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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe
Autoren: Nelson DeMille
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Oben-ohne-Bars. Ich meine, davon kriegt man daheim im Sandland nicht viel mit. Oder?
    Der Mercedes schaffte die Ampel an der Seventh Avenue, aber wir nicht, da wir hinter drei anderen Fahrzeugen steckenblieben. Ich konnte den Mercedes jetzt zwar nicht mehr sehen, aber ich hatte bemerkt, dass er auf der 51 st geblieben war. Ich
schaltete Lichter und Sirene ein, worauf sich die Fahrzeuge vor uns zur Seite drängten, Ms Sims sich vorbeiquetschte, über die rote Ampel kachelte und quer durch den Verkehr zischte, der auf der Seventh Avenue in Richtung Süden unterwegs war. Wir kamen heil über die Avenue, worauf ich Lichter und Sirene ausschaltete und wir auf der 51 st weiterfuhren.
    Ms Sims warf mir einen Blick zu, als wollte sie ein Kompliment oder so was Ähnliches, deshalb murmelte ich: »Gut gemacht. «
    Ich funkte unsere Position an Einheit Zwei und sagte: »Ich habe Zielfahrzeug in Sicht.«
    Wir fuhren durch eine Gegend, die Hell’s Kitchen hieß, einstmals ein netter Slum, mit dem es durch den Zustrom von Yuppies bergab gegangen war. Ich hatte keine Ahnung, wohin der Große Vogel wollte, aber er hielt sich weiter in Richtung Westen und hatte möglicherweise vor, den Hudson River zu überqueren. »Vielleicht fährt er nach Jersey«, sagte ich zu Ms Sims.
    Sie nickte.
    In Wirklichkeit führen neunzig Prozent unserer Observationen zu nichts. Abdul ist einfach unterwegs, oder er versucht uns von irgendetwas anderem wegzulocken. Oder sie üben bloß ihre Überwachungsabwehrmethoden.
    Ab und zu geht’s richtig zur Sache – wenn sich zum Beispiel einer dieser Diplomaten mit einem bekannten Ganoven trifft. Wir überwachen lieber, als dass wir festnehmen und verhören, weil wir mehr über diese Typen erfahren, wenn wir sie im Auge behalten, als wenn wir sie in einem Vernehmungsraum ausquetschen. Diplomaten darf man sowieso nicht verhören, und sie aus dem Land zu werfen ist Leuten mit einer höheren Besoldungsstufe als meiner vorbehalten.
    Ab und zu nehmen wir jemanden fest, und ich bin im Verhörteam, was weit mehr Spaß macht, als diese Kasper zu verfolgen. Ich meine, ich habe meinen Spaß dabei, sie nicht.

    Das Ziel ist es natürlich, ein weiteres 9/11 oder irgendetwas Schlimmeres zu verhindern. So weit, so gut. Es ist schon zu lange zu ruhig gewesen. Über anderthalb Jahre. Haben wir also Glück, oder sind wir so gut? Die Schurken haben mit Sicherheit nicht aufgegeben, folglich werden wir’s sehen.
    Der Mercedes fuhr weiter in Richtung Twelfth Avenue, die entlang des Hudson River verläuft und wo die Zivilisation endet. Nichts gegen New Jersey, aber ich bin in diesem Jahr noch nicht gegen Malaria geimpft worden.
    Ich funkte Einheit Zwei, dass wir auf der Twelfth in Richtung Süden unterwegs seien.
    In dieser Gegend, in der es vor allem Lagerhäuser und Piers gibt, herrscht nicht viel Verkehr, deshalb wurde der Mercedes schneller und Ms Sims hielt mit, ohne dass es zu auffällig wurde.
    Der Mercedes fuhr an den Abzweigungen vorbei, die zur Einfahrt in den Lincoln Tunnel führten, und hielt sich weiter in Richtung Lower Manhattan.
    »Wohin will der Ihrer Meinung nach?«, fragte Ms Sims.
    »Vielleicht zu einem der Piers. Vielleicht hat er ein Rendezvous mit einer saudischen Yacht, die einen Atomsprengkopf geladen hat.«
    »Verdammt.«
    »Bitte nicht fluchen.«
    »Mist.«
    »Schon besser.«
    Wir kamen auf der Twelfth Avenue ziemlich gut voran, und ich konnte Einheit Zwei in meinem Seitenspiegel sehen, worauf wir Sichtkontakt bestätigten. Inzwischen sollte dem iranischen Fahrer klargeworden sein, dass er verfolgt wurde, aber diese Typen sind so dämlich, dass sie sich nicht mal selber in einem Spiegel sehen können, geschweige denn einen Beschatter.
    Vielleicht war ich zu voreilig, weil der Typ plötzlich langsamer fuhr, und da Ms Sims die relative Geschwindigkeit falsch
einschätzte, waren wir jetzt zu nahe dran, und es war kein anderes Fahrzeug mehr zwischen uns und ihm. Ich konnte den Kopf des Großen Vogels sehen; er telefonierte mit seinem Handy. Dann musste der Fahrer etwas zu ihm gesagt haben, denn der Große Vogel drehte sich um, schaute zu uns hinüber, lächelte und zeigte uns dann den Finger. Ich erwiderte den Gruß. Arschloch.
    »Tut mir leid«, sagte Ms Sims und fiel wieder hinter dem Wagen zurück.
    »Sie müssen auf die Bremslichter achten«, riet ich ihr.
    »Stimmt.«
    Na ja, es ist kein Weltuntergang, wenn einem die Zielperson auf die Schliche kommt. Das passiert etwa jedes zweite Mal, wenn man mit
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