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Im falschen Film 1

Im falschen Film 1

Titel: Im falschen Film 1
Autoren: Vanessa Mansini
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    Als ich aufwachte, sah ich ihn. Den Mann, den ich liebte, immer geliebt hatte, für den Rest meines Lebens lieben würde. Ich wusste nicht, wo ich mich befand. Ich wusste nicht, wie ich hieß. Und ich wusste auch nicht, wie er hieß. Aber es war klar: Das ist mein Mann. Und die zwei unfassbar süßen Kinder auf seinem Arm und an seiner Hand, das waren meine Kinder. Ganz sicher.
    „Das darf doch nicht wahr sein! Was ’n das für ’n Vollidiot?!“
    Neben der Liebe meines Lebens draußen auf dem Flur stand ein ungesund wirkender, älterer Mann mit Handy am Ohr – direkt neben einem Schild, das ein durchgestrichenes Handy zeigte. Handläufe führten an den weißen Wänden des Flurs entlang. Ich befand mich offensichtlich in einem Krankenhaus, lag in einem Krankenzimmer. Warum?
    „Dann fahr verdammt nochmal hin und prügle ihn aus dem Bett. Steht seit gestern im Drehplan, dass er heute dran ist. Schauspieler sind echt die größte Enttäuschung meines Lebens!“
    Ich wünschte, der Alte würde endlich den Mund halten. Ich wollte, dass mein Mann mich sah. Sah, dass ich ihn sah. Aber er war mit unseren Kindern beschäftigt, spielte mit ihnen, kitzelte unsere Tochter, ein Kinderlachen wie aus dem Paradies.
    „Frau Kwiatkowski? … Hah! Sie sind ja wach!“
    Das war die Krankenschwester. Die professionell lächelnde Frau mit dem weißen Kittel stand offensichtlich schon länger neben mir. Fummelte an einer Infusion herum. An meiner Infusion. Sie schaute mich direkt an. Frau Kwiatkowski?
    „Wie geht’s Ihnen?“, fragte sie mich.
    „Mh, gut, ja … Danke.“
    „Haben Sie Schmerzen?“
    Ich schüttelte den Kopf. Frau Kwiatkowski? Sagte mir überhaupt nichts.
    „Ich hole die Frau Doktor.“
    „Können Sie meinen Mann reinschicken?“
    Ich sah ihn nicht mehr. Er war hinter unserem Sohn hergelaufen, aus dem kleinen Blickfeld verschwunden, das die geöffnete Tür zum Flur preisgegeben hatte.
    „Natürlich!“
    Sie lächelte und eilte nach draußen. Zum ersten Mal sah ich mich in dem Krankenzimmer um. Neben mir schlief eine Frau in einem weiteren Bett. Daneben gab es auch noch Platz für ein drittes. Ein karges Zimmer, mit einem Fernseher, der von der Decke hing. Durch das große Fenster fluteten Strahlen der tiefstehenden Sonne den Raum. Draußen konnte ich von meiner liegenden Position aus nur den blattlosen Ast eines Baumes und die Spitze eines Baukrans erkennen. Nichts war mir hier vertraut. Gar nichts.
    „Ihr Mann kommt. Haben Sie Hunger?“
    Das war wieder die Krankenschwester. Sie schaute noch einmal kurz zur Tür herein. Ich horchte in meinen Magen. Kein Hunger. Nein. Dabei sah ich auf meine Hände. Ich glaube, das war der Moment, der mich am meisten erschreckte. Ich kannte diese Hände nicht. Feine Hände, junge Hände, gepflegt. Mit einem Ehering am linken Ringfinger. Sie waren mir fremd. Aber es waren meine Hände. Daran zwei Arme, die aus einem dieser unschönen Krankenhausleibchen herausragten. Diese Arme führten zu Schultern, zu einem Hals, zu einem Kopf, vor allem zu einem Gesicht, das … das ich mir nicht vorstellen konnte. Ich wusste nicht, wie ich aussah.
    „Okay, und sag ihm, er ist ein Arschloch. … Tschüss!“
    Der Alte räusperte sich draußen. Seine Schritte kamen näher. Während er sein Handy wegsteckte, betrat er das Krankenzimmer. Mit einer Selbstverständlichkeit, die mir Angst machte. Er sah mich. Und lächelte. Erleichtert. Ein Lächeln, das ich ihm nach seinem bisherigen Verhalten nicht zugetraut hätte. Die Krankenschwester lächelte ebenfalls.
    „Du bist wach! Wow! Super!“
    Er eilte zu mir. Seine welligen grauen Haare hüpften auf seinem Kopf auf und ab. Mir fiel auf, dass seine Jeans und seine Sneakers überhaupt nicht zu dem Hemd und dem grauen Sakko passten. Er beugte sich auf mein Bett und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Vielmehr wollte er es tun. Ich schreckte zurück wie vor einem angreifenden Reptil. Der Alte schaute mich erstaunt an.
    „Was ist los?“
    „Wer sind Sie?“
    Die Schwester wollte eigentlich gerade gehen, blieb aber nun doch. Sie musste seinen irritierten Blick gesehen haben. Und vor allem meinen Blick, geprägt von Panik und Überforderung.
    „Das ist Ihr Mann!“
    „Nein, mein Mann, das … Da war doch eben noch ein anderer Mann. Mit … mit den Kindern.“
    Die Krankenschwester schaute nach draußen, war sichtbar irritiert.
    „Was redest du für einen Quatsch? Ich bin dein Mann, Trixi!“
    Trixi?
    „Das muss eine Verwechslung sein! Ich
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