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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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Farben und Lebensweisen ausprobierte. Er überließ es den Organismen, sich zu teilen und vor sich hin zu wachsen. Nach Verlauf mehrerer Jahrhunderte beschloss er, es mit ein paar höher entwickelten Arten zu probieren, zunächst mit Fischen und Echsen. Dadurch angeregt, schuf er danach eine Vielzahl von Vögeln, später Säugetiere, und am Ende, aus einer Laune heraus, formte er aus den intelligentesten Säugetieren zunächst den Affen und schließlich ein Wesen, das ihm selbst ähnelte, den Menschen. Dies war Gottes allerletzter Schöpfungsakt, und er sollte ihn noch bereuen.
    Gott hat einen guten Charakter, und einen solchen wollte er auch dem Menschen geben. Im Trubel des Schöpfungsaktes hatte er jedoch offenbar nicht aufgepasst, es war ein echtes Missgeschick gewesen. Während Gott arbeitete, war es offenbar dem Satan höchstpersönlich gelungen, seine teuflischen Gene unter die an sich guten Erbanlagen des neuen Wesens zu mischen, und seither hat Gott nichts als Ärger mit der Menschheit. Vielleicht hatte der Satan auch bereits bei der Erschaffung der entwickelteren Säugetierarten seine Finger im Spiel gehabt? Denn als Gott den Wolf plante, schwebte ihm ein nettes pelziges Tier vor, das gut in den kalten Regionen des Erdballs zurechtkäme. Der Wolf sollte nach Gottes Vorstellungen von sanftem und friedlichem Wesen sein, er sollte Gras fressen und in fröhlichen Rudeln durch die verschneite Steppe traben. Als der Wolf aber fertig war, musste Gott feststellen, dass da etwas gründlich danebengegangen war. Der Wolf versuchte ihn in die Ferse zu beißen und musste getötet werden. Zuvor hatte sich das Raubtier aber bereits über die ganze nördliche Halbkugel ausgebreitet. Auf gleiche Weise tauchtenüberall auf der Erde andere Raubtiere auf, bis sich schließlich der Mensch als das grausamste aller Wesen erwies, das manchmal eben einfach teuflisch sein konnte.
    Gott wünschte sich den Menschen als Retter seiner Schöpfung, gab ihm einen Verstand und verschiedene Gefühle. Sein Ziel war es, dass der Mensch die Welt von den blutrünstigen Raubtieren befreien sollte. Ab und zu tauchten auch tatsächlich ein paar anständige Exemplare auf. Die allermeisten Menschen waren jedoch so streitsüchtig, gierig, gemein und machthungrig, dass Gott ihrem Treiben nur noch traurig zuschauen konnte.
    Je kultivierter der Mensch wurde, desto schurkischer wurde er. Im Laufe der Geschichte lernte er, Völker zu bilden, und er eignete sich Kriegstechniken an. Unaufhörlich führte er grausame Kriege, sodass auf der Welt in nie gekanntem Ausmaß Leid und Schmerz gesät wurden.
    Vor zweitausend Jahren versuchte Gott, das Geschehen auf der Welt zum Besseren zu wenden, indem er seinen einzigen Sohn Jesus Christus aussandte, die Menschen zu beruhigen. Es handelte sich um eine Notlösung.
    Das Vorhaben scheiterte. Die Menschen verhielten sich ihrem Wesen entsprechend, sie machten dem Gottessohn das Leben zur Hölle, verspotteten ihn, kaum jemand nahm ihn ernst. Schließlich gingen die Menschen so weit, dass sie den arglosen und gutgläubigen Burschen töteten, dazu noch auf grausamste Weise. In der ihnen eigenen mitleidlosen Art nagelten sie den armen, unschuldigen Jesus lebend mit Händen und Füßen an ein Kreuz. Gott blieb nichts weiter übrig, als seinen Sohn von den Toten zu erwecken und in den Himmel zu rufen, damit er dort seine Wunden lecken konnte.
    Heute ist Jesus irgendwo im Weltall in Begleitung eines gewissen Rutja unterwegs. Soweit sich Gott erinnern konnte, war das der Sohn des finnischen Donnergottes, eine Art Kollege von Jesus, stammte zumindest aus der gleichen göttlichen Kaste. So viel zu diesem Thema, dachte Gott müde. Er hatte getan, was er konnte, um die Welt vor dem Verderben zu retten, aber die Menschheit hatte keine Besserung erkennen lassen.
    Gott war enttäuscht und verbittert. Sein gutes Herz war müde von all dem Leid, das die Menschen verursachten. Ihm kam der finstere Gedanke, den ganzen erbärmlichen Planeten aus seiner Bahn zu stoßen. Einfach kurzen Prozess machen! Die Erdkugel würde um ihre Achse kreisen, würde in die Kälte des Außenkosmos stürzen und in tausend Stücke zerspringen, wenn sie in das alles verschlingende schwarze Loch fiele.
    Gott setzte diesen verzweifelten Gedanken allerdings nicht in die Tat um. Er hatte in Jahrmillionen währender Arbeit immerhin so viel herrliches und schönes Leben auf der Erde geschaffen, dass es schade gewesen wäre, all das nur wegen der Bösartigkeit der
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