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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe
Autoren: Nelson DeMille
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Entschärfungskommando.«
    Die Verbindung brach ab, und Kate sagte: »Acht Uhr sechsundzwanzig. Wo ist Tom?«
    »Noch da.«
    Sie nickte.
    Jeena, die eins und eins zusammengezählt hatte, teilte uns mit: »Ihr habt noch etwa zwanzig Minuten Zeit.«
    »Danke.«
    Kate sagte zu ihr: »Halten Sie an, steigen Sie aus und gehen Sie in die U-Bahn-Station.«
    Ohne darauf einzugehen, fuhr Jeena weiter. Vor uns, an der Murray Street, war der Broadway von Polizeiwagen abgeriegelt. Sie sahen den Krankenwagen näher kommen, worauf einer der Streifenwagen zur Seite rollte und wir hindurchschossen.
    Die Straßen ringsum waren nahezu menschenleer, von den
Polizeiwagen einmal abgesehen, deren Dachlichter blinkten und die per Lautsprecher Warnungen durchsagten: »Verlassen Sie die Straßen! Gehen Sie in die U-Bahn-Stationen und verlassen Sie die Gegend!«
    »Gehen Sie von den Fenstern weg! Begeben Sie sich in die Kellerräume Ihres Gebäudes!«, plärrte es aus dem Lautsprecher eines anderen Streifenwagens.
    Nun ja, ich war kein Bombenexperte, aber ich wusste, dass bei einer gewaltigen Explosion die Atemluft aus unterirdischen Räumen gesaugt werden würde. Von geborstenen Gas- und Wasserleitungen, herabfallenden Trümmern und einstürzenden Gebäuden gar nicht zu sprechen – wieder einmal.
    Ich hoffte bei Gott, dass sich die dreitausend Toten von 9/11 nach diesem Tag nicht vergleichsweise harmlos ausnehmen würden.
    Jeena bog an der Barclay Street scharf nach rechts ab, dann an der West Street nach links, und innerhalb von zwei Minuten waren wir bei dem offenen Tor zur Rampe, wo Jeena anhielt.
    Es spielte fast keine Rolle mehr, wie spät es war; wir waren so nahe am Zentrum der Explosion, dass wir ohnehin nicht mehr wegkommen konnten, es sei denn, wir machten jetzt kehrt – und das taten wir nicht.
    Kate stieß ihre Tür auf und sagte zu Jeena: »Fahren Sie so schnell und so weit weg, wie Sie können.«
    Ich wollte gerade die Hintertür öffnen, aber der Krankenwagen setzte sich wieder in Bewegung, und wir fuhren die Rampe hinunter in die Grube. »Zu weit zum Laufen«, sagte Jeena.
    Ich schob mich wieder zwischen die Vordersitze und sagte zu Jeena: »Der große Sattelzug da drüben.« Und ich fügte hinzu: »Danke.«
    Als wir die Rampe hinunterbretterten, sah ich einen Lastwagen des Bombenentschärfungskommandos, zwei Typen in Schutzanzügen – die ihnen überhaupt nichts nützen würden –
und Tom Walsh. Und das war alles. Wenn man mal von den drei Idioten absah, die noch unterwegs waren.
    Außerdem sah ich gelbe Tatortabsperrbänder, die um ein etwa einen Morgen großes Stück der Baugrube rund um den Sattelzug gespannt waren, und innerhalb des Absperrbands stand der Kran, an dem Vince Paresi gehangen hatte …
    Die Jungs vom Bombenentschärfungskommando standen mit Walsh am Heck des Anhängers, aber ich sah, dass die Türen noch geschlossen waren. Kommt schon, Jungs . Ich habe gesagt 8.46 Uhr morgens – nicht abends.
    Ich hatte gehofft, dass die Bombe mittlerweile entschärft sein würde – und vielleicht war sie es auch. Oder aber, und das wäre noch besser, sie hatten die Türen schon geöffnet und drinnen Baumaterial gefunden, dann musste ich ein paar Erklärungen abgeben.
    Kate, die ebenfalls bemerkt hatte, dass die Türen geschlossen waren, fragte: »Wieso stehen die da bloß herum?«
    Kaffeepause? »Vielleicht sind sie schon fertig«, sagte ich.
    Wir hatten jetzt die Rampe verlassen, und der Krankenwagen schlingerte auf dem weichen Erdreich, aber binnen einer Minute waren wir innerhalb des Absperrbands und hielten neben dem Sattelzug.
    Kate und ich sprangen heraus, und Kate schrie Jeena zu: »Hauen Sie ab! Los!«
    Jeena legte eine rasche Spitzkehre hin und raste in Richtung Rampe.
    Tom sprach mit den Jungs vom Bombenentschärfungskommando, und ich stellte fest, dass sie ein bisschen angespannt wirkten – die Sache war also noch nicht erledigt.
    Ich schaute auf die Zeitanzeige an Kates Handy – 8:31 – dann sprang sie auf 8:32.
    »Die sehen nicht gerade fröhlich aus«, sagte ich zu Kate.
    Sie nickte.

    Ich sah, wie Tom und die beiden Jungs leise miteinander sprachen, so als würde ein lauter Ton die Bombe auslösen.
    Die Leute vom Bombenentschärfungskommando sind eindeutig bekloppt. Sie machen das freiwillig. Und ich wusste aus Erfahrung, dass sie einen sehr merkwürdigen Sinn für Humor haben, was »hochgehen« betrifft. Aber sie sind hervorragend ausgebildet und ausgesprochen cool, und diese beiden Jungs
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