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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft
Autoren: Jason Dark
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Ellen Long sagte noch nichts, als ihr Mann aufstand, die kleine Küche verließ und in den Flur ging. Erst als er zurückkam, wunderte sie sich. Da hatte Kevin seine dunkle Jacke übergezogen und die flache Mütze aufgesetzt.
    Ellens Gefühle zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. »Du willst weg?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Wohin?« Auch sie erhob sich. »Es ist dunkel. Du kannst doch nicht jetzt noch…«
    Mit einer knappen Handbewegung unterbrach er seine Frau und erklärte mit dumpfer Stimme: »Ich gehe in mein Grab…«
    ***
    Auch in der Dunkelheit wirkte das Gesicht meines Freundes Bill Conolly hart und angespannt, als er sich umdrehte und mich anschaute. »Ich sage dir, John, der wird kommen.«
    »Möglich.«
    Bill rutschte ein Stück näher. Unter seinem Körper knirschte der feine Kies. »Nicht nur möglich, der steckt da unten im Wasser.«
    »Kann er überleben?«
    »Und wie!«
    »Wir werden sehen.«
    Mein Freund hob die Schultern und schüttelte den Kopf. Ihm passte meine Skepsis nicht, aber sie war angebracht, denn Bill, Suko und ich befanden uns auf der Spur eines unheimlichen Vorgangs. Wie alles zusammenhing, wussten wir auch nicht, auf jeden Fall mussten wir abwarten, bis der andere sich zeigte.
    Deshalb hatten wir uns auch günstige Positionen ausgesucht. Wir lagen an einer Seite der Kiesgrube, während unser Freund Suko gegenüber seinen Platz gefunden hatte.
    Es war eine stille, noch nicht zu kalte Novembernacht. Der Himmel über uns schimmerte irr einem matten, dunklen Grau. Hin und wieder durchzogen von langen Wolkenschleiern, die wie verzerrte Gesichter wirkten, da sie an einigen Stellen aufgerissen waren. Einen Mond sahen wir nicht. Ab und zu ein paar Sterne, ansonsten lastete die Dunkelheit über dem Gelände.
    Es war eine stille Gegend. Tagsüber sah es anders aus. Da fuhren zahlreiche Lastwagen und schafften den aus der Grube geförderten Kies zu den einzelnen Baustellen. In der Nacht jedoch verirrte sich hierher nicht einmal ein Liebespaar, denn die Gegend wirkte wie die Kraterlandschaft auf einem anderen Stern.
    Wir lagen direkt am Rand der Grube. Wenn ich den Kopf ein wenig vorschob, konnte ich in die Tiefe schauen. Die Hänge, die nach unten in die Schüssel führten, waren ziemlich steil. Zudem mit einer dünnen Kiesschicht bedeckt, und wenn wir sie hinabliefen, mussten wir acht geben, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Noch war es nicht soweit. Wir lagen da und beobachteten. Mein Blick glitt über den Grund der Kiesgrube. Wasser war aus dem Innern der Erde gequollen und hatte die Schüssel ausgefüllt. Da kaum ein Lüftchen wehte, wirkte die dunkle Fläche des Wassers auf mich wie ein glatt poliertes Stück Blech.
    Mindestens eine halbe Stunde lagen wir auf dem kiesigen Boden. Ich merkte, wie allmählich die Kälte durch meinen Körper kroch. Es wurde Zeit, dass ich mich bewegte. Hier oben befanden wir uns zwar in einer relativ guten Beobachterposition, wenn wir allerdings etwas erreichen wollten, mussten wir an das Wasser.
    Das wollte ich. Bisher hatte ich nichts gesehen, war nur auf Bills Vermutungen angewiesen, und die konnten mir schon Angst machen, vorausgesetzt, sie trafen zu.
    Ich hatte keine Lust mehr, noch länger am Rand der Kiesgrube zu liegen und steife Knochen zu bekommen, aus diesem Grunde winkelte ich die Arme an und stemmte mich hoch.
    Bill schaute mich erstaunt an. »Willst du nach unten?«
    »Ja.«
    »Aber er wird bestimmt kommen.«
    Ich lachte. »Das glaube ich dir sogar, mein Lieber. Nur habe ich keine Lust, möglicherweise bis zum frühen Morgen zu warten, ich will ihn schneller sehen, vielleicht sogar locken. Wenn er sieht, dass ich mich dem Wasser nähere, steigt er bestimmt hervor.«
    »Das ist riskant«, warnte Bill.
    Ich hob die Schultern. »Weiß ich. Auch die Herfahrt war riskant. Da hätte uns fast ein Lastwagen gerammt.«
    »Du bist unverbesserlich.« Bill blieb ebenfalls nicht liegen und stellte sich neben mich.
    Bevor er ein Wort ausgesprochen hatte, wusste ich schon, was er vorhatte, deshalb sprach ich schon dagegen. »Nein, mein Lieber, du nicht. Ich mache das allein.«
    »Wieso?«
    »Decke du mir von hier den Rücken.«
    Bill war sauer, das merkte ich ihm an. Er fügte sich jedoch. »Okay, du hattest die Idee.«
    Von meinem Gürtel hakte ich die Lampe los und schaltete sie dreimal kurz hintereinander an. Ich hatte dabei auf die gegenüberliegende Seite der Kiesgrube gezielt und bekam von dort Antwort. Ein zweimaliges Aufzucken bewies mir, dass Suko
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