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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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unbezahlte Rechnungen, Versicherungsvertreter. Aber das hier ist wichtig.«
    Sie reichte mir den gelben Zettel, auf dem sie die Nachricht des Bezirksstaatsanwalts notiert hatte: Kommen Sie in mein Büro, sobald Sie im Gerichtssaal fertig sind.
    Das hieß, dass Battaglia von dem entlaufenen Zeugen gehört hatte und eine Erklärung wollte.
    Ich ging in mein Büro und ließ die Akten auf meinen Schreibtisch fallen. Mercer stand vor dem Fenster; seine ein Meter dreiundneunzig große Gestalt hob sich als dunkle Silhouette gegen die Granitwasserspeier auf dem Gebäudesims gegenüber ab. Er telefonierte.
    »Finden Sie so viel wie möglich heraus. Alex wird schweigen wie ein Grab.«
    »Ich glaube, dafür ist es zu spät«, sagte ich zu Mercer, nachdem er aufgelegt hatte. »Ich bin kurz vor einer Bruchlandung. Battaglia will wissen, was los ist. Irgendwelche Neuigkeiten, wie das passieren konnte?«
    »Bessemer ist mehrfach vorbestraft. Ihm blüht lebenslänglich für den Verkauf von fünf Kilo Kokain. Das Drogendezernat von Brooklyn hatte die Verhaftung vorgenommen. Der dortige Lieutenant bestand darauf, dass seine Jungs den Gefangenentransport vornahmen. Jetzt stellen sich dort alle dumm.«
    »Das wäre nicht das erste Mal. Irgendeine Spur von Bessemer?«
    »Ich habe jeden angerufen, der mir einen Gefallen schuldet. Bis morgen früh habe ich eine Antwort für dich.«
    »Du weißt, ich bin für jede Information dankbar – selbst wenn sie bröckchenweise oder zu spät eintrifft, um meinen Hintern zu retten.«
    Ich zog meinen Sicherheitsausweis durch den Scanner, um in den Exekutivflügel zu gelangen. Battaglias Sekretärin Rose Malone sah mir erleichtert entgegen. »Gehen Sie gleich rein, Alex.«
    Rose war mein Frühwarnsystem. Sie war dem Bezirksstaatsanwalt gegenüber absolut loyal, registrierte jede seiner Stimmungen und übermittelte mir die Daten so genau wie das präziseste Barometer in Cape Canaveral der Mission Control.
    »Bekomme ich einen Tipp, wer mich verpfiffen hat?«
    »Nicht der, den Sie vermuten.«
    Ich hatte an McKinney gedacht. Der Leiter der Prozessabteilung, Pat McKinney, war mein direkter Vorgesetzter. Sein Adlerauge beobachtete jeden meiner Schritte, und er schien nie müde zu werden, Battaglia über meine Fehltritte und Fehler zu unterrichten.
    »Wer dann?«
    »Der Polizeipräsident. Keine Angst, der Boss ist nicht wütend. Er möchte nur ein paar Hintergrundinformationen haben, bevor er den Anruf entgegennimmt.« Sie hatte den Anruf abgefangen und gab mir die Gelegenheit, dem Bezirksstaatsanwalt die Situation zu erklären, damit er während des Gesprächs mit dem Polizeipräsidenten die Oberhand behalten konnte. Da der Schlamassel auf das Konto der New Yorker Polizei ging, war der Boss nicht verärgert. Er wollte nur das Ausmaß unserer Komplizenschaft wissen, bevor er mit dem Finger auf die Polizisten zeigte.
    Als ich den Raum betrat, paffte Battaglia gerade den Rauch seiner Cohiba aus, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. »Setzen Sie sich doch, Alex, und erzählen Sie mir, was Sache ist.«
    Wenn ich nicht gerade in sein Büro kam, um ihm gute Neuigkeiten mitzuteilen – einen Treffer in einer DANN-Datenbank, die Verurteilung eines Serienvergewaltigers oder ein bisschen Privatklatsch, den er in seinem unerschöpflichen Informationsspeicher ablegen konnte –, zog ich es vor, seine Fragen im Stehen zu beantworten und so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.
    Er sah auf ein Stück Papier, das vor ihm lag. »Dieser … dieser Bessemer. Warum mussten Sie ihn hierher kommen lassen?«
    »Wir hatten heute den ersten Verhandlungstag, Paul. Der Angeklagte ist –«
    »Ja, Andrew Tripping. Dieser Militärspinner, der seinen Jungen geschlagen hat.«
    Battaglias Behörde, die landesweit beste ihrer Art, beschäftigte mehr als sechshundert Staatsanwälte. Aber Battaglia entging nicht das kleinste Detail, und er konnte sich an jede Einzelheit erinnern, über die ich ihn jemals unterrichtet hatte, außer es ging um Geld, mit dem ich ein Sonderprojekt meiner Abteilung finanzieren wollte.
    »Es ist ein schwieriger Fall, Boss. Mercer Wallace erhielt letzte Woche einen Anruf, dass einer von Trippings früheren Zellengenossen nützliche Informationen für mich hätte. Etwas, das meinem Vergewaltigungsopfer einen Vorteil verschaffen würde.«
    »Und das wäre?«
    »Das wollte ich selbst erst herausfinden, ziemlich genau um diese Uhrzeit.«
    Battaglia verzog den Mund und sprach, ohne den dicken
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