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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe
Autoren: Nelson DeMille
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sich bereits in Bewegung gesetzt und sprang in den Anhänger, in dem stapelweise Zementsäcke eine fast bis unters Dach reichende Wand bildeten. Bobby gab ihm Hilfestellung, und Dutch kletterte an den Säcken empor, legte sich auf die oberste Reihe und leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Anhänger. Einen Moment lang dachte ich, er würde sagen: »Bloß Zement«, aber er sagte: »Heilige Muttergottes …«
    Ach du Scheiße.
    »Was haben wir da, Dutch?«, rief Bobby ihm zu.

    »Tja, zunächst mal fünf Leichen. Zwei PA-Cops – ein Mann und eine Frau – und drei Männer in Zivil.«
    Bobby bekreuzigte sich, was diese Jungs vermutlich oft machten.
    »Außerdem etwa achtzig … neunzig Zweihundertliterfässer … in die Drähte führen«, sagte Dutch.
    »Meinst du, es ist eine Bombe?«, fragte Bobby.
    Ich schaute Tom an, der wiederum mich anschaute. Und er hielt mich für bekloppt? Diese Jungs setzten gerade völlig neue Maßstäbe, was Beklopptheit anging.
    Kate nahm meine Hand, dann überraschte sie mich, weil sie auch Toms Hand ergriff. Nun ja, das konnten wir im Himmel klären.
    Unterdessen hatte Dutch eine schlechte Nachricht. »Ich sehe weder die Stromquelle noch den Zeitzünder oder den Schalter.«
    Sie sind eindeutig da drin, Dutch. Schau genauer hin.
    Dutch reichte Bobby eine Hand, worauf Bobby auf die Zementsäcke kletterte und seine Lampe in den Anhänger richtete. »Sie müssen da drüben sein«, sagte er. »Siehst du, wo die Drähte hinführen?«
    »Yeah … aber .. da drin isses eng …«
    »Noch vier Minuten«, rief Tom, was sicher hilfreich war.
    »Okay, lass uns über die Fässer laufen«, sagte Dutch zu Bobby.
    Die beiden verschwanden hinter der Wand aus Zementsäcken.
    Ich wollte nicht, dass die frischen Nähte auf meinem Rücken wieder aufgingen, aber in etwa vier Minuten wäre das das geringste meiner Probleme, deshalb sprang ich auf die Stoßstange, und Kate und Walsh folgten mir. Wir schoben und zogen einander auf die Zementsäcke und steckten die Köpfe in den dunklen Anhänger.
    Tom hatte eine Taschenlampe, und unter uns war ein etwa fünfzig Zentimeter breiter Spalt zwischen den Säcken und der ersten Fässerreihe, in dem fünf Leichen am Boden übereinanderlagen.
Ich konnte sie trotz des Chemikaliengestanks riechen. Die drei Zivilisten wirkten jung und stämmig, und ich sah Blut an ihren Gesichtern, so als ob jeder einen Schuss in den Kopf abbekommen hätte. Außerdem vermutete ich, dass diese Typen etwas mit dem Laster und mit Khalil zu tun hatten.
    Tom leuchtete mit seiner Lampe herum, und ich ließ meinen Blick schweifen: dicht an dicht stehende Reihen mit Zweihundertliterfässern, die alle mit einem Deckel verschlossen waren. Jetzt konnte ich auch die Drähte sehen, die mitten in die Deckel führten.
    Ein paar Sekunden lang sagten weder Kate noch Tom irgendetwas, dann brach es aus Kate heraus: »Dieser Mistkerl.«
    Dutch und Bobby liefen vorsichtig über die Ränder der Fässer zum vorderen Teil des Anhängers und richteten dabei ihre Taschenlampen zwischen die Fässer.
    »Können wir irgendetwas tun?«, fragte Tom sie.
    Keiner der beiden Männer antwortete, und ich hatte das Gefühl, dass jetzt sogar die beiden ein bisschen angespannt waren. Ich wollte nicht auf die Zeitanzeige von Kates Handy schauen, aber ich schätzte, dass uns noch etwa zwei Minuten bis zur Ewigkeit blieben.
    »Hier ist sie«, sagte Dutch.
    Gut.
    »Schwer ranzukommen.«
    Schlecht.
    Dutch legte sich flach auf die Tonne in der vorderen rechten Ecke, und Bobby ging neben ihm in die Hocke und richtete seinen Lichtstrahl in den dunklen Raum.
    »Ich sehe die Zwölfvolt … aber ich sehe weder den Zeitzünder noch den Schalter«, sagte Dutch.
    Bobby pflichtete ihm bei und fügte hinzu: »Sie könnten sonst wo sein.«
    »Montiert das verfluchte Kabel von der Batterie ab«, schlug ich vor.

    »Yeah«, erwiderte Dutch, »genau das versuch ich ja … danke für den Hinweis … eng hier drin … diese Zange hat ein ganz Geiziger gemacht … hoffentlich ist nicht irgendwo ’ne zweite Batterie …«
    Und so lagen Kate, Tom und ich oben auf den Zementsäcken, spähten in die Dunkelheit und warteten auf eine positive Ansage von Dutch.
    Außerdem versuchte ich mich daran zu erinnern, weshalb ich mir eingebildet hatte, ich müsste hier sein. Was dieses Thema anging, sagte ich zu Kate: »Tut mir leid.«
    »Ist schon okay, John«, erwiderte sie.
    Richtig. Ich hatte ihr schon mal das Leben gerettet – deshalb durfte ich
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