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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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sich gehörte.
    An diesem Tag hatten sie viel geredet. Pirjeri hatte erzählt, dass sein Arbeitsverhältnis in dem internationalen Kranprojekt überraschend wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Chef beendet worden war. Er hatte, wie er behauptete, unerlaubt einen neuen Krantyp entwickelt, einen sechsbeinigen, wie es ihn noch nie auf der Welt gegeben hatte.
    Das kurzzeitige Arbeitsverhältnis hatte trotzdem seinen Erfahrungsschatz außerordentlich bereichert. Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, hatte Vertrauen in die Zukunft. Er erinnerte seine Freundin noch einmal daran, dass er im Sommer zum Glauben gefunden hatte, und empfahl auch ihr eine Erweckung. Das Leben eines gläubigen Menschen sei allerdings ein ständiger innerer Widerstreit der Gefühle, andererseits sei es auch sehr reich. Pirjeri sprach vomständigen Kampf zwischen Gut und Böse, und er sagte, er wisse, dass es einen Himmel gebe und dass dieser näher liege als Eija sich vorstellen konnte. Auch die Tiere hatten ihren eigenen Himmel. So beschlossen Eija und Pirjeri, sich ein kleines Kätzchen anzuschaffen.
    Zum Abendessen hatten sie Pirjeris alten Freund Torsti Rahikainen eingeladen. Der brachte dem Paar ein exotisches Geschenk, ein polynesisches Heiligenbild, mit. Es war eine heidnische Holzskulptur, aber Rahikainen behauptete, ein liberaler Mensch zu sein. Zwar hatte er auf seinen Reisen eine christliche Erweckung erfahren, dennoch mochte er die heidnische Volkskunst der Eingeborenenstämme in der Südseeregion nicht verurteilen.
    Rahikainen erzählte von seiner Erweckung. Er hatte sie auf Rarotonga, einer göttlichen Paradiesinsel, erfahren. Seither gab es permanenten Aufwind in seinem Leben. Im kommenden Sommer würde er auf der Insel ein finnisches Missionshotel gründen. Die Finanzierung stand. Pirjeri und Eija waren jederzeit im Hotel willkommen, der Aufenthalt wäre für sie kostenlos. Jetzt, da Pirjeri seinen Job verloren hatte, wollte Torsti seinen alten Freund unterstützen.
    »Wir Gläubigen müssen zusammenhalten, Pirjeri.«
    Torsti Rahikainen erzählte ausführlich von seiner Weltreise. Er war in viele Gefahren geraten, hatte sich mehrfach geradezu heldenhaft verhalten, hatte die teuersten Getränke genossen und die Herzen vieler Frauen erobert. Das alles war vor seiner religiösen Erweckung geschehen.
    Von Zeit zu Zeit war es ihm vorgekommen, als hätte er einen eigenen Schutzengel gehabt, der ihn vor Schicksalsschlägen bewahrt hatte. Das sei durchaus nicht zumLachen, das Gefühl sei sehr real gewesen. Pirjeri gab zu, dass Torsti durchaus Recht haben mochte. Der Mensch ist auf der Welt nicht allein, sondern ihn bewachen höhere Kräfte.
    Die Weihnachtsnacht war ruhig. Rahikainen war gegangen, Eija Solehmainen schlief friedlich. Nur Pirjeri wachte allein bei Kerzenschein. Er hatte viel Stoff zum Nachdenken.
    In tiefster Nacht erschien ihm Gott persönlich, begleitet wurde er von seinem einzigen Sohn Jesus Christus und dessen Freund Rutja. Gott legte Pirjeri die Hand auf die Schulter und sagte, dass er ihm die herbstlichen Eigenmächtigkeiten verziehen hätte. Moses und Obadja hatten erzählt, wie viel Gutes Pirjeri bewirkt habe. Er habe die Vernichtung der Menschheit verhindert, und die Situation in Afghanistan, im Nahen Osten, in Namibia und vielen anderen Krisengebieten sei besser als seit langer Zeit. All das war Pirjeris Verdienst. Die Welt war ein kleines bisschen besser geworden. Als Pirjeris besonderen Verdienst wertete Gott seine Auseinandersetzung mit dem Papst und versprach, den Mann über kurz oder lang aus dem Amt zu entfernen.
    Der Allmächtige bedauerte sein heftiges Auftreten bei Pirjeris Entlassung und sagte, dass er sich nicht immer im Griff habe, er sei ein bärbeißiger Gott.
    Rutja und Jesus erzählten von ihren Reiseerlebnissen am Rande der Milchstraße. Sie hatten viele großartige Abenteuer erlebt. Nach Meinung der Gottessöhne waren die Probleme der Menschheit letztlich klein, wenn man sie von ausreichender Entfernung betrachtete.
    Gott der Allmächtige war gut gelaunt. Er hatte sich imGlockenturm der Kirche von Kerimäki bestens eingelebt. Die Arbeit der Engel ging im neuen Himmel flotter vonstatten, und die Schöpfung ließ sich mühelos von Kerimäki aus beschützen. Die Arbeit schmeckte Gott wieder, vielleicht lag es an der neuen Umgebung. Natürlich konnte es passieren, dass er irgendwann in den nächsten Jahren wieder müde wurde, alt wie er war. Konnten sie sich darauf verständigen, dass
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