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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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Abschluss in Anglistik am Wellesley College und das Jurastudium an der Universität von Virginia – und sie gab mir die Mittel, um mein Apartment auf der Upper East Side und mein geliebtes Farmhaus auf Martha’s Vineyard zu unterhalten.
    Aber es war das Engagement meines Vaters im sozialen Bereich gewesen, das mich inspirierte, als Anwältin einen ähnlichen Weg einzuschlagen und mich nach meinem Uniabschluss vor zwölf Jahren bei der New Yorker Bezirksstaatsanwaltschaft zu bewerben. Ich hatte vorgehabt, fünf oder sechs Jahre dort zu bleiben und dann in eine private Kanzlei zu wechseln. Doch während ich die üblichen Stationen meiner Referendariatszeit durchlief, faszinierte mich die Arbeit der Abteilung für Sexualverbrechen. Die nie endenden Herausforderungen – juristischer, ermittlungstechnischer, wissenschaftlicher und emotionaler Art – schlugen mich in ihren Bann und bestärkten mich in meinem Entschluss, mir innerhalb dieses erst seit einer Generation bestehenden Zweigs der Rechtssprechung ein berufliches Zuhause zu schaffen.
    Wir verließen den Drive und mussten einmal um den Block fahren, bevor Mercer einen Parkplatz auf der Second Avenue fand.
    Mike stand mit Giuliano, dem Besitzer des Restaurants, auf dem Gehsteig. Beide schienen den warmen Septemberabend zu genießen.
    » Ciao, Signorina Cooper. Come sta? Wie war Ihr Urlaub?« Er hielt uns die Tür auf und führte uns zu dem Ecktisch am Fenster, wo uns Adolfo unsere Plätze zuwies und anfing, die Tageskarte zu kommentieren.
    »Gut, danke. Und Italien?«
    » Bellissima , wie immer. Fenton«, rief er dem Barkeeper zu. »Dewar’s on the rocks für Ms. Cooper. Doppio . Und deinen besten Wodka für die Herren. Auf Kosten des Hauses.«
    »Du solltest öfter verreisen, Coop. Giuliano freut sich so, dich wieder zu sehen, dass er seinen Stoff umsonst rausrückt. Das ist eine Premiere.«
    Ich bestellte das Kalbsschnitzel von der Tageskarte mit einer Garnitur aus Raukensalat und gehackten Tomaten, Mercer Wurst und Paprika mit Fettucine und Mike den Hummer fra diavolo.
    »Wie geht es Valerie?«, fragte ich.
    »So weit ganz gut. Sie vergräbt sich derart in ihre Arbeit, dass wir momentan kaum Zeit füreinander haben.« Mike war seit einem Jahr mit einer Architektin befreundet, die an der Planung der Umgestaltung des Museum of Modern Art beteiligt war. Sie hatten sich im Sloan-Kettering Hospital kennen gelernt, wo Mike Blut gespendet hatte und Valerie nach einer Mastektomie in Nachbehandlung gewesen war.
    »Wie war euer Besuch in Kalifornien?« Valerie hatte Mike am Labor-Day-Wochenende ihrer Familie in Palo Alto vorgestellt.
    »Na ja, Professor Jacobson hat sich für seine Tochter vermutlich etwas anderes vorgestellt als einen Kriminaler aus New York City, aber die alte Dame hat es ziemlich gut aufgenommen.«
    Michael Patrick Chapman war der Sohn eines legendären Straßenpolizisten, eines irischen Einwanderers der zweiten Generation, der seine Frau während einer Nostalgiereise in der alten Heimat kennen gelernt hatte. Nach sechsundzwanzig Jahren hatte Brian seine Waffe und Dienstmarke endgültig abgegeben – und war zwei Tage darauf an einem massiven Herzinfarkt gestorben. Mike schloss sein Studium im darauf folgenden Jahr ab, bewarb sich aber noch vor seiner Abschlussfeier für die Polizeiakademie. Er wollte in die Fußstapfen seines von ihm vergötterten Vaters treten und machte sich bereits in seinem ersten Jahr durch eine wichtige Verhaftung in einem Drogenfall einen Namen.
    Ich hob mein Glas und stieß mit Mike und Mercer an. In den letzten zehn Jahren waren diese beiden Männer meine engsten Freunde geworden. Sie hatten mir die kreativen Ermittlungstechniken beigebracht, die sie selbst meisterlich beherrschten, sie stärkten mir den Rücken, wenn ich in Gefahr war oder irgendwelchen Machenschaften aufsaß, und sie brachten mich auch noch in den dunkelsten Momenten meines Lebens zum Lachen.
    Das Abendessen war locker und leger. Wir unterhielten uns über unser Privatleben und erzählten Mike die Details des Tripping-Falls. Da ich früh schlafen gehen wollte, brachte mich Mercer kurz vor zehn Uhr nach Hause; Mike fuhr, gestärkt für seine lange Nachtschicht, in sein Büro, um dort Papierkram zu erledigen.
    Der Portier hielt mir die Tür auf und reichte mir meine Post und die Wäsche, die beim Reinigungsservice abgegeben worden war. Ich fuhr mit dem Aufzug in den zwanzigsten Stock, schloss die Tür zu meiner Wohnung auf und schaltete die Lichter
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