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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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vergeuden. Ich werde die Befunde nicht in Zweifel ziehen.«
    Trippings Verteidiger hatte seine Strategie nicht geändert. Die beiden, so würde Peter argumentieren, verbrachten eine heiße Nacht miteinander, aber aus irgendeinem Grund, den er während des Prozesses zur Sprache bringen würde, zeigte Paige Vallis am darauf folgenden Morgen ihren Lover wegen Vergewaltigung an. Nun, mit Sicherheit tat sie das nicht aus Vorfreude auf das, was ihr bei einer öffentlichen Verhandlung bevorstand.
    »Hat Richter Hayes Ihnen schon einen Vergleich nahe gelegt?«
    Der Fall war seit März anhängig. »Ich habe der Verteidigung kein Angebot gemacht.«
    »Sind Sie noch bei Trost, Alexandra? Haben Sie nichts Besseres zu tun?« Moffett zog eine Augenbraue hoch und spähte mich über den Rand seiner Lesebrille hinweg an.
    »Ich würde gerne die Umstände erklären, Euer Ehren. In die Sache ist ein Kind verwickelt.«
    »Sie hat ein Kind? Was hat das damit zu tun?«
    » Er hat ein Kind. Einen Sohn. Darauf bezieht sich der Anklagepunkt wegen Kindeswohlgefährdung.«
    »Er hat sein eigenes Kind missbraucht? Das ist allerdings –«
    »Nein, nein, Euer Ehren. Ich rede von Schlägen und seltsamem Verhalten –«
    »Hören Sie auf, Alex, durch diese Charakterisierung das Gericht vorab zu beeinflussen. Sie bewegt sich auf dünnem Eis, Euer Ehren.«
    »Der Junge war großteils Zeuge des Geschehens unmittelbar vor der Vergewaltigung. In gewissem Sinne war er die Waffe, mit der der Angeklagte Ms. Vallis dazu zwang, ihm zu Willen zu sein. Wenn Peter mich nicht dauernd unterbrechen würde, könnte ich es Ihnen erklären.«
    Moffett überflog erneut die Anklageschrift. »Wie sieht’s aus, Peter? Sind Sie willens, die geringfügigere Anklage wegen Kindeswohlgefährdung zu akzeptieren und uns allen einen Haufen Ärger zu ersparen?«
    »Auf keinen Fall. Ms. Cooper hat nichts in der Hand. Sie hat noch nicht einmal mit dem Jungen gesprochen. Er wird nicht gegen seinen eigenen Vater aussagen.«
    »Stimmt das, Alexandra?« Moffett wanderte unruhig auf und ab. Er wollte zurück in den Gerichtssaal, bevor die potenziellen Geschworenen ungeduldig wurden.
    »Können wir nicht einen Gang zurückschalten, Peter?«, fragte ich. »Euer Ehren, diesen Punkt würde ich gerne mit Ihnen besprechen, bevor wir den nächsten Schritt tun.«
    »Was gibt es da zu besprechen?«
    »Ich hätte gerne, dass Sie den Jungen vorladen, damit ich ihn noch vor meinem Eröffnungsplädoyer vernehmen kann.«
    »Warum? Wo ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Ehren. Das Jugendamt hat ihn Mr. Tripping zum Zeitpunkt seiner Verhaftung weggenommen. Man hat mir nicht gestattet, mit ihm zu sprechen.« Nach Einreichung der Anklageschrift hatte das Jugendamt Trippings zehnjährigen Sohn bei einer Pflegefamilie in Queens untergebracht.
    »Euer Ehren«, sagte Peter, der Moffetts offensichtliche Verärgerung spürte, »sehen Sie, was ich meine? Sie hat den Jungen noch nicht einmal zu Gesicht bekommen.«
    »Warum ist er nicht bei seiner Mutter?«
    Peter und ich antworteten gleichzeitig. »Sie ist tot.«
    Peter fügte hinzu: »Sie hat ein paar Monate nach seiner Geburt Selbstmord begangen. Eine typische Wochenbettdepression, die immer schlimmer wurde.«
    »Tripping war zu der Zeit beim Militär, Euer Ehren. Die Tatwaffe war eine seiner Pistolen. Ich habe mit den Ermittlern gesprochen. Sie glauben, dass er abgedrückt hat.«
    Moffett zeigte mit dem kleinen Finger auf mich und grinste gleichzeitig Peter Robelon an. »Hab ich’s nicht gesagt? Sie hätte ihn wegen Mordes anklagen sollen. Für ihre Verhältnisse hält sich Ms. Cooper ganz schön zurück. Und was soll ich jetzt mit dem Wust anfangen, den Richter Hayes da an mich abgetreten hat? Was verlangen Sie noch?«
    Peter kam mir mit seiner Antwort zuvor. »Alex, Sie wissen, dass eine Vertagung für mich nicht in Frage kommt. Sie wollten den Prozess, Richter Hayes hat den Fall weitergeleitet, und mein Mandant möchte die ganze Angelegenheit endlich hinter sich bringen.«
    »Hört sich an, als ob wir erst noch ein paar Interna klären müssten, bevor wir mit der Geschworenenauswahl beginnen«, sagte Moffett. »Vorschlag: Wir gehen zurück in den Gerichtssaal, damit ich die Geschworenen begrüßen und ihnen einen Zeitplan geben kann. Dann stelle ich Sie beide und den Angeklagten vor und sage ihnen, dass sie bis morgen vierzehn Uhr entlassen sind, weil wir am Vormittag noch etliches unter uns klären müssen. Haben Sie eine Zeugenliste für
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