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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau
Autoren: Arto Paasilinna
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zeichnete er schon mal den Grundriss.
    Sein Schutzheiliger Konko-Hito war auf der Hut. Er hatte mehr als genug von Rahikainens Geschäftsideen, sie hatten bisher nur Ärger gebracht. Konko-Hito beschloss, Rahikainen religiös zu erwecken, so zwingend und vehement, dass ihm die Geldgier nicht länger den Kopf vernebelte. Konko war der Auffassung, dass ein frommer Christ nur seinem Glauben verfallen war, andere Torheiten hatten dann keine Chance mehr.
    Bereits in Neuseeland hatte er begonnen, Rahikainenchristliche Gedanken einzuträufeln. Sie hatten sich nur mühsam im Kopf des Geschäftsmannes verfestigt, aber trotzdem hatte so etwas wie Frömmigkeit zu keimen begonnen. Rahikainen sprach bereits jetzt gewohnheitsmäßig ein Abendgebet, und auch in Notsituationen pflegte er zu beten. Der Weg zu tieferer christlicher Erweckung war bereitet.
    Konko-Hito schritt eines Abends zur Tat, als Rahikainen wie gewohnt in der Strandbar von Rarotongas einzigem Hotel saß, vor sich einen Cocktail, der den Namen »Flut der Südsee« trug. Er tippte mit funkelnden Augen Zahlenreihen in seinen Taschenrechner ein, die ihm, wie er glaubte, zu wirtschaftlichem Erfolg und innerem Glück auf dieser fernen paradiesischen Insel verhelfen würden.
    Konko flößte ihm eine so tüchtige Portion Andacht ein, dass er aus seiner Arbeit auffuhr, seinen Cocktail ansah, als wäre es abgestandenes Speiseeis, ihn aber trotzdem austrank und sich sogar einen neuen bestellte, aber mit dem deutlichen Gefühl, etwas Sündiges zu tun.
    Während er mit einem Seitenblick die Bewegungen der braunen Arme und Schenkel des Barmädchens verfolgte, wurde ihm auf einmal klar, dass es nichts weiter war als aufdringliches Glotzen. Überhaupt, je weiter der Südseeabend voranschritt, desto schmutziger fühlte sich Rahikainen. Seine Seele dürstete nach religiöser Erquickung, nach reinigender Erweckung. Es handelte sich um einen Wettstreit zwischen irdischen Genüssen und religiösem Verzicht, der in seinem Unterbewusstsein ausgefochten wurde.
    Konko-Hito verstärkte den Druck. Um Rahikainens Seele entbrannte ein harter Kampf zwischen den beiden Kontrahenten. Viel fehlte nicht, und der arme Mann hätte denVerstand verloren, während Gut und Böse um seine elende Seele stritten. Konko-Hito gewann. Geschäftsmann Torsti Rahikainen erfuhr eine Erweckung, dass es nur so krachte, er bezahlte seine Rechnung und schritt in der tropischen Nacht ans Meeresufer, wo er unter einer schützenden Palme niederkniete und Gott um seinen Segen bat. Konko antwortete auf das Gebet, indem er ihm verkündete, was nun anstand:
    »Der Weg, die Zukunft und das Leben.«
    In dieser Nacht schlief Rahikainen nicht. Feurig pries er seinen Gott und dankte ihm für die wunderbare Erweckung. Jetzt eröffnete sich vor dem Sünder hell leuchtend ein gerader Weg, nicht so breit wie bisher, aber auf festem Grund, ein erhabener Pfad, der ihn weit in eine herrliche, lichte Zukunft führen würde.
    Am Morgen mietete sich Rahikainen ein Fahrrad und radelte zur nächstgelegenen Missionsstation, damit man dort das religiöse Brennen in ihm lindern sollte. Die Station war nur einen Steinwurf weit entfernt und wurde von Anglikanern betrieben. Dort konnte er nicht getauft werden, auch nicht in den beiden nächsten, denn die Priester waren um diese Zeit noch beim morgendlichen Fischen. Erst in der vierten Missionsstation wurde Rahikainen empfangen. Es war zufällig eine Station der Presbyterianer, dort taufte man ihn und behandelte ihn auch sonst gastfreundlich. Nach der Taufe bot man ihm Tee und Pfefferkuchen an.
    Der Schutzheilige Konko-Hito verfolgte zufrieden dieses glückliche Ereignis. Einen eingefleischten Geschäftsmann kann nun mal nur eine religiöse Erweckung retten.
    Der Presbyterianerpastor Iswin Hunttington war schottischer Abstammung und bereits an die siebzig Jahre alt. Erhatte während des letzten Krieges zum Glauben gefunden, nachdem es ihn mit der britischen Marine in den südlichen Stillen Ozean verschlagen hatte. Als Maschinengewehrschütze an Bord eines Frachtschiffes hatte er vom Krieg genug gehabt, sich aber auch nicht ins verregnete Schottland zurückgesehnt. Er hatte sich den Missionaren angeschlossen, war zufällig hier auf der Insel gelandet und nicht wieder nach Europa zurückgekehrt. Er war gesegnet mit einer Eingeborenen als Ehefrau und einem hübschen Heim ganz in der Nähe. Sein Gehalt wurde von Europa aus bezahlt. Zu Hause hatte er ein Auto und zwei tüchtige Dienstmädchen. Was
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