Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
auf der anderen Straßenseite war es 15.17 Uhr. Wir warteten schon über zwei Stunden auf diesen Kerl.
    Die iranische Botschaft bei der UN befindet sich in den oberen Geschossen eines neununddreißigstöckigen Bürogebäudes an der Third Avenue, zwischen 40 th und 41 st Street. Dank der
UN beherbergt Manhattan über hundert ausländische Botschaften und Konsulate samt der dazugehörigen Wohnungen, und nicht alle diese Länder sind unsere Freunde. Deshalb gibt es eine Menge schlechter Schauspieler, die sich als Diplomaten ausgeben und überwacht werden müssen, was nervig ist. Man sollte die UN nach Iowa verlegen. Aber vielleicht sollte ich mich nicht beklagen – üble Zeitgenossen zu überwachen bezahlt die Miete.
    Ich war in diesem Fall Teamleiter, was eine Erfolgsgarantie ist, und an der Observation waren neben mir vier Agenten zu Fuß und drei weitere Fahrzeuge beteiligt – noch ein Chevy SUV und zwei Dodge Minivans. In den anderen drei Fahrzeugen saßen ebenfalls jeweils ein New Yorker Polizist und ein FBI-Agent, was wiederum bedeutet, dass zumindest eine Person pro Fahrzeug weiß, was er oder sie tun muss. Sorry. Das war nicht nett. Außerdem ist jedes Fahrzeug mit der vollen Polizeiausrüstung ausgestattet – Blinklichter im Kühlergrill, Sirene, getönte Fenster und so weiter. Im Fahrzeug haben wir digitale 35 mm Nikon-Kameras mit Zoomobjektiv, 8 mm Sony-Videokameras, tragbare Funkgeräte, einen tragbaren Drucker und so fort. Wir haben Kleidung zum Wechseln dabei, eine Kevlarweste, Metrokarten, Nextel-Handys mit Walkie-Talkie-Funktion, manchmal ein Gewehr mit Zielfernrohr und andere Ausrüstungsgegenstände, je nach Auftrag. Zum Beispiel ein kleines Gerät, mit dem man radioaktive Substanzen aufspüren kann, woran ich nicht einmal denken mag.
    Auf jeden Fall waren wir auf alles vorbereitet, und das schon seit dem 11. September 2001. Aber wie man weiß, kann allerlei Mist passieren, selbst wenn man dagegen gewappnet scheint.
    Als ich noch Polizist war, habe ich jede Menge Observationen gemacht, deshalb bin ich das hier gewöhnt, aber Special Agent Sims wurde allmählich hippelig. »Vielleicht haben wir ihn verpasst«, sagte sie.
    »Unwahrscheinlich.«

    »Vielleicht hat er seine Pläne geändert.«
    »Das kommt vor.«
    »Bestimmt machen sie das mit Absicht.«
    »Auch das kommt vor.«
    Weitere fünfzehn Minuten verstrichen, und Special Agent Sims nutzte die Zeit, um einen Stadt- und U-Bahnplan von Manhattan zu studieren. »Wo wohnen Sie?«, fragte sie mich.
    Ich schaute auf die Karte, deutete mit dem Finger und sagte: »Hier. An der östlichen Zweiundsiebzigsten Straße.«
    Sie blickte durch die Windschutzscheibe und sagte: »Das ist nicht weit von hier.«
    »Richtig. Haben Sie eine Karte von Iowa? Dann können Sie mir zeigen, wo Sie wohnen.«
    Sie lachte.
    Ein paar Minuten später fragte sie mich: »Was ist das für ein Laden hinter uns? Au Bon Pain.«
    »Das ist eine Art Coffeeshop. Eine Kette.«
    »Meinen Sie, ich könnte mir dort kurz ein Muffin holen?«
    Nun ja, sie hatte Laufschuhe an, aber die Antwort lautete nein, auch wenn ich vielleicht wegfahren und Ms Sims loswerden konnte, wenn sie aus dem SUV stieg und Komeni Weichei aus dem Gebäude kam.
    »John?«
    »Tja …«
    Mein Funkgerät knisterte, und jemand – einer von den Typen zu Fuß – sagte: »Zielperson verlässt Zielgebäude vom Innenhof aus, setze mich in Bewegung, Ende.«
    »Klar, nur zu«, sagte ich zu Ms Sims.
    »Hat er nicht gerade gesagt – «
    »Moment.« Ich schaute in den Innenhof, der das Zielgebäude vom angrenzenden Gebäude trennte und wo zwei Mann von meinem Fußvolk Müll einsammelten und dazu beitrugen, New York sauber zu halten.

    Das Funkgerät knisterte erneut, und Feger Nummer eins sagte: »Zielperson geht in Richtung Westen, zur Dritten.«
    Ich sah unsere Zielperson durch den Innenhof laufen, dann unter dem dekorativen Torbogen samt Uhr hindurchgehen. Es war ein großer Typ, sehr dünn, der einen gut geschnittenen Nadelstreifenanzug trug. Wir geben den Zielpersonen Spitz-oder Codenamen, und dieser Typ hatte einen großen Zinken und bewegte seinen Kopf wie ein Vogel, deshalb sagte ich in mein Funkgerät: »Zielperson ist ab jetzt Großer Vogel.«
    Der Große Vogel war jetzt auf dem Gehsteig, und mit einem Mal gesellte sich ein anderer Typ – der meiner Ansicht nach aus dem Nahen Osten stammte – zum Großen Vogel. Ich konnte den neuen Typ nicht einordnen, aber der Große Vogel kannte ihn anscheinend, und sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher