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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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wir zum Hubschrauber, während der Pilot den Motor anließ und die Rotoren sich zu drehen begannen. »Es wird eine perfekte Nacht werden. Es ist fast Vollmond, wir können mitten auf dem Times Square landen und bis in die Puppen tanzen.«
    Mercer bedeutete Mike über meinen Kopf hinweg, endlich Ruhe zu geben.
    »Schon in Ordnung«, sagte ich. Mike Chapman kannte mich genauso gut, wie ich mich selbst. Ich wollte jetzt noch nicht nach Hause. Ich wollte heute Nacht nicht allein sein.
    Ich duckte mich unter den Drehflügeln hindurch und kletterte in den Sitz hinter dem Piloten. Ich war schon Dutzende Male mit dem Fotografen der Bezirksstaatsanwaltschaft im Hubschrauber unterwegs gewesen, um Luftaufnahmen von Tatorten zu schießen. Jemand würde das ebenso morgen über dem Fluss und der Bucht, bis hinunter zu den Kills, machen.
    Nachdem auch Mike und Mercer eingestiegen waren, hob der Hubschrauber ab und schwebte für einen Moment hinter der großen Kupferdame. Dann flog er um den riesigen Arm mit der Fackel herum und vorbei an ihrem eindrucksvollen Gesicht, das in der Abenddämmerung von den Lichtern in ihrer Krone beleuchtet wurde.
    »Lady Liberty, Coop. Sie hat heute über dich gewacht. Ist sie nicht eine Schönheit?«
    Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster und bedankte mich im Stillen bei ihr.
    »Ich für meinen Teil«, sagte Mike, »finde die auf dem Goldstück sexyer. Die hier trägt ihre Haare zu diesem strengen Dutt hochgesteckt. Die auf dem Doppeladler hat ihre Haare ganz wild und offen, so ungefähr wie du jetzt.«
    Hinter uns ging westlich vom Hudson die Sonne unter, und direkt vor uns präsentierte die elegante Skyline von Manhattan stolz ihr beeindruckendes Lichterspiel.
    Wir überquerten den Fluss, die Chelsea Piers, passierten das Empire State Building und die Art-déco-Spitze des Chrysler Building und landeten sanft am East River, in Sichtweite des alten Totenhauses auf der Spitze von Roosevelt Island.
    Eine wahre Phalanx von Detectives erwartete uns am Heliport.
    »Der Polizeipräsident will Ms. Cooper noch heute Abend sprechen«, sagte einer von ihnen zu Chapman, der die Polizisten zur Seite drängte.
    »Gebt uns eine Stunde. Ich muss ihr erst ein neues Paar Schuhe kaufen. Dann bringen wir sie ins Präsidium.« Er entdeckte einen Freund in der Menge. »Joey, bring uns so schnell wie möglich nach Uptown, mit Blaulicht und Sirenen. Das Weibsstück hier braucht dringend ein Bad. Sie ist heute zu dicht an Jersey dran gewesen – sie stinkt nach Secausus.«
    Fünfzehn Minuten später waren wir bei mir zu Hause.
    »Mach dich frisch, Blondie. Und spar nicht am Parfüm.«
    »Muss ich heute Abend wirklich noch ins Präsidium? Ich bin kaputt«, sagte ich von der Schlafzimmertür, während Mike auf die Eiswürfel und Mercer auf die Bargläser zusteuerte.
    »Darauf kannst du deinen hübschen Arsch verwetten. Der Polizeipräsident hat die komplette Mannschaft von Manhattan South als Suchtrupp losgeschickt – zu Land, zu Wasser und zu Luft –, jeden Mann an Bord. Und nachdem du dich bei ihm bedankt hast, bekommst du es mit uns beiden zu tun.«
    »Was meinst du damit?«
    Mercer antwortete. »Es ist Zahltag. Wir führen dich heute Nacht aus. Heute wird getanzt, geschlemmt und mit deinen Freunden gefeiert.«
    »Und wenn wir dich im Morgengrauen wieder hier abliefern, wirst du so erschöpft sein, dass du mich mindestens einen Monat lang nicht mehr herumkommandieren kannst. Du wirst schlafen wie ein Baby«, prophezeite Mike.
    »Ich weiß nicht, ob ich –«
    »Aber wenn du uns natürlich lieber allein losschicken willst, während du nach der Dusche unter die Decke kriechst, eine Schnute ziehst und in Selbstmitleid versinkst – so wie du es sonst üblicherweise machst …«
    »Gebt mir eine halbe Stunde«, sagte ich. »Geht nicht ohne mich.«
    Ich ging ins Schlafzimmer und zog das Sweatshirt und die feuchte Hose aus. Mein Anrufbeantworter zeigte sieben Nachrichten an. Ich hielt die Löschtaste so lange gedrückt, bis die Anzeige auf null stand. Wer auch immer mich heute hatte erreichen wollen, konnte es morgen gerne erneut versuchen.

 

Danksagung
     
    Ein Artikel in der New York Times machte mich zuerst auf die herrliche Rarität aufmerksam, die meine Fantasie beflügelte – »solches Zeug, woraus Träume gemacht werden«, wie Shakespeare es einst formulierte. Weitere hilfreiche Quellen waren William Stadiems Too Rich: The High Life and Tragic Death of King Farouk, der Katalog von Sotheby’s/Stack’s über die
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