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Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Was ist denn hier los?
     
    „Was ist denn hier los?“ fragte Pummel, als der Linienbus Neustadt-Wampoldsreute den kleinen Umweg machte und über die Zugbrücke in den Hof der Internatsschule Burg Schreckenstein fuhr.
    „Vielleicht wird das Dach neu gedeckt?“ überlegte Eugen und betrachtete das Stahlrohrgerüst, das in der Ecke zwischen Süd- und Westflügel bis zum Dach aufragte.
    „Quatsch, wir bekommen einen zweiten Burgfried“, flachste Klaus, der Witzbold. „Und zum alten hinüber wird ein Seil gespannt, an dem wir die Wäsche aufhängen.“
    „Ich sage euch ganz was anderes“, meinte Ottokar, Schulkapitän und ältester Schüler auf Schreckenstein. „Da war das Fernsehen!“
    „Ein Film von Schreckenstein ohne uns, die Ritterschaft — das wäre ja falsche Berichterstattung!“ maulte Mücke. Als Chefredakteur der Schulzeitung „Wappenschild“ kannte er sich in journalistischen Fragen aus.
    Der Bus hielt direkt vor der großen Freitreppe. Mit der Lässigkeit von Fußballprofis, die ins Trainingslager einrücken, nahm jeder seinen Koffer, begab sich in sein Zimmer, holte seine Schulkiste vom Speicher, randvoll mit all dem Kram, den man in den Ferien nicht braucht, und richtete sich wieder ein.
    „Mann! Endlich sind die Ferien rum“, seufzte Dampfwalze, der stärkste und größte Schüler, unter seiner besonders schweren Kiste. Er war nicht, wie die meisten, mit dem Bus, sondern mit seinem Rennrad von Neustadt heraufgefahren, schon am frühen Morgen.
    Die Schreckensteiner zogen ihr Leben auf der Burg den schönsten Ferien vor. Denn alles was sich Jungen nur wünschen können, war hier vorhanden: eine mittelalterliche Burganlage mit Turm und Folterkammer, der Kappellsee, Wald, Sportanlagen und nicht zuletzt die ritterliche Kameradschaft unter Schülern und Lehrern.
    Auch der nächste Linienbus hielt unfahrplanmäßig im Burghof statt an der Haltestelle Dreitannen. Bis auf Schreinermeister Schrimpf aus Wampoldsreute war der Wagen ausschließlich mit Rittern besetzt, die aus den Ferien zurückkehrten und sich über das Gerüst wunderten.
    „Was ist denn hier los?“
    Fritz und Werner kamen vom Kappellsee herauf, wo sie nach ihrem selbstgebastelten Segelboot geschaut hatten.
    „Irgendwas tut sich hier“, berichteten sie atemlos. „Der Fluchtstollen im Hang war zugemauert. Jetzt ist er wieder auf.“
    „Dann macht ihr wenigstens den Mund zu, sonst zieht es!“ sagte Stephan barsch. Er haßte Panikmache wie die Pest.
    Da kamen Mini-Ritter Eberhard und der kleine Kuno eilig und wichtig den Gang entlang und riefen in jedes Zimmer: „Um achtzehn Uhr Schulversammlung! Um achtzehn Uhr Schulversammlung! „
    Verdutzt sahen die Ritter einander an. Was hatte das zu bedeuten? Wurde die Burg umgebaut? Die wenigen Anzeichen sprachen für eine größere Reparatur. Oder war das nur ein Anfang? Sollte am Ende die Schule ausziehen müssen? Keiner wagte den Gedanken auszusprechen.
    Schweigsam wie selten versammelte sich die Ritterschaft zur genannten Zeit um den großen Kachelofen im Wohnzimmer. Die Mienen der ein tretenden Lehrer wurden genau studiert. Wußten sie schon Näheres? Doktor Schüler, der rasende Lateinlehrer, erschien braungebrannt und strahlend, ebenso Doktor Waldmann. Gießkanne, für die künstlerische Entfaltung der Ritter verantwortlich, blickte blaß und arglos in die Runde. Rolle, der Sportlehrer, und Schießbude, der schmächtige Mathelehrer, lächelten sogar. Sie wußten auch nicht mehr.
    „Kein Grund zur Sorge“, flüsterte Musterschüler Strehlau, der wegen seines Gedächtnisses auch Computer genannt wurde.
    Da trat Ottokar ein, der als Schulkapitän sonst den Rex begleitete — allein. Jetzt konnte einer den andern atmen hören, so still war es auf einmal, so unheilverkündend still. Die Tür stand noch immer offen. Endlich Schritte auf der Treppe. Aber nicht nur das behende Stapfen des Rex war zu hören, sondern auch müde, schlurfende Tritte.
    „Scheint ein Pferd zu sein“, witzelte Klaus. Doch niemand hörte auf ihn. Alle Hälse reckten sich, eine schmale Nase erschien, wie der erste Zahn einer riesigen Kreissäge zwischen den Türbalken — Mauersäge, Graf Bodo von Schreckenstein, der Besitzer der Burg. Hinter ihm der Rex. Das konnte nichts Gutes bedeuten! Mit müden Schritten begab sich der Hausherr in die Mitte des Halbkreises um den Kachelofen und mußte warten, bis sich sein Herzschlag beruhigt hatte, ehe er sprechen konnte.
    „Liebe Schreckensteiner“, begann er. Da
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