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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
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1
     
    Bertha Cool drückte mit schwerer ringbestückter Hand die Klinke herunter und segelte zornfunkelnden Auges in mein Büro.
    Elsie Brand, meine Sekretärin, und ich hatten uns eben über den Kidnappingfall unterhalten, der nun schon seit Monaten der Polizei Rätsel aufgab. Eine Belohnung von hunderttausend Dollar winkte dem Glücklichen, der imstande war, den Fall zu lösen.
    Ein Blick auf Bertha genügte mir.
    »Das wäre alles, Elsie«, sagte ich.
    Die Hände in die ausladenden Hüften gestemmt, wartete Bertha, bis Elsie verschwunden war.
    »Ich kann so was einfach nicht ausstehen, Donald«, verkündete sie dann.
    »Was kannst du nicht ausstehen?«
    »Einen wimmernden, flennenden, zerknirschten Mann.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil so einer in meinem Büro sitzt.«
    »Und dir paßt das nicht?«
    »Nein.«
    »Dann wirf ihn doch hinaus.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Er hat Geld.«
    »Was will er?«
    »Einen Detektiv, natürlich.«
    »Und was soll ich da tun?«
    »Donald«, begann Bertha in der schmeichelndsten Tonlage, die ihr zu Gebote stand, »du mußt mit ihm reden. Du kommst so gut mit Menschen aus. Du findest immer etwas Interessantes an jedem. Bei mir ist das anders. Entweder ich mag jemanden, oder ich mag ihn nicht. Und wenn ich ihn nicht mag, dann kann er mir gestohlen bleiben.«
    »Was ist denn mit dem Mann los, Bertha?«
    »Ach, er weiß nicht, was er will. Er hätte doch, weiß Gott, vorher dran denken können, wie sehr er seine Frau und sein Kind liebt. Statt dessen läßt er sich mit einem blonden Gift ein und wartet dann zwei Wochen, ehe er heulend zu uns gelaufen kommt.«
    »Wieviel Geld hat er?«
    »Ich sagte ihm, er müßte fünfhundert Dollar anzahlen, sonst würden wir uns die Geschichte gar nicht erst anhören. Ich dachte, das würde ihn verscheuchen. Aber er zog seine Brieftasche und blätterte fünfhundert Dollar hin. Das Geld liegt auf meinem Schreibtisch.«
    »Kein Scheck?«
    »Kein Scheck. Er wollte nicht, daß die Transaktion in seinen Büchern erscheint.«
    Ich schob meinen Sessel zurück. »Sehen wir ihn uns mal an.«
    Bertha strahlte. »Ich wußte, daß ich auf dich zählen kann, Donald. Du hast immer Verständnis.«
    Bertha marschierte durch Elsies Büro hinaus ins Vorzimmer und in ihr Büro.
    Der Mann, der in dem Sessel neben dem Schreibtisch saß, sprang nervös hoch, als wir eintraten.
    »Mr. Fisher«, stellte Bertha vor, »das ist Donald Lam, mein Partner. Ich dachte, wir sollten doch auch die Meinung eines Mannes zu diesem Fall einholen.«
    Fisher hatte rostrotes Haar, blonde Augenbrauen, wäßrige blaue Augen und sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    Er schüttelte mir die Hand.
    »Mr. Lam«, sagte er, »es ist mir eine Freude.«
    Dabei sah er so aus, als wüßte er gar nicht, was Freude ist.
    Ich warf einen Blick auf die fünf Hundertdollarscheine, die fächerförmig auf Berthas Schreibtisch lagen.
    Bertha stieß einen abgrundtiefen Seufzer der Erleichterung aus und verfrachtete ihre Massen in den ächzenden Drehstuhl. Sie blickte von einem zum anderen. Ihre Miene verriet, daß sie mit der Geschichte nichts mehr zu tun haben wollte. Sie strich das Geld ein, steckte es in ihre Schreibtischschublade und schob sie krachend zu.
    »Ich habe Mrs. Cool bereits erzählt, was ich auf dem Herzen habe«, bemerkte Fisher.
    »Wiederholen Sie«, befahl Bertha barsch. »Berichten Sie Donald.«
    Fisher holte tief Atem.
    »Er heißt Barclay Fisher«, warf Bertha ein, »und ist Grundstücksmakler. Verheiratet, mit einem achtzehn Monate alten Baby. Vor zwei Wochen mußte er nach San Franzisko zu einer Tagung. So, Fisher, fahren Sie weiter.«
    »Es ist schwer zu erklären, was ich tat«, sagte Fisher und zog mit der rechten Hand an dem Finger seiner linken, daß die Knöchel knackten.
    »Hören Sie auf, mit den Fingern zu knacken«, fuhr Bertha ihn an. »Da schwellen die Knöchel.«
    »Es ist nur so eine Angewohnheit«, versetzte er.
    »Dann gewöhnen Sie es sich ab«, versetzte Bertha scharf.
    »Was taten Sie in San Franzisko?« fragte ich.
    »Ich — ich trank zuviel.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Sehr aufschlußreich«, stellte ich fest.
    »Ich verbrachte die Nacht offenbar in einem Zimmer, das nicht mein eigenes war.«
    »Wessen Zimmer denn?«
    »Die junge Dame hieß Lois Marlow.«
    »Wie lernten Sie sie kennen?«
    »Sie gehörte zu den Hostessen, die die Tagung ein bißchen freundlicher gestalten sollten.«
    »Was für eine
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