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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe
Autoren: Nelson DeMille
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Militäreinrichtung ausspionieren. Er ist beim militärischen Nachrichtendienst«, erinnerte ich sie.
    »Und der Chauffeur und der Mercedes sind die Tarnung für was?«
    Ich erwiderte nichts.
    Wir fuhren weiter und beschleunigten auf dem Interstate 95, der hier New Jersey Turnpike genannt wird, auf achtzig Meilen pro Stunde.
    »Er ist jenseits der Fünfundzwanzig-Meilen-Grenze«, gab Ms Sims bekannt.
    »Gut. Wollen Sie ihn weiter verfolgen oder ihn umbringen?«
    »Ich wollte das bloß feststellen.«
    »Ist notiert.«
    Wir fuhren weiter, und ich sagte zu Ms Sims: »Wissen Sie, vielleicht sollte ich Luftunterstützung anfordern.«
    Sie ging nicht darauf ein, deshalb erklärte ich: »Wir haben einen Luftaufklärer, den wir einsetzen können. Erleichtert uns die Aufgabe.«
    Ich wollte die Funkfrequenz einstellen, aber Ms Sims sagte: »Er hat eine Reservierung im Taj Mahal.«
    Ich nahm die Hand vom Drehknopf und fragte: »Woher wissen Sie das?«
    »Wir haben einen Hinweis erhalten.«
    »Und wann wollten Sie mir das anvertrauen?«, erkundigte ich mich.
    »Nachdem ich mein Muffin hatte.«
    Ich war ein bisschen sauer. Vielleicht sogar stinksauer.
    Ein paar Minuten später fragte sie mich: »Sprechen Sie nicht mehr mit mir?«
    Eigentlich nicht, deshalb antwortete ich nicht.
    »Aber wir müssen ihn da runter verfolgen, um festzustellen, dass er tatsächlich ins Taj geht und auch eincheckt«, sagte sie. »Wir haben dort bereits ein Team, sodass wir in die Stadt zurückfahren
können, sobald die ihn übernehmen«, erklärte sie mir.
    Ich erwiderte nichts.
    »Sie schulden mir die fünfzig Dollar nicht«, versicherte sie mir. »Ich spendiere Ihnen sogar einen Drink.«
    Es war sinnlos, weiter auf sauer zu machen, deshalb sagte ich: »Danke.« Ich meine, typisch FBI. Die würden es einem nicht mal sagen, wenn einem der Arsch in Flammen steht. Und die Special Agents, wie Ms Sims und meine Frau, sind allesamt Anwälte. Muss ich mehr sagen?
    Ich funkte Einheit Zwei meine neue Info durch, riet Mel und George aber, bei uns zu bleiben, für den Fall, dass unsere Info falsch war und der Große Vogel woanders hinwollte.
    »Wie hast du das rausgefunden?«, fragte Mel.
    »Das erzähl ich dir später.«
    Wir fuhren weiter, und Ms Sims sagte: »Wir haben etwa zwei Stunden Zeit. Erklären Sie mir alles über Observationen. Ich möchte wissen, was Sie in den letzten vierzig Jahren gelernt haben.«
    Es war nicht ganz so lange gewesen, und Ms Sims wusste das bestimmt; sie wollte bloß einen seniorenfeindlichen Witz reißen. Sie hatte tatsächlich Sinn für Humor, eine Seltenheit unter ihresgleichen, und um ihr zu zeigen, dass ich ein prima Kerl war, und ihr zu beweisen, welcher Geist in dieser FBI/NYPD-Kooperative herrschte, sagte ich: »Na schön. Ich rede, Sie hören zu. Behalten Sie Ihre Fragen für sich.«
    »Gibt es auch eine Prüfung?«
    »Tagtäglich.«
    Sie nickte.
    Ich lehnte mich zurück, gab mein umfassendes Wissen über Observationsmethoden preis und streute Anekdotisches ein, auch zu Überwachungen, die schiefgegangen waren.
    Die Kriminellen, die ich im Laufe der Jahre verfolgt hatte,
waren alle ziemlich dämlich gewesen, aber als ich zur Task Force kam, wurde mir klar, dass die Typen, denen wir folgten – Diplomaten und Terrorverdächtige –, nicht ganz so dämlich waren. Ich meine, sie sind mit Sicherheit nicht schlau, aber sie sind paranoid, teilweise schon deshalb, weil sie meistens aus Polizeistaaten kommen, und dadurch ist ihnen zumindest klar, dass sie unter Beobachtung stehen.
    Ms Sims hielt Wort und unterbrach mich nicht, während ich sie mit meinen Geschichten in Bann schlug. Ich gebe eigentlich nicht gern an, aber das hier war eine Lehrstunde, wie sollte ich es also vermeiden? Und wie schon gesagt, ich war ehrlich, was die Patzer anging.
    Zu diesem Thema und zum Thema schlaue Schurken: Ich bin in meinen drei Jahren bei der Task Force nur zwei bösen Genies über den Weg gelaufen. Der eine war ein Amerikaner, der andere ein Libyer, der einen gewaltigen Brass auf die USA hatte, und er war nicht nur böse und schlau, er war auch die perfekte Mordmaschine. Meine Erfahrung mit dem Libyer hatte weniger mit Observation als mit Jäger und Gejagtem zu tun, und es hatte Zeiten gegeben, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich zu den Jägern oder den Gejagten gehörte.
    Die Sache ging nicht gut aus, und selbst wenn es dabei irgendwelche Lektionen gegeben hätte, die gelernt oder gelehrt werden könnten, war der ganze Fall für
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