch - hängt man dann nicht umso mehr an seinem Bruder?«
    Der wunde Punkt. Genau da hätte Bert einhaken sollen im Gespräch mit Ruben Helmbach.
    »Und darüber wollte Jette mit Ilkas Bruder sprechen?«
    »Wahrscheinlich. Wir wissen es ja selbst nicht.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Mike. Sie und Merle mischen sich da nicht mehr ein. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, aber...«
    »Kein Aber! Sie pfuschen mir nicht mehr ins Handwerk!
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