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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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Zigarrenstummel aus dem Mund zu nehmen. »Sie verlieren Ihren Charme, Alex. Wer hätte gedacht, dass ein Häftling die Freiheit einem Teestündchen mit Ihnen vorzieht? Wie ungewöhnlich war Ihr Arrangement?«
    »Nicht sehr ungewöhnlich. Das übliche Hin und Her. Er weigerte sich, den Cops zu erzählen, was genau er anzubieten hatte, und wollte erst von mir persönlich hören, was ich für ihn tun könnte. Ich wollte nicht darüber reden, bevor ich nicht wusste, was er hatte.«
    »Irgendwelche Versprechungen?«
    »Natürlich nicht. Ich war ziemlich skeptisch.« Informanten wie Bessemer brachten solchen Fällen oft mehr Schaden als Nutzen. Er hatte zu lange gewartet, als dass sein Angebot noch aufrichtig wirkte, und es war ebenso wahrscheinlich, dass er mich zum Narren hielt wie dass er tatsächlich wertvolle Informationen hatte. Nachdem ich nicht wusste, über welche Informationen er womöglich verfügte, konnte ich ihm ein Treffen nicht abschlagen, aber ich hatte nicht vor, meine Zeit damit zu vergeuden, auf seine Spielchen einzugehen. Informanten waren das schwächste Glied der Gefängnisbevölkerung.
    »War es das Risiko wert, ihn auf dem Weg hierher entkommen zu lassen?«, fragte Battaglia.
    »Nicht im Geringsten, Boss. Aber in meinen über zehn Dienstjahren ist mir so etwas noch nie zu Ohren gekommen. Ich habe Dutzende Male Gefangene hierher bringen lassen – das haben wir alle. Dass so etwas passiert, war völlig unvorhersehbar.«
    »Ihr Fall stand vor Bessemers Anruf bei der Polizei schon nicht zum Besten. Daran hat sich nichts geändert.« Er lächelte breit. »Ich habe gerade mit Richter Moffett gesprochen. Er möchte, dass ich Ihnen ins Gewissen rede, vernünftig zu sein.«
    Ich lächelte zurück. Das war etwas, das Paul Battaglia nie tun würde. Falls ich den Angeklagten für schuldig hielt und der Meinung war, das beweisen zu können, dann waren mir durch Paul nie die Hände gebunden. Hauptsache, ich tat das Richtige. Das war einer der Gründe, warum ich so gerne für den Mann arbeitete.
    »Hat er Sie deswegen angerufen?«
    »Zum Teil. Er will wissen, was bei dem Fall für Peter Robelon herausspringt. Wie kann sich Tripping seine Honorare leisten?«
    Robelon war Partner in einer kleinen, exklusiven Anwaltskanzlei, die sich auf Wirtschaftsrecht spezialisierte. Seine Honorare gehörten zu den höchsten in New York – 450 Dollar die Stunde.
    »Ich glaube, die Familie hat Geld. Trippings Mutter starb vor ungefähr einem Jahr, wenige Monate, bevor das alles passierte. Sie hatte bis dahin ihren Enkelsohn großgezogen. Sie hat dem Angeklagten ihr gesamtes Vermögen vermacht.« Ich hatte in den Bankunterlagen nichts Ungewöhnliches entdecken können.
    »Interessant, aber nur, falls ihr Geld gereicht hat, um den Honorarvorschuss und die Prozesskosten abzudecken.« Battaglia hielt inne. »Robelon hat Dreck am Stecken, Alex. Ich weiß, wovon ich rede. Seien Sie vorsichtig!«
    »Könnten Sie sich etwas klarer ausdrücken?« Peter Robelon war oft als möglicher Gegenkandidat von Battaglia bei den nächsten Wahlen ins Gespräch gebracht worden.
    »Vorerst nicht.« Battaglia hütete seine Informationen wie ein Adler seinen Horst. Die Tatsache, dass ich seit einem Jahr mit einem Fernsehreporter liiert war, machte es noch unwahrscheinlicher, dass er mir etwas Heikles anvertrauen würde, das für seine politische Zukunft eine Rolle spielen könnte. »Wusste Peter über diesen Bessemer Bescheid? Könnte er irgendetwas mit seiner Flucht zu tun haben?«
    Ich war total unvorbereitet auf diese Frage. »Das ist mir nie in den Sinn gekommen.«
    »Nun, Alex, dann denken Sie mal darüber nach. Und falls Sie mit Ihrem Fall baden gehen, dann bitte schnell. Wir haben diesen Herbst viel zu tun, und ich hätte gerne Ihre Hilfe bei der Ausarbeitung der Gesetzesvorschläge für – die nächste Legislaturperiode.«
    Ich ging zurück in mein Büro, wo Mercer noch immer versuchte, von meinem Schreibtisch aus telefonisch etwas in Erfahrung zu bringen.
    Ich signalisierte ihm, sitzen zu bleiben, nahm ihm gegenüber Platz und wartete, bis er das Gespräch beendet hatte. Hinter mir klopfte es an der Tür, die einen Spaltbreit offen stand. Es war Detective Chapman. An den Türpfosten gelehnt, lächelte er mich breit an und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein dichtes schwarzes Haar.
    »Hey, Coop. Was gibst du mir für eine ›Sie-kommen-aus-dem-Gefängnis-frei‹-Karte? Nur leicht abgenutzt von dem wieselflinken Kevin Bessemer.«
    Ich sah
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