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Ninja-Rache

Ninja-Rache

Titel: Ninja-Rache
Autoren: Jason Dark
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Zumeist drang es nachts in die Träume des Mannes. Dann riß es ihn aus der tiefen Leere des Schlafes, um sie in einen Alptraum zu verwandeln. Yakup Yalcinkaya sah stets denselben schrecklichen Ablauf, in dessen Mittelpunkt er selbst stand.
    Er lief weg von dem, was ihm einmal lieb und teuer gewesen war. Aber er war nicht allein, auf seinen Armen trug er den steifen Körper eines Toten.
    Ein Halbwüchsiger noch. Ali, gerade sechzehn Jahre alt. Grausam ermordet, durch den Stich eines Samurai-Schwertes. Das Blut aus Alis tiefer Brustwunde floß nicht mehr, doch darauf hatte der einsame Mann nicht geachtet. Er hatte alles zurückgelassen, das Kloster, seine Freunde, seine Zukunft und auch seine Energie. Er hatte gehen müssen, denn in diesen furchtbaren Stunden konnte ihm niemand helfen. Da mußte er mit seinem Problem allein fertig werden. Er und Ali, das war einmal…
    Der Junge war ihm zum Schutz und zur Ausbildung überlassen worden. Er hatte im Kloster eine perfekte Erziehung genossen und die asiatischen Kampfsportarten erlernt. Yakup hatte auch versucht, ihm die entsprechende Geisteshaltung zu vermitteln. Daß man Bedürftigen helfen sollte und daß der Griff zur Waffe nur im äußersten Notfall gestattet war.
    Ali war ein sehr gelehriger Schüler gewesen. Er hatte Yakup und seinen Freunden das volle Vertrauen geschenkt. Und er war auch bereit, sich gegen die Mächte der Finsternis zu stellen, denn er selbst hatte erleben müssen, wie damals in seiner Heimat Marokko dämonische Kräfte seine Eltern töteten.
    Der Kampf gegen das Böse, gegen Dämonen, Monstren und gefährliche Geschöpfe hatte Vorrang. Da ging es vor allen Dingen um einen Gegner: Shimada, einen untoten Ninja und Samurai. Eine Ausgeburt der Hölle, die in der blauen Festung saß und nicht zu fassen war. Shimada war es, der Ali durch den Schwertstich getötet hatte, und Shimada sollte dafür büßen.
    Es war Yakup nach einem harten Kampf gelungen, an das Schwert der Sonnengöttin heranzukommen. Er trug es bei sich und wollte mit dieser Klinge Shimada töten. Bisher ohne Erfolg. Der Dämon mit den grausamen Augen hielt sich zumeist zurück und schlug nur dann zu, wann es ihm paßte. So hatte er das Kloster zerstört und die Getreuen, die noch geblieben waren, zu lebenden Leichen gemacht, um sie in seine Dienste stellen zu können. Er herrschte jetzt - Yakup befand sich auf der Flucht. Doch er war nicht tot, zwar geschlagen, aber nicht außer Gefecht, das sollte Shimada irgendwann einmal spüren.
    Das Bild des Traums stabilisierte sich. Yakup lag auf seiner Matte. Keine Nebelschwaden nahmen ihm mehr die Sicht, er stöhnte. Dieser Traum wühlte ihn auf. Die Hände des Mannes zuckten einige Male, bevor sie sich zu Fäusten ballten.
    Der Traum lief weiter, entführte ihn in die Welt der karstigen Berge, in die einsamen Täler, manche fruchtbar, andere stauberfüllt. Er lief wie eine Maschine, und der tote Ali lag auf seinen Armen. Yakup lief hinein in den Sonnenaufgang. Die Kühle der Nacht verschwand, dafür kam die Hitze, doch er hatte mit beiden Extremen nichts zu tun. Irgendwann erreichte er einen Wald und tauchte ein in den kühlen Schatten der Bäume. Erhörte das Plätschern eines Bachs und dachte daran, eine friedliche Welt getroffen zu haben.
    Wo Frieden war, wollte er Ali begraben!
    Er besaß kein Werkzeug und war deshalb gezwungen, seine Hände zu benutzen.
    So schaufelte er Ali mit bloßen Händen das Grab. In seinem Gesicht regte sich nichts. Es war zur Maske erstarrt, doch in seinem Innern kochte eine Hölle.
    Irgendwann war die Grube tief genug, um Ali hineinlegen zu können. Behutsam hob erden toten Körper des Jungen an und legte ihn in die Erde.
    Die starren Augen erzählten Yakup in ihrer stummen Sprache noch immer von den unbegreiflichen Dingen, die Ali in den letzten Sekunden seines Lebens erlebt hatte. Er hatte einfach nicht glauben können, daß Shimada gekommen war, um ihn zu töten.
    Dann war es passiert.
    Ali fand in der Grube Platz, und Yakup schaufelte das Grab wieder zu. Erst als er zum Abschluß einen schweren Stein auf die letzte Ruhestätte legte, rann eine einsame Träne aus seinem linken Auge an der Wange entlang.
    Sein Abschied…
    Der Traum endete hier. Yakup träumte nicht mehr von den Dingen, die anschließend passiert waren. Daß er die Strecke noch einmal zurück zu seinem Kloster gelaufen war, daß er im Keller Abschied von dem Leichenbaum genommen hatte und sich bei Nacht und Nebel so heimlich davongestohlen
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