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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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Einsatzzentrale einzurichten.
    Mercer wartete an dem kleinen Pier an der Südwestseite der Statue auf mich. Er hob mich vom Heck des Bootes herunter und drückte mich fest an sich. Ich zitterte nach wie vor am ganzen Körper und legte meinen Kopf an seine Brust.
    »Los, wir bringen sie nach drinnen«, sagte er und führte mich durch eine Gruppe von Cops und Sicherheitsbeamten, die alle helfen wollten. »Sie«, sagte er und deutete auf einen Angestellten des National Park Service, »gehen Sie in den Souvenirladen und –«
    »Er hat schon geschlossen, Sir.«
    »Das ist mir egal. Bringen Sie mir ein Sweatshirt und alles, was warm und trocken ist. Und wenn Sie einbrechen müssen.«
    Einer der Cops hatte seine Windjacke um meine Schultern gelegt. Es machte kaum einen Unterschied. Diese Woche gewöhnte ich mich langsam an Nässe und Kälte.
    Wir betraten das Fort, das den Sockel der Statue bildete – Fort Wood, eine Garnison aus dem Krieg von 1812 –, und Mercer führte mich durch einen langen Korridor zu einem Büro.
    »Was ist passiert?« Mike legte den Telefonhörer auf und bedachte mich mit seinem unvergleichlichen Grinsen. »Konntest du heute keinen Friseurtermin mehr bekommen? Kein Wunder, dass keiner bei dir bleibt, so wie du aussiehst.«
    In dem Zimmer waren noch sechs andere Cops, die jetzt per Telefon oder Computer die Suche nach mir abbliesen und die Patrouillenboote unterrichteten, dass ich in Sicherheit war.
    »Ich habe vor einer halben Stunde mein Bestes getan, um mir einen Typen zu angeln.« Ich wusste, dass ich in Tränen ausbrechen würde, falls ich das Geplänkel nicht mitmachte. »Ist der etwa auch entwischt?«
    »Schön, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast, Blondie. Nein. Mr. Hoyt ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Eine leichte Gehirnerschütterung und ein paar Löcher in den Händen. Er ist der Hafenbehörde auf der Jersey-Seite ins Netz gegangen.«
    »Lasst uns nach nebenan gehen«, sagte Mercer. »Da ist ein leeres Büro.«
    »Typisch«, sagte Mike. »Coop ist die Einzige, die ich kenne, die als kleines Mädchen Captain Hook lieber mochte als Tinkerbell.«
    Der Park-Service-Ranger kam mit einem großen Fleeceshirt zurück, auf dessen Vorderseite die Fackel der Freiheitsstatue abgebildet war. Ich ging nach nebenan und zog das trockene Oberteil an, bevor ich Mercer und Mike die Tür öffnete. Sie wollten wissen, was heute Nachmittag mit Graham Hoyt geschehen war. Ich gab ihnen eine kühle und sachliche Schilderung. Der Gedanke an das, was auf dem Fluss hätte passieren können, war mehr, als ich ertragen konnte.
    »Ihr müsst den Sicherheitsdienst in der Bezirksstaatsanwaltschaft anrufen«, sagte ich. »Am Samstag arbeitet die Stammbesatzung unserer Polizeitruppe. Sie sollen in mein Büro gehen. Der Schlüssel zum Aktenschrank liegt in Lauras Schreibtisch. Im ersten Aktenschrank, hinter der Tripping-Akte in der zweiten Schublade, ist eine Yankees-Jacke. Sie sollen die Taschen durchsuchen oder, was wahrscheinlicher ist, die Nähte aufschlitzen und im Futter nachsehen.«
    »Warum?«
    »Weil ich wette, dass Paige Vallis dort das Stück Papier versteckt hat, das ihr Vater fünfzig Jahre lang aufgehoben hat, in dem Glauben, dass es ihn eines Tages – zusammen mit der dazugehörigen Goldmünze – reich machen würde. Das Stück Papier, das Victor Vallis aus König Faruks Palast mitnahm.«
    Mercer klemmte sich ans Telefon, während ich mich allmählich entspannte und aufwärmte.
    »Aber Graham Hoyt wusste über die Baseballjacke Bescheid, nicht wahr? Du hast ihm doch gesagt, dass du sie dem Jungen zurückgeben würdest. Warum ist er da nicht von selbst auf die Idee gekommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm gesagt, dass der Junge die Jacke im Krankenhaus vergessen hatte. Er hat vermutlich logischerweise gedacht, dass sie noch am selben Tag als Beweisstück sichergestellt wurde. Ich habe nie erwähnt, dass Paige die Jacke mit nach Hause genommen und die ganzen Monate über behalten hat.«
    »Und Paige gab dir das Dokument, weil sie wusste, dass ihr Leben möglicherweise in Gefahr war.«
    »Wahrscheinlich.«
    Mercer klappte sein Handy zu. »Sie sind schon auf dem Weg in dein Büro. Sie rufen mich zurück, sobald sie die Jacke geprüft haben.«
    Ein anderer Ranger klopfte an die Tür und kam mit Kaffee und einem Tablett mit Sandwiches herein, die in der Cafeteria übrig geblieben waren.
    Mike stand hinter mir und massierte mir die Schultern und den Nacken. »Das hast du dir alles
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