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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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Einheimischen im Bedarfsfall ihre religiösen Riten vollziehen könnten. Ein Vorvertrag wurde unterzeichnet, der Rahikainen berechtigte, das Grundstück in den Besitz der zu gründenden Stiftung zu überführen, zu einem Spottpreis.
    Der Schutzheilige Konko-Hito verfolgte die Vorgänge mit Entsetzen. Torsti Rahikainen war zwar zum Glauben bekehrt, befand sich sogar in religiöser Ekstase, aber statt sich einer Gewissensprüfung zu unterziehen, schob er ein großangelegtes Hotelprojekt in Rarotonga an. Konko ahnte, dass das Gott nicht gefallen würde. Auf der Insel gab es bereits genug, wenn nicht sogar zu viele religiöse Angebote. Rahikainen war unverbesserlich.
    Als Torsti Rahikainen die praktischen Vorkehrungen auf der Insel getroffen hatte, flog er über Tahiti nach Los Angeles und von dort heim nach Helsinki. Er nahm Kontakt mit der Leitung der Missionsgesellschaft der finnischen Kirche auf und lud die Vertreter zu einer Beratung ins Hotel Emmaus ein, Thema sollte die Ausweitung der missionarischen Aktivitäten in der Südsee sein. Die Einladung wurde gern angenommen. Rahikainen zeigte schöne Dias von Rarotonga und präsentierte die Entwürfe für seine Missionsstation. Dann bat er um geistliche und finanzielle Unterstützung für die zu gründende Stiftung. Diese würde das trunksüchtige Naturvolk vor der Verdammnis retten, zugleich aber auch die vom Geld verdorbenen westlichen Touristen, die jene Gegend bereisten.

31
    Gott hat es wahrlich schwer. Pirjeri Ryynänen fühlte sich erschöpft, und das war kein Wunder. Er hatte den Himmel nach Kerimäki verlegt, hatte den Ausbruch des Dritten Weltkriegs verhindert und für die Tiere einen eigenen Himmel gegründet. Er hatte einen tückischen Angriff des Satans auf das Computernetz vereitelt, durch den er beinahe das Kommando über den Himmel verloren hätte. Pirjeri hatte das Bedürfnis, allein zu sein, seinen eigenen Interessen nachzugehen.
    Kreative Betätigung dient der Weiterentwicklung des Menschen und erst recht der Weiterentwicklung Gottes. Getreu diesem Prinzip machte es sich Pirjeri zur Gewohnheit, heimlich den südamerikanischen Dschungel in den weiten Regengebieten des Amazonas aufzusuchen. Dort hatte er seine Ruhe, lediglich ein misstrauischer Indianer schlich manchmal durch die tiefen feuchten Wälder. Von Tieren hingegen wimmelte es nur so, da waren Vögel, Affen, Ameisenbären, die unterschiedlichsten Geschöpfe. Und all die Reptilien, Termiten, großäugigen Nachttiere! Pirjeri kam aus dem Staunen gar nicht heraus. Er sagte sich, dass sein Vorgänger wohl in sehr ausgelassener Stimmung gewesen war, als er diese Vielfalt geschaffen hatte. Ein verrückter Gott!
    Dieser Schöpfer hatte offenbar eine sehr ausgefallene Phantasie, hatte er doch das Warzenschwein oder eine stinkende fleischfressende Rose geschaffen, die nur nachts blüht und lebende Beute fängt.
    Kein Wunder also, dass auch Pirjeri der Gedanke kam, die eigenen Künste zu erproben. Er war ja ebenfalls ein Schöpfer, warum also sollte er sich nicht schöpferisch betätigen? Allerdings war ihm das Entwickeln und Erschaffen neuer Tierarten bei Amtsantritt streng untersagt worden, daran konnte er sich gut erinnern. Aber war es denn wirklich eine so große Sünde, in jenem undurchdringlichen Dschungel wenigstens eine neue Tierart zu erschaffen, zumal durch die Industriegesellschaft ständig und mit zunehmendem Tempo alte Arten verdrängt und ausgerottet wurden?
    Die Idee von einer neuen Tierart war unwiderstehlich, ein unschuldiger kleiner Gedanke. Pirjeri fand, dass ein Versuch niemandem schadete, und es reizte ihn so sehr, seine Schöpferkraft zu erproben.
    Er grub aus den dunklen Bodenschichten des Dschungels ein paar höchst seltsame, zehn Zentimeter lange Würmer aus. Aus ihnen könnte er, so sagte er sich, zum Spaß ein neues, höheres Leben entwickeln.
    Die Schöpfungsarbeit erwies sich als schwieriger und zeitaufwendiger, als Pirjeri geglaubt hatte. In der Bibel heißt es, dass die Erde innerhalb einer Woche geschaffen wurde, aber das konnte nicht stimmen.
    Pirjeri setzte einen der ausgegrabenen Würmer auf seine Hand und begann mit der Arbeit. Er starrte intensiv auf das idiotische Wesen, ihm sollten zunächst Augen und irgendwelche Fühler wachsen. Nachdem Pirjeri seineSchöpferkraft tüchtig angestrengt hatte, erwachte der Wurm tatsächlich aus seiner Lethargie, und siehe da, aus seinem Kopf schob sich ein Augenpaar – offenbar Netzaugen – und zu beiden Seiten Fühler. Pirjeri
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