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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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Mercer an. »Warum habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich gleich zu hören bekomme, wie blöd ich war, auf Mr. Bessemers Hilfsangebot hereinzufallen? Verdanke ich Mikes Erscheinen der Tatsache, dass du nicht mehr weißt, wen du sonst noch um Hilfe bitten kannst?«
    Vor seinem Wechsel zur Sonderkommission für Sexualverbrechen vor einigen Jahren hatte Mercer Wallace zusammen mit Mike in der Elite-Einheit von Manhattan North gearbeitet. Aber wie ich blühte Mercer erst richtig auf, wenn wir mit unserer Arbeit den Opfern von Gewaltverbrechen helfen konnten. Mike hingegen bevorzugte – ebenso wie die Geschworenen, von denen Moffett gesprochen hatte – Mord. Kein emotionaler Ballast und keine traumatisierten Vergewaltigungsopfer, denen man das Händchen halten oder die man heil durch das Kreuzverhör schleusen musste.
    »Du weißt, er ist mein Mann, wenn alle Stricke reißen, Alex.«
    »Lädtst du uns zum Abendessen ein, falls ich habe, was du brauchst?«, fragte Mike.
    »Was ich brauche, ist, dass Kevin Bessemer sich beim nächsten Streifenpolizisten nach dem Weg in mein Büro erkundigt.«
    »Mercer, was haben dir die Jungs aus Brooklyn erzählt, wo es passiert ist?«
    »Sie sagten, sie seien gerade die Abfahrt von der Triboro-Brücke heruntergekommen. Vor ihnen hatten sich vier Autos ineinander verkeilt –«
    »Und während sie dem armen Schwein von der Straßenverkehrswacht dabei zusehen, wie er das Chaos beseitigt, hüpft Kevin aus dem Drogenmobil und verschwindet, so weit ihn die Füße tragen, durch den Sonnenuntergang in sein altes Viertel? Ist es das, was du gehört hast?«
    »Hör zu, Mike, falls du andere Informationen hast, dann raus damit«, sagte ich. »Lass mich ein paar Punkte bei Battaglia sammeln, damit er dem Polizeipräsidenten Rede und Antwort stehen kann.«
    »Willst du’s wirklich wissen? Diese Dödel vom Drogendezernat haben versucht, Kevin das Ganze noch schmackhafter zu machen. Sie haben ihm auf dem Weg hierher einen kleinen Umweg genehmigt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Walter DeGraw. Sein kleiner Bruder ist in der Einheit.« Vielleicht machte Mike doch keine Scherze. DeGraw war absolut zuverlässig.
    »Einen Umweg wohin?«
    »Scheint so, als ob Bessemer jedes Mal, wenn sie was von ihm wollen, viel kooperativer ist, nachdem er ein fettes Brathähnchen und einen netten Fick hatte. Sie haben einen Boxenstopp in der Wohnung seiner Freundin eingelegt. 112. und Second Avenue.«
    »Das ist nicht dein Ernst!« Ich war außer mir.
    »Es war nicht das erste Mal. Die Cops sitzen am Küchentisch, knabbern an ihren Chicken Wings und schauen in die Glotze, während Bessemer angeblich im Schlafzimmer seinen sexuellen Frust abbaut.«
    »Und in der Werbepause?«
    »Das Fenster stand sperrangelweit offen. Das Bett war unberührt. Die Feuertreppe führt fünf Stockwerke nach unten in eine schmale Gasse hinter der Sozialbausiedlung. Bessemer und seine Tussi hatten sich aus dem Staub gemacht.«

3
     
    »Die ›Final-Jeopardy‹-Kategorie des heutigen Abends ist Astronomie«, verkündete Alex Trebek, der Moderator der Gameshow. Mike hatte mich kurz vor halb acht den Gang hinunter ins Büro der Presseabteilung gelockt und dort den Fernseher eingeschaltet.
    »Stiehl mir nicht die Zeit! Ich muss noch was tun, damit ich endlich nach Hause gehen und mich ausschlafen kann.«
    »Immer langsam, Blondie! Kneifst du, weil du im College keine naturwissenschaftlichen Kurse belegt hast? Ich doch auch nicht. Aber ich hab letztens etwas Zeit im Planetarium verbracht, erinnerst du dich?« Mike zwinkerte mir zu. »Was meinst du, Mercer, jeder zehn Kröten?«
    Wir drei hatten die Angewohnheit, auf die »Final-Jeopardy«-Frage zu wetten, wenn wir um diese Uhrzeit zusammen waren, egal ob auf einem Polizeirevier, in einer Bar oder an einem Tatort.
    »Mit einem Groschen bin ich dabei«, antwortete Mercer, und ich nickte, während die drei Kandidaten ihre Einsätze über mehrere tausend Dollar abgaben. »Was hast du mit Paige Vallis verabredet, Alex? Willst du, dass ich sie morgen Nachmittag mitbringe, damit du dich mit ihr unterhalten kannst?«
    »Nein, wir werden morgen noch nicht bei ihr landen. Ich habe letztes Wochenende so viel Zeit damit verbracht, sie vorzubereiten, dass sie startklar sein dürfte. Falls wir bis Freitagmittag auch nur annähernd mit der Auswahl der Geschworenen fertig sind, können wir sie immer noch holen. In der Zwischenzeit soll sie lieber einen Bogen um mein Büro machen und ihrem gewohnten Tagesablauf
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