Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Baum und kehrten bald wieder auf die Erde zu ihrem Gott zurück, wobei sie zutraulich mit ihren langen, elastischen Greifschwänzen wedelten.
    Der Körper der neuen Tierart war fertig, jetzt musste er nur noch mit der erforderlichen Menge an Hirntätigkeit,an Verstand, versehen werden. Da war Vorsicht geboten: Pirjeri wusste, dass ein zu kluges Tier Probleme machen konnte. Mit Dummen wird man immer fertig, aber jene, die zu klug sind, werden gefährlich, das haben die großen Herrscher schon immer gewusst. Trotzdem flößte Pirjeri den Tieren so viel Verstand in den Schädel, dass sie Laute zu bilden begannen, sie sagten:
    »Trek, trek, tsuit! Spit, krelekkulei!«
    Die Stimme der Wesen war rau und schmeichelte nicht gerade den Ohren. Pirjeri verhalf ihnen zu neuen Tonhöhen, indem er ihre Stimmlippen spannte. Die Weibchen erhielten eine Alt-Stimme, das Männchen wurde zum Tenor. Gleichzeitig verlieh er ihnen auch Rhythmusgefühl.
    Die Geschöpfe hatten noch das Gemüt eines Wurms, daneben aber schon einigen Verstand. Pirjeri gab ihnen ein fügsames Wesen, jedoch so, dass sie, wenn sie bedroht wurden, durchaus reizbar reagierten. Humor gab er ihnen vielleicht sogar ein bisschen zu viel, aber ist es denn schlecht, wenn ein Geschöpf diese lausige Welt mit Augen betrachten kann, aus denen kluge Freude blitzt?
    Als krönenden Abschluss ließ Pirjeri seinen Tieren Reißzähne wachsen und schärfte ihr Gehör. Er brachte ihnen auch das Schwimmen bei, was viel Spaß machte. Pirjeri zog seinen Anzug aus und hängte die Sachen an den Ast eines Mahagonibaums. Dann glitt er mutig mit seinen Geschöpfen ins klare Wasser eines Baches. Die Tiere prusteten zunächst, dass es nur so spritzte, aber bald schwammen und tauchten sie routiniert.
    Ein paar dreiste, blutrünstige Piranhas näherten sich, aber Pirjeris Geschöpfe schnappten nach ihnen und verschlangen sie mit gutem Appetit. Die Tiere waren so reinlich,dass sie ans Ufer gingen, um ihre Notdurft zu verrichten, sie wischten sich das Hinterteil im Gras ab und sprangen erst danach wieder zu ihrem Schöpfer ins Wasser. Ach, was waren das für Glücksmomente!
    Als Pirjeri sich anzog, dachte er, dass die Pädagogen einfach Recht haben, die sagen, dass schöpferische Betätigung dem Leben Inhalt gibt und ein Gefühl tiefer Befriedigung hinterlässt.

32
    Weihnachten nahte, der Geburtstag Jesu, des einzigen Sohnes Gottes. Die Menschheit schickte sich an, dieses friedliche Fest auf die unterschiedlichste Art zu feiern, in den westlichsten Ländern vor allem durch ausufernden Konsum. Im Himmel von Kerimäki wartete man insofern ungeduldig auf Weihnachten, als Gott selbst auf die Erde kommen würde, um seinen Sohn und dessen Freund Rutja zu feiern. Besonders Pirjeri wartete auf Gottes Besuch, denn er brannte darauf, ihm zu erzählen, was er in seiner Abwesenheit alles vollbracht hatte.
    Gottvater traf am Vortag von Heiligabend, von der Kehrtkugel kommend, in Bulgarien ein. Ihn erwartete eine böse Überraschung. Sein geliebter Himmel war nicht mehr am alten Platz, aber dennoch herrschte lebhaftes Treiben. Im großen Saal blökte eine Schafherde, in den Ecken lagen Schweine, und in den Fenstervertiefungen hockten gackernde Hühner. In der Bibliothek tollten fröhliche kleine Füchse umher, unten im Hof lagen drei wiederkäuende Kamele.
    Erschüttert stürmte Gott in sein Turmzimmer. Der Treppenaufgang war voller Hunde und Katzen, Gott konnte sich nur mit Mühe seinen Weg bahnen. Aus seinem Zimmer drangen Wiehern und die Stimme von Moses.
    Der Allmächtige trat ein. Moses saß auf einem alten Wallach und tätschelte dessen Mähne. Gottes geliebter Sessel war fortgeschafft worden.
    Gott hatte bereits viel Merkwürdiges auf der Welt gesehen, aber so etwas noch nie.
    Moses stieg ab und erzählte, dass der Wallach aus Polen stamme, dort habe er als Zugtier auf einem Staatsgut gearbeitet. Er sei brav und fromm, ein gutartiges Tier, und so habe man ihm das Recht gewährt, nach dem Tod in den Himmel zu kommen. Der Wallach sei zwei Wochen zuvor getötet worden. Man habe Wurst aus ihm gemacht, die Mettwurstenden seien auf dem Schwarzmarkt verkauft und inzwischen größtenteils verzehrt worden.
    Das Pferd wieherte Gott freundlich an. Aus seinen feuchten Augen sprach frommes Vertrauen in die Größe des Allmächtigen.
    Sie schickten das Pferd auf den Hof zu den Kamelen. Moses erzählte stolz, dass er neuerdings Herrscher über den ehemaligen Himmel sei, eine Art Gott der Tiere. Pirjeri Ryynänen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher